Amorph: Die Basler Band im Gespräch

Zu Besuch bei Amorph im Bandraum: Hier übt die mittlerweile sechsköpfige Band für ihr neues Album, das im Herbst erscheinen wird. Bei einem ausführlichen Gespräch konnten einige Einblicke über die Bandgeschichte, ihre Musik und ihren Vibe gewonnen werden. Ihr wollt wissen, wo sich Amorph in Basel meistens herumtreibt und welche lokalen Künstler sie gerne hören? Mehr dazu im Interview:


Wer seid ihr und was macht ihr?
Alain: Wir sind Amorph, wir machen seit 12 Jahren gemeinsam Musik und seit 15 Jahren gemeinsam Freundschaft. In den letzten 12 Jahren haben wir eine grosse musikalische Entwicklung durchgemacht, von Punk über Instrumental hin zu der Musik, die wir jetzt machen. Und schon bald gibt es von uns ein neues Album.

Wie würdet ihr eure Bandkollegen in zwei Worten beschreiben?
Manuel über Alain: Unser Organisator & der Sprecher in der Öffentlichkeit.
Alain über Samuel: Der musikalische Lead & qualitätssichernd.
Samuel über Julian: Genie & Wahnsinn.
Julian über Philipp: Pessimistisch & trotzdem schnell zufrieden.
Philipp über Florian: Konzentriert & hässig.
Florian über Manuel: Ruhig & optimistisch.



Wie könnte man eure Musik beschreiben?
Samuel: Das ist ein bisschen unsere Hass-Frage. Es ist ein Mix aus Verschiedenem – angefangen hat es bei Punk, Ska und Instrumental, vielleicht sogar auch ein wenig Prog-Rock. Schliesslich kam viel Synthie dazu und unser Sound wurde mehr zu Alternative mit Pop-Einflüssen.
Julian: Unsere Musik ist mittlerweile auch ein wenig ruhiger, nicht mehr so heftig.


Wo findet ihr Inspirationen für eure Songs?
Samuel: Eigentlich vor allem im Bandraum. Wir kommen nicht mit fixen Ideen, sondern unsere Musik entsteht in diesen Räumlichkeiten, während stundenlangen Sessions und Diskussionen. Unsere Inspiration kommt auch von jedem von uns sechs, jeder bringt seinen Teil mit ein.
Julian: Es gibt sicher auch direkte Inspirationen von Bands oder Musik, die wir alle gerne hören.



Wenn euer Sound ein Drei-Gang-Menü wäre, was wäre er?
Florian: Wichtig ist vor allem eine lange und ausgedehnte Vorspeise.
Manuel: Unsere Musik wäre auch vergleichbar mit einem Gourmet-Menü, bei dem unterschiedliche Geschmäcker zusammen kommen und bei jedem Song, also Gang, entdeckt man wieder etwas Neues.
Alain: Man könnte Amorph auch mit der Fusionsküche vergleichen, da wir mit ganz unterschiedlichen Bands und Musikrichtungen in Verbindung gebracht werden. Ich denk’ unsere Musik spricht jede Person auf eine unterschiedliche Art und Weise an. Das widerspiegelt auch unseren Anspruch, etwas ganz eigenes zu kreieren, das doch viele verschiedene Leute anspricht.




Welche Meilensteine habt ihr seit der Gründung der Band erlebt?
Alain: Das erste Live-Konzert in Oberwil im Jugi.
Florian: Als wir bei einem Bandcontest das Voting gewannen und mit der Band nach Hamburg gehen durften.
Manuel: Ein weiterer Meilenstein war sicher auch Florians einjährige Abwesenheit. Also im Sinne unserer musikalischen Umwandlung zu dieser Zeit. Es kamen Synthesizer dazu, wir haben begonnen eine etwas andere Art von Musik zu machen.
Alain: Das hat eigentlich den grössten Stilwechsel eingeläutet. Weiter war auch der Bandcontest Sprungbrett, bei dem wir einige Preise abgeräumt haben, ein wichtiges Ereignis.
Manuel: Für mich waren auch die ganzen Anfragen für Live-Auftritte wie z.B. beim Bscene in der Kaserne auf der grossen Bühne oder beim JKF als Mainact Meilensteine in der Bandgeschichte.
Samuel: Schliesslich auch die veröffentlichten EPs Uhrwerk und dreiundzwanzig.
Alain: Und der letzte Meilenstein war sicherlich die Erweiterung der Band durch Julian und die Möglichkeit ein neues Album aufzunehmen, welches dieses Jahr erscheinen wird.




