Patschifig Bar: Im Gespräch mit Alain Rusconi

Für die kulturelle Nutzung von Freiräumen, für die Wiederbelebung eines abgelegenen Stadtteils, für eine friedliche Koexistenz unter allen Nachbarn – der Basler Hafen steht für diese Werte und wird uns den Sommer bestimmt versüssen. Eine der Perlen auf dem Hafenareal ist die noch junge, charmante Patschifig Bar, welche zum Projekt Holzpark Klybeck gehört. Wir sprachen mit dem Teamleiter Alain Rusconi über den Gastrobetrieb sowie die aktuelle Lage am Basler Hafen.


Was ist das Patschifig?
Das Patschifig ist die erste Bar, die im Rahmen der Zwischennutzung auf dem Holzpark Klybeck (Ex-Migrol Areal) gebaut und eröffnet wurde. In Wochen langer Arbeit und mit viel Schweiss und Liebe wurde es vom Kernteam des Vereins Shiftmode (den Initianten des gesamten Holzpark-Projektes) selbst gebaut. Es ist daher nicht nur Bar, sondern gleichzeitig auch Info- und Verweilort für Besucher, die Macher der vielen bereits existierenden und noch kommenden Projekte auf dem Holzpark, sowie alle Neugierigen und Freiluft-Träumer.


Wie kamt ihr auf den Namen?
Patschifig kommt von Pace / Frieden und wird von den Bündnern als Ausdruck dafür gebraucht, wenn etwas friedlich, zufrieden oder gemütlich ist – die Patschifig Bar soll genau dies auf verschiedenen Ebenen ausstrahlen. Schliesslich war die Startphase der Zwischennutzung aus politischer Sicht alles andere als nur von Frieden geprägt. Ausserdem ist der Name auch ein Dankeschön an unsere Bündner Studenten, die während dem Bauen immer wieder betont haben, wie patschifig es sei, hier am Basler Hafen zu arbeiten.


Weshalb ausgerechnet am Hafen eine Bar eröffnen?
Eine Bar am Wasser, am Basler Hafen weckt ganz viele industrie-romantische Gefühle. Es ist rauh hier, alle Wettertücken sind extrem – die Sonne, der Regen und der Wind. Gleichzeitig aber, ist eine Bar unter dem riesigen, unverbauten Horizont ein Geschenk, welches in Basel eben nur diese Lage ermöglicht. Und ja, da genau dieses Areal für die Zwischennutzung zur Verfügung gestellt wurde, war eine Bar am Hafen schon irgendwie gegeben.


Generationengarten – eine schöne Idee, könnt ihr uns dazu mehr erzählen?
Der Generationengarten Basel ist eigentlich ein eigenständiges Projekt von jungen und älteren Menschen. Diese haben den Verein Generationengarten gegründet und sind die fleissigen Grünen Daumen auf dem Holzpark Klybeck. Da trifft altes, weises Wissen aus der Gärtnerei auf witzige und schräge junge Ideen. Zum Auftakt hat der Verein dem Patschifig angeboten, die Umgebungsfläche der Bar zu bepflanzen.


Der Generationengarten wird allerdings in den nächsten Jahren auch auf dem ganzen Holzpark weiter wachsen und sich hoffentlich zu einem grossen, kreativen und fröhlichen Kollektiv entwickeln. Es sind ab 2016 auch Workshops und Rundgänge mit Schulklassen und Seniorenvereinen geplant.


Holzpark Klybeck – was ist das genau?
Der Holzpark Klybeck ist ein Zwischennutzungsprojekt, welches die Stadt Basel ermöglicht. Indem die Stadt (Immobilien Basel-Stadt) eine 12'500m2 grosse Fläche für mindestens 5 Jahre freigibt und nach einem Auswahlverfahren dem Verein Shiftmode die Gesamtverantwortung überlässt, wird plötzlich ganz viel wieder möglich. Auch wenn die Leute von Shiftmode und die Projektmacher sich an viele Vorschriften halten müssen (Baueingaben, Lärmvorschriften usw.), ist nach dem Ende des NT’s nun endlich wieder Raum für Wildes und kulturell Nicht-Institutionalisiertes da.


