IT’S LAUBER: Sabine Lauber im Gespräch

Die Verwendung von Schmuck geht auf die Anfänge der Menschheit zurück: Vor 100'000 Jahren schmückten und bekleideten sich die Menschen bereits schon mit Muscheln und Leder. Sabine Lauber verarbeitet das urchige Material zu beinahe futuristischen Einzelstücken. Wir besuchten Sabine in ihrem Atelier IT'S LAUBER an der Basler Hammerstrasse 90, wo wir einen Einblick in ihre Arbeit und in ihre Gedanken gewinnen konnten.


Sabine, du machst eine ganze Menge, vor allem schönen Lederschmuck. Erzähl doch mal unseren Lesern, was dein Schaffen alles beinhaltet.
Vor allem arbeite ich für mein Label IT'S LAUBER und verarbeite Leder zu Accessoires und zu Schmuck. Im Allgemeinen würde ich sagen, dass ich im weiten Bereich Modedesign über Eventproduktion bis hin zu Szenografie tätig bin. So inszenierte ich eine Installation für die Conto Bar Eröffnung, arbeite hin und wieder für das Institut Mode-Design in Basel und wirke in weiteren diversen kollaborativen Projekten wie zum Beispiel der Textilpiazza in Liestal mit.

Wenn IT'S LAUBER ein Cocktail in der Basler Conto Bar wäre, wie würde dieser aussehen und nach was würde er schmecken?
Dunkel, satt, klar und stark, fruchtig, aber scharf.


Du hast im 2004 das Modedesign Studium an der FHNW in Basel abgeschlossen. Wieso hast du dich für Modeaccessoires und gegen Kleidung entschieden?
Meine erste Armbandserie wurde vor ca. zwei Jahren lanciert. Der Weg dahin war ein langer Prozess. Nach meinem Abschluss wusste ich nicht, dass ich mich selbstständig machen würde, auch habe ich zuerst noch am Institut Mode-Design als Assistenz gearbeitet. Ursprünglich habe ich mit einer kleinen Kleiderkollektion gestartet und parallel dazu noch woanders für mein Einkommen gearbeitet. Der Prozess vom Entwurf zum Prototyp bis zum Endprodukt ist sehr zeit-, material- und energieintensiv, was mich auf verschiedenen Ebenen nicht ganz erfüllte. Also versuchte ich das Ganze zu entschleunigen und mich nur auf ein Produkt und ein Material zu konzentrieren, um mich diesem völlig hinzugeben.


Hast du auch mit anderen Materialien geliebäugelt?
Nein, das Material Leder zieht mich nach wie vor an und ich habe noch kein alternatives Material gefunden, welches mich gleichermassen fasziniert. Dabei ist mir auch sehr wichtig, mich mit dem Material und dessen Herkunft auseinanderzusetzen. So verarbeite ich ausschliesslich aus der Schweiz und dem umliegenden Europa stammende Lederhäute zu Schmuck.


Was macht guten Schmuck aus?
Schmuck sollte nicht stören und nicht aufgesetzt wirken, sondern mit dem Kleidungsstil der Trägerin oder des Trägers verschmelzen und so deren Typ unterstreichen.

Was sind deine absoluten Lieblingsteile aus deiner Kollektion?
Die Kollektion funktioniert als Baukastensystem. Das bedeutet, dass einzelne Teile sowohl als Einzelstück funktionieren als auch mit zusätzlichen Elementen erweitert werden können. So kann je nach Wunsch, Bedürfnis, Stil oder Gelegenheit der Schmuck individuell angepasst und verändert werden. Einer meiner Favoriten ist der Kragen. Er ist Schmuck und kann gleichzeitig zu einem Kleidteil werden. So manche schlichte Kleider bekommen durch die Schmuckteile eine einzigartige Wirkung, ohne diese für immer anzunehmen.