Eure kulturellen Hotspots in Basel?
Alain: Das ändert sich schnell, wir sind oft an Zwischennutzungen anzutreffen und dadurch gibt es für uns immer wieder neue kulturelle Orte, wo wir hingehen.
Manuel: Es gibt schon auch immer einen Hotspot. Zur Zeit ist das sicher das Terrorsamba, Elysia oder früher der Hinterhof. Vorher waren wir auch oft in der Ladybar. Und wie gesagt gibt es in Basel öfter einen Wechsel.
Samuel: Man wird ja auch älter, oder?
Alain: Wo wir hingehen hängt auch meistens davon ab, wo unsere Freunde sind. Wir sind da sehr offen und man lernt dann auch neue interessante Orte kennen.



Welche lokalen Künstler hört ihr selbst am liebsten?
Manuel: The Dons. Die würden wir gerne mal wieder live hören. Oder was ich immer sehr mag ist die Musik von Octanone.
Samuel: Natürlich hören wir auch gerne Manuel Gagneux’s Musik von Birdmask und jetzt neu Zeal & Ardor.



Was sind eure Ziele, wohin möchtet ihr mit eurer Musik noch gehen?
Samuel: Wir wollen auf jeden Fall schauen, wie weit wir jetzt mit dem neuen Album kommen. Wir sind ja auch in einem Alter, in dem es immer schwieriger wird, als Band voranzuschreiten. Deshalb wollen wir nochmal Gas geben und so viele Konzerte wie möglich spielen.
Alain: Wir verlieren natürlich auch diesen Jugendbonus, da spielt man nicht mehr in den Jugis. Je älter man wird, desto grösser werden die Erwartungen an sich selbst. Dieser Erwartungshaltung, die zum Teil auch von Aussen kommt, wollen wir gerecht werden. Ich sehe dieses neue Album als Bilanz, wo wir stehen und wie wir wahrgenommen werden. Wir als Band sind uns bewusst, wo die Grenzen sind und welche Kapazität wir haben, deshalb haben wir auch keine unrealistischen Ziele. Aber wir wollen auf jeden Fall immer in dieser Konstellation Musik machen und freuen uns auch auf die Zeit, die noch kommt.




Worauf können wir uns bei Eurem neuen Album freuen?
Manuel: Eine Stimme. Das ist sicher eines das Hauptmerkmal und der grösste Unterschied zu den bisherigen Songs.
Alain: Genau, es wird auch wieder einzelne Songs geben und nicht wie in früheren Zeiten, wo alles mehr oder weniger am Stück war.
Julian: Es ist auch etwas abwechslungsreicher und hat noch mehr verschiedene Musikstile zu bieten. Das vermittelt auch unterschiedlichere Stimmungen im Vergleich zur bisherigen Musik.
Philipp: Einige Songs sind sicherlich auch etwas strukturierter und aufgeräumter durch den Gesang.
Manuel: Grundsätzlich ist es auch eine ganz andere Art des Songwritings, wenn man keinen Sänger dabei hat. Früher mussten die Instrumente das ausfüllen, was die Stimme jetzt hergibt und dadurch hat sich die Musik auch etwas reduziert.
Philipp: Das ist immer noch die grösste Herausforderung, sechs Personen in der Musik unterzubringen – ohne, dass etwas zu viel ist.
Julian: Erwarten darf man sicherlich geilen Sound.
Alain: Es wird unser erstes Album, es gibt also einiges zu hören und es wird qualitativ sicherlich das Beste, was wir je produziert haben.




Wie würde eure Band heissen, wenn sie nur aus Frauen bestehen würde?
Samuel: Sisteract?

Wie wär’s mal mit...
...einem Konzert, so dass man sich selbst live sehen kann?



Vielen Dank für die Einladung zur Bandprobe und den umfassenden Einblick in eure Bandgeschichte. Wir freuen uns auf das neue Album, viele polarisierende Konzerte und hoffentlich auch bald wieder einmal einen Live-Auftritt zusammen mit The Dons.


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von Laura Schläpfer
am 19.06.2017

Fotos
Ana Brankovic

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