Wir von der Patschifig Bar finden Vorschriften zwar anstrengend, gleichzeitig wäre all dies anders gar nicht möglich. Deshalb sind wir froh, dass sich vorwiegend der Verein Shiftmode mit den Behörden rumschlagen muss und wir so den Rücken frei haben, um zu arbeiten, kreativ zu sein und unseren Gästen eine gute Zeit bei uns schenken zu können.


Teamspirit – wieviele Leute arbeiten im Patschifig und was hält diese als Team zusammen?
Wir existieren erst seit zwei Monaten und sind derzeit noch auf der Suche nach neuen Barmitarbeitern, haben jedoch bereits diverse Anfragen bekommen und freuen uns über das Interesse an der Bar. Derzeit besteht unser Team aus 3 Personen: meinem Geschäftspartner, einer Barmitarbeiterin und mir.


Beschreibt eure Gäste in 3 Adjektiven.
Offen, entdeckungsfreudig, glücklich. Während der Scope hatten wir beispielsweise den sympathischen Berliner DJ Mr. Timeless bei uns zu Gast, dieser legte seine Musiksammlung auf und sorgte für eine angenehme Stimmung. Und dass die Welt ein Dorf ist, beweist sein Shirt, dieses ist nämlich vom Basler Verlag Popup Press und wurde von der Luzernerin Lionne Saluz gestaltet – er stiess irgendwo in Berlin darauf.



Wer sind eure Nachbarn auf dem Hafengelände und wie habt ihr es so untereinander?
Auf dem Holzpark sind dies die Sommerresidenz, Chnächt (Foodangebot), diverse Ateliers, ein Pavillon, der gleichzeitig Workshop-Ort ist, die Holzbühne sowie viel Freifläche für Spontanes und Temporäres. Dann gibt es natürlich noch die Landestelle direkt am Wasser. Auf dem Ex-Esso Areal befinden sich Skatebowl, Marina, Freisitz, Frame und ebenfalls viel Freiraum.


Unsere Nachbarschaft und wir sind insgesamt ein buntes gastronomisches und kulturelles Gewusel, welches mit viel Liebe zum Detail den Menschen ein Erlebnis ausserhalb des Kommerziellen und Durchorganisierten bieten möchte. Ein schöner Zufall ist auch, dass wir teilweise privat mit unseren Nachbarn befreundet sind – eine harmonische Koexistenz.


Wo in Basel tummelt ihr euch privat rum?
Zurzeit vor allem im Holzpark Klybeck, weil es immer noch viel zu tun gibt und es Spass macht. Ansonsten diverse Basler Clubs, wie beispielsweise die Kaschemme oder Bars im Freien.

Wagenplatz und Hafendebatte – wie seht ihr es so mit der Koexistenz an kommerziellen Restaurants und den Wagenplatzbewohnern?
Wir sind überzeugt, dass eine Koexistenz grundsätzlich möglich ist – vorausgesetzt, man lässt einander friedlich leben und arbeiten. Toleranz und Respekt ist das Geheimnis dieser schon eher ungewöhnlichen, herausfordernden, jedoch wunderschönen Zusammensetzung hier am Basler Hafen. Wir sind optimistisch und friedlich eingestellt.


In was für eine Zukunft blickt ihr was den Hafen als Kulturstätte anbelangt?
Da ist ganz viel möglich und glücklicherweise Vieles auch noch offen – wir sind zuversichtlich. Es ist gut zu wissen, dass wir und die Projekte, die diesen Ort mitgestalten werden, mindestens bis 2019 bleiben dürfen. Ab 2017 wird der Vertrag dann hoffentlich nochmals neu verhandelt und verlängert. Es erwartet uns auf jeden Fall ein spannender Sommer in Basel.


Wie wär’s mal mit…
...Gemütlichkeit! (Lacht)



Wir danken Alain Rusconi und seinem Team dafür, dass sie sich Zeit für uns nahmen und für den wohl leckersten alkoholfreien Mocktail, mit frischer Minze aus dem eigenen Garten – unbedingt hingehen und ausprobieren. Die Bar ist nur bei schönem Wetter geöffnet.



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von Ana Brankovic
am 22.06.2015


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