Zu welchen Anlässen oder Orten trägt man den Schmuck von IT’S LAUBER?
Mein Schmuck ist nicht an bestimmte Gelegenheiten oder Orte gebunden. Er soll immer getragen werden können, ich sehe ihn als alltäglich und es gibt nicht eine bestimmte Tageszeit dafür. Im Allgemeinen ist es wohl eher eine Frage des persönlichen Stils und der Art und Lust, wie man sich täglich kleidet. Basel dürfte da mutiger und experimenteller werden.

Wenn IT'S LAUBER eine Urlaubsdestination wäre, wie würde diese ausschauen?
Ein hohes Gebirge mit weiter Rundumaussicht.

Gibt es Länder oder Städte, denen du eine Affinität zu Mode und Accessoires unterstellen würdest?
Die Schweiz und ihre Städte sind halt viel kleiner verglichen mit anderen Ländern und ihren Grossstädten wie zum Beispiel Berlin, London oder gar New York oder Tokyo, somit sind auch die Anzahl Menschen weniger, die sich auf Anhieb angesprochen fühlen oder mutig sind.

Wer kauft bei dir ein?
Meine Kunden schätzen Produkte, welche schönes Material, sorgfältige Verarbeitung und faszinierendes Handwerk in sich verbinden. Es sind Leute, die neugierig auf etwas Neues sind, sich gerne überraschen lassen und Lust haben dieses Neue auch auszuprobieren.


Hast du eine wichtige Lektion im letzten Monaten, in den letzten Jahren, gelernt?
Ich habe gelernt, dass eine Einschränkung nicht einengend sein muss sondern die Konzentration verstärken kann und den Fokus und somit die Aussage schärft. Seit ich mich auf Schmuck aus einem Material, dem Leder, beschränke, fallen mir die verschiedenen Arbeiten rund um mein Label und die Kommunikation über meine Produkte viel leichter. Dadurch habe ich auch eine beruhigende Gelassenheit und Sicherheit gewonnen.


Wen würdest du gerne mal mit deinem Schmuck ausstatten?
Ich durfte die Sängerin Debrah Scarlett schon mal mit meinem Schmuck ausstatten. Sie hat einen wunderbaren eigenen Stil und mein Schmuck steht ihr ausserordentlich gut. Toll fände ich es, wenn ich noch weitere Musikerinnen für meinen Schmuck gewinnen könnte. Sei es für kleinere oder grosse Bühnen, da kommen mir spontan Namen wie Nadia Leonti, Patti Smith oder Björk in den Sinn.

Was sollte jede Frau in ihrem Kleiderschrank haben?
Ein paar sehr bequeme, chice, flache Schuhe und bequeme, super sitzende Unterwäsche – diese beiden Dinge empfinde ich als sehr wichtig.


Von was sollte sich jede Frau verabschieden?
Von der Eigenschaft unüberlegt und quantitativ einzukaufen. Übrigens nicht nur die Frauen, alle sollten sich davon verabschieden. Denn es ist heute wirklich wichtig, sich zu hinterfragen, welche Materialien verwendet worden sind, woher diese stammen und unter welchen Bedingungen produziert wurde..  


Wenn du eine ausserirdische Begabung wünschen dürftest, was wäre diese?
Das ist einfach: Zaubern!

Dein Lebensmantra?
Alles zu seiner Zeit, in seiner Zeit. Zeit nehmen und Zeit geben. Dies versuche ich zu leben. Dies ist mein Lebensmantra für die Arbeit sowie auch fürs Private, besonders auch für zwischenmenschliche Beziehungen.  

Wie wär's mal mit...
...sich Zeit nehmen für sich, und etwas unternehmen was schon lange ansteht?



IT’S LAUBER kreiert nicht nur zeitlosen handgefertigten Schmuck sondern steht auch für einen bewussten Umgang mit Materialien. Alle, die ihren Körper mit diesen Unikaten zieren möchten, sollten es nicht missen bei Sabine vorbeizuschauen, denn wir haben die Zeit und das Gespräch sehr genossen und dabei auch noch ein leckeres Raketen Wasserglacé abgestaubt. Herzlichen Dank!



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von Derya Cukadar
am 02.11.2015


Fotos
© Oliver Hochstrasser für Wie wär's mal mit

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