Ooid Store in der St. Johanns-Vorstadt

Stille Wasser sind tief, sehr tief - und genau in dieser Meerestiefe, ganz unten am Meeresgrund bilden sich wunderbare Dinge: die so genannten Ooid Steine.
Vom griechischen Wort “oon” - zu Deutsch “Ei” - abstammend verweist der Name auf die kugelig-ovale erbsengrosse Form dieser interessanten Mineralkörper, die sich mehrschichtig aus Anwachsschalen bilden. Das Interessante dabei: der Kern im Innern ist ganz andersartig, ungleich der äusseren Schalenschichten, welche die sanfte Bewegung des Wassers brauchen, um ihre runde Form anzunehmen und um überhaupt entstehen zu können.


Zum Glück müssen wir nicht bis an den Meeresgrund tauchen, um verborgene Schätze zu finden, denn Basel bietet uns eine zeitlose Lagune des guten Geschmacks und gleichzeitig einen Ort der kreativen Begegnung: den Ooid Store in der St. Johanns-Vorstadt 33.


Spontan schlagen wir also eine Brücke vom Kleinbasel ins Grossbasel, genauer: die Johanniterbrücke vom Marinsel an der Feldbergstrasse direkt in die wunderschöne St. Johanns-Vorstadt zu dem noch frischen, erst am 29. August 2014 eröffneten Ooid Store.
Charmant platziert zwischen der Kunstgalerie Katapult und dem Blumenladen Fleurs De Bâle öffnet uns die Inhaberin Marianne Mumenthaler liebevoll die Tür zu ihrem noch ganz neuen Baby Ooid. Sie hat viel Liebe zum Detail und das Herz am richtigen Fleck: Wir trafen Marianne zu einem Gespräch über den Ooid Store, ihren Bezug zu Basel sowie das Modebewusstsein in der Schweiz. Was Spannendes dabei herauskam, könnt ihr im Folgenden nachlesen.


Liebe Marianne, wenn du deinen in Basel etablierten Laden Marinsel in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären dies?
Das Marinsel existiert mittlerweile bereits seit 8 Jahren und hat während dieser Zeit stets spannende Wandlungen durchgemacht. Im Moment würde ich es als bunt, frisch und sympathisch beschreiben.

Und wie sieht’s mit drei Worten zu deinem neuen Ooid Store aus?
Im Gegensatz zu Marinsel ist Ooid eher zurückhaltend, dennoch aber spannend und jung. Meine Handschrift findet sich in beiden Läden wieder, da ich die Vielfalt mag und gerne unterschiedliche Facetten von mir auslebe. Zurzeit fühle ich mich im Ooid Store sehr geborgen und finde es eine wunderbare Ergänzung zu Marinsel. Ich freue mich riesig, unweit vom Marinsel einen zweiten Standort in Basel eröffnet zu haben und bleibe gespannt, wohin mich diese Reise führt!


Wer gehört zu deiner Kundschaft?
Meine Kunden sind unterschiedlichen Alters, kommen aus allen möglichen Berufszweigen und sind sehr abwechslungsreich und interessiert. Natürlich habe ich meine Stammkundschaft vom Marinsel beibehalten, doch ich treffe hier auch auf viele Neukunden und bin gespannt, wie sich die Zukunft entwickelt.
Mir gefällt es natürlich auch sehr, dass das Marinsel gleich am anderen Ufer des Rheins liegt und sich meine Kundschaft somit rasch zwischen beiden Läden bewegen kann.
Menschen, die meine Sachen gerne anprobieren und offen dafür sind, Neues zu entdecken, fühlen sich hier sehr geborgen. Falls mein Laden deine Neugierde auf irgendeine Art und Weise weckt, bist auch du herzlich willkommen!


Warst du schon immer im Modebereich tätig?
Ganz und gar nicht. Ich fing zuerst als Schrift- und Reklamegestalterin unter anderem mit der Siebdrucktechnik an und bewegte mich somit eher im grafischen Bereich. Daraufhin fing ich ein Grafik- und Mediendesignstudium an der F+F in Zürich an, welches ich jedoch nicht beendete. Stattdessen arbeitete ich in einer Stempelfabrik und bei Züritourismus als Grafikerin, sowie 10 Jahre in einer Druckerei in der Druckvorstufe.
Klar schulte ich dabei mein visuelles Auge und hatte auch schon damals grosses Interesse an Objekten und schönen Gegenständen - der Bereich Mode wuchs mehr und mehr hinzu, völlig ungeplant und spontan. Vielleicht habe ich meine Vorliebe für Textilien und Materialien auch unbewusst von Zuhause mitgenommen: meine Mutter arbeitete nämlich als Textildruckdesignerin und mein Vater war in der Schuhbranche tätig.



Woher nimmst du deine Inspirationen für die Auswahl des Sortiments?
Mich inspirieren nebst Design und Kunst auch die unterschiedlichsten Dinge im ganz normalen Alltag. Einen Lieblingsdesigner oder Inspirationsort habe ich deshalb nicht wirklich. Eher filtere ich aus der täglichen sinnlichen Reizüberflutung das für mich Wesentliche heraus und wähle anhand dessen mein Sortiment selektiv und mit Anspruch auf gute Qualität aus.
Im Ooid Store findet sich dadurch eine breite Mischung an etablierten internationalen Marken wie Won Hundred sowie Schweizer Designern wie Berenik oder Franziska Luethy, die ich persönlich kenne. Sei es England, Italien, Holland oder Skandinavien: eine Marke oder ein Produkt wähle ich immer anhand meines persönlichen Bezugs zum Objekt selber aus und diese Wahl ist meist unabhängig von dessen Standort. Oft stosse ich auch auf interessante Brands, die in Basel noch nicht oder nur selten vertreten sind.

Ich versuche Dinge einzukaufen, die zeitlos sind und nach Jahren noch gerne getragen werden. Menschen, die ihren Stil gefunden haben, kommen gerne hierher und können die Kleidung dank der guten Qualität zufrieden über mehrere Saisons tragen.

Dass meine auserlesenen Brands trotz der Vielfalt alle ihren gleichberechtigten, wertvollen Platz im Ooid Store finden, war mir ein grosses Anliegen. Ooid ist deshalb bewusst klar und reduziert konzipiert, um jedes Designerstück angemessen ausstellen zu können.



Wer war zuständig für die wunderschöne Umsetzung im Ladeninnern?
Das Innere lebt von einer freundschafltichen Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Beteiligten aus meinem Umfeld. Für die Innenarchitektur war Luiz Ablisser (siehe auch: Plattfon und Stampa Galerie) gemeinsam mit dem Architekturbüro Conen Sigl am Werk. Die typografische Umsetzung stammt vom Basler Grafiker Dan Solbach und die schönen Bilder hat Fotografin Gina Folly geknipst, mit welcher ich ebenfalls befreundet bin.
Es steckt viel Verbundenheit mit meinem Umfeld in der Umsetzung des Ooid Stores, weshalb ich mich in diesem Ambiente sehr wohl fühle!




Wie klingt es momentan im Ooid Store?
Das aktuelle Album The Pink Caves der Berliner Band Fenster höre ich zurzeit viel im Ooid Store. Es passt sehr gut als Hintergrundmusik.


Hast du deine persönlichen Lieblingsobjekte?
Im Moment habe ich Freude an allem - es ist wie ein spannender Neubeginn für mich.
Wenn ich dennoch aktuelle Highlights nennen müsste, wären dies die folgenden Drei:
Die wunderbaren Sonnenbrillen von Mondelliani kommen aus Rom. Aufmerksam darauf gemacht wurde ich von einem Freund, der dort Urlaub gemacht hat und mit der Empfehlung genau meinen Geschmack traf.
Berenik ist eine Schweizer Designerin aus St. Gallen und gleichzeitig eine Freundin von mir, die in New York lebt und ausgetüftelte und doch klare Schnitte mit wunderbaren Prints in ihren Kleidern verbindet. Das Handwerk sitzt und die Liebe zu qualitätsgeladenen Textilien lässt sich wortwörtlich beim Anfassen der Kleider spüren.
Und zu guter letzt: die japanische Marke Porter. Auf meiner letzten Japanreise im April 2014 stiess ich in Tokyo auf diese Taschen, die ich nun selber im Ooid präsentieren kann - in Tokyo ist die Marke eine ganz grosse Nummer; so gross sogar, dass die Kunden bei neuen Releases stundenlang anstehen.



Basel oder Zürich: Wieso ist es für dich ausgerechnet in Basel am schönsten?
Man vergleicht in Sachen Mode noch schnell mit Zürich. Ich habe selber auch schon in Zürich gelebt und es gefiel mir da sehr gut! Nun seit 14 Jahren in Basel wohnhaft, war es für mich klar, an meinem Wohnort ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Zürich hat ein ausgeprägtes Bewusstsein für Modeerscheinungen: Neues wird dort mit viel Offenheit ausgelebt und gekauft - da schläft natürlich auch die Konkurrenz nie! Es ist eher flüchtig und schnelllebig.
Basel ist da anders und hat über die Jahre hinweg einen ganz eigenen Wandel durchgemacht. Im Gegensatz zu Zürich spüre ich hier, dass man nicht immer das Neuste haben muss und sich nicht in der Masslosigkeit verliert. Man kann gerne seinen Lieblingspulli auch ungeniert 2-3 Saisons tragen und neu kombinieren, ohne das Gefühl zu bekommen, etwas zu verpassen - ich begrüsse das sehr! Nicht die Menge an Dingen, die man besitzt, ist entscheidend für deren Wert, vielmehr zählt eine zeitüberdauernden Qualität an sorgfältig auserlesenen Lieblingsstücken, die ihren Charme über Jahre hinweg nicht verlieren.

Hier in der St. Johanns-Vorstadt tummeln sich viele Architekten und Grafiker und es hat ein tolles Angebot an schönen Restaurants, Galerien und Bars - ein sehr lebhaftes Quartier. Meine Nachbarn kamen mit Geschenken vorbei, um den neu eröffneten Ooid Store und mich herzlich willkommen zu heissen - dies war ein sehr schönes Erlebnis!
Ich schätze das Entschleunigte und Gemütliche an den Baslern sehr. Und dennoch befindet sich das sympathische Städtchen stets in einem spannenden Wandel: Gewisse Dinge verschwinden, dafür werden an anderen Ecken neue interessante Sachen ins Leben gerufen. Und eine Kleinstadt hat auch ihre Vorteile: eng umgeben von meinem immer grösser werdenden Netzwerk macht mir auch meine Arbeit doppelt so viel Spass! Ich würde dies um nichts in der Welt tauschen wollen.



Welches sind privat deine Lieblingsorte und Geschäfte in Basel?
Schmuck am liebsten von Aisso! Jenny Nyfeler ist eine Freundin von mir und macht wunderschöne Accessoires, die sie in Kleinbasel an der Müllheimerstrasse 87 - nähe Matthäus Kirche - in ihrem Aisso Shop verkauft.

Der Fahrradhandel Obst & Gemüse an der Kasernenstrasse 32 hat ebenfalls Charme und ist einen Besuch wert - vor allem in einer derart velofreundlichen Stadt wie Basel.

Meine Sandwiches hole ich mir gerne bei Avant-Gouz an der Hammerstrasse 141 - hier isst nämlich auch das Auge mit!

Und das gemütliche Goldene Fass an der Hammerstrasse 108 geht natürlich immer - ob auf einen Drink oder auf gutes Essen.

Ich liebe das Kleinbasel sehr, weil ich da lange gelebt habe. Zurzeit wohne im St. Johann, wo es ebenfalls lebendig zu und her geht und es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt. Hier habe ich meine Lieblingshandwerker und Schneider bereits gefunden. Weitere spannende Orte in Kleinbasel gibt es beim Verein REH4 zu entdecken und schweizweit ist der Blog Sachenmachen wärmstens zu empfehlen.


Es wird langsam kalt in Basel. Wo kaufst du dieses Jahr deine Weihnachtsgeschenke?
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen - vielleicht schenke ich meinen Freunden deshalb so gerne genussvolle Delikatessen oder Spirituosen. Dieses Jahr kaufe ich in meiner tollen Nachbarschaft ein: im charmanten noch eher unbekannten Lädelchen Spezerei Bodewig in der St. Johanns-Vorstatdt finde ich bestimmt das ein oder andere Geschenk - da gibt’s echt köstliche Sachen!


Ooid ist eine Zeiterscheinung, ein beständiges, sich jedoch durch Bewegung äusserlich stets wandelndes Gestein - sein Inneres bleibt dabei aber immer andersartig. Dieses Gestein ist zudem äusserst rein und überdauert eine lange Zeit.
Der Ooid Store setzt genau dies visuell und inhaltlich wunderbar um: sowohl durch das Gestaltungskonzept als auch durch das darin angebotene Qualitätssortiment.

Wir bedanken uns herzlichst bei Marianne Mumenthaler für das tolle Gespräch und empfehlen euch wärmstens einen Besuch im neuen Ooid Store!



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von Ana Brankovic und Derya Cukadar
am 20.10.2014


Fotos
Ooid Store Innenansichten: Gina Folly
Porträts und Spezerei Bodewig: Ana Brankovic
Journal Agenda: Els & Nel
Logo: Ooid Store

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