Architekturwoche Basel: Im Gespräch mit Chrissie Muhr und Flurina Cantieni

Dass es bis jetzt bei uns noch keine Architekturwoche gegeben hat, ist eigentlich erstaunlich, denn Basel ist die Architekturstadt der Schweiz schlechthin - mehrere hundert Architektur-, Bauingenieur- und Planungsbüros ballen sich mittlerweile in der Metropolregion Basel. Was die Art Basel für die Bildenden Künste ist, soll nun die erste biennale Plattform für Architektur und Stadtentwicklung in der Schweiz leisten. Wer die Ladies hinter der ersten Ausgabe der Architekturwoche Basel sind und warum das Thema «Reale Räume» wichtiger denn je ist, verrät das Interview mit Chrissie Muhr und Flurina Cantieni.


Hallo zusammen, wer seid ihr und wer und was verbirgt sich hinter der Architekturwoche Basel?
Chrissie: Mein Name ist Chrissie Muhr, ich bin Architektin und die Kuratorin der ersten Ausgabe der Architekturwoche Basel. Die AWB selbst ist eine neue Plattform für Architektur und Stadtentwicklung und soll alle zwei Jahre stattfinden. Für die erste Ausgabe habe ich nun die künstlerische Leitung übernommen und das Thema «Reale Räume» definiert, um damit die Fragen und Herausforderungen unserer gebauten und nicht-gebaute Umwelt konkret in Basel aufzuzeigen. Es waren damals auch Architektur und das Design, die mich 2014 aus Stuttgart hierhergebracht haben.

Flurina: Ich bin Flurina Cantieni, die organisatorische Leiterin der AWB und auch ich wurde von Basels Vielfalt an Kultur und Design angezogen und geprägt. Es ist grossartig, dass wir für die erste Architekturwoche Basel mit einem derart abwechslungsreichen Programm die neue Plattform lancieren dürfen. Nebst unseren eigenen Formaten, sind es mehr als 100 Partnerveranstaltungen mit architekturrelevanten Beiträgen. Darüber hinaus werden während der AWB auch viele unterschiedliche Architektur- und Ingenieurbüros einen Einblick in ihre Praxis geben. Die gesamte Stadt macht quasi mit.


Wo findet man euch, wenn ihr nicht grad für die Architekturwoche arbeitet?
Chrissie: Das ist gerade selten, da wir intensiv in der finalen Vorbereitung sind. Ich nehme die AWB in meinen Gedanken sogar mit auf meine Bahnen in der Schwimmhalle Eglisee. At least, ein blauer realer Raum.

Flurina: Ich nehme mir meine Auszeiten bei einem Goldbarren in der Bäckerei Kult. Kleiner Raum ganz gross.


Warum wurde der Titel «Reale Räume» für die erste Architekturwoche Basel gewählt, wofür steht dieser?
Chrissie: Während der Pandemie hat die virtuelle Seite unseres Alltags eine grössere Bedeutsamkeit erlangt. Zugleich ist uns aber bewusst geworden, wie wichtig reale, physische Räume für unser Leben sind. Architektur in unserem Verständnis, umfasst mehr als nur das Gebaute. Es wurde deutlich, was Architektur für die Gesellschaft heute und morgen leisten kann und muss. Uns geht es um Räume, die eine Vielfalt von Wirklichkeiten und Qualitäten ermöglichen.


Chrissie, welches sind die spannendsten Areale in Hinblick auf Basels Stadtentwicklung und was die aktuellsten Themen, welche die Architektur-Szene momentan beschäftigen?
Chrissie: Mit unserem Thema «Reale Räume», verorten wir die aktuellen Fragen und Herausforderungen konkret an drei Entwicklungsarealen. Auf dem Dreispitz mit «Stadt braucht Freiraum!», im Bachgraben wird «Stadt ist Landschaft!» thematisiert und das Klybeck gibt die Aussicht «Stadt kann Zukunft!». Obwohl die AWB in und um ganz Basel stattfinden wird, werden diese drei Areale die Hauptschauplätze der Architekturwoche im Mai bilden.


Werden diese drei Themen innerhalb der AWB besprochen und falls ja, in welcher Form?
Chrissie: Innerhalb des AWB-Formates «Forum» werden diese Themen und Prozesse durch Areal-Touren am Nachmittag und am Abend während Panel-Diskussionen mit internationalen Experten aus der Architektur-Szene besprochen.

Flurina: Alle Interessierten sind eingeladen, diese Areale zu besuchen und mit den unterschiedlichsten Akteuren in den Dialog zu treten. Nicht jeder kennt das Minigolf auf dem Dreispitz, war schon im Parc des Carrières beim Bachgraben oder in der Padelhalle im Klybeck.

Chrissie: Ausserdem ermöglicht die AWB dem Publikum einen Einblick in laufende Projekte, wie beispielsweise mit der Führung im BaseLink, direkt von SENN, Herzog & de Meuron oder Vogt Landschaftsarchitekten selbst. Aber es lassen sich auch weitere spannenden Formate erleben: gebaute wie der «Basel Pavillon» auf dem Dreispitz, oder auch ungebaute Interventionen wie die «Trouvailles» – die Realen Räume findet man in der ganzen Stadt wieder. Manche geplant, andere überraschend.



Welches sind Eurer Meinung nach Orte oder Bauten in Basel, an denen man als Local zigtausend Mal dran vorbeigegangen ist, aber denen man bisher zu wenig Beachtung geschenkt hat?
Chrissie: Solche Orte werden beispielsweise mit dem Format «Trouvailles» aufgezeigt und wie sie sich als Ökosystem und historische Schichten mit unserer Gegenwart und Zukunftsszenarien verbinden. Du kannst sozusagen den nachgezeichneten Linien folgen, plötzlich mitten in der Stadt im Wasser stehen, oder gleich im Brunnen baden gehen.

Auf welchen Moment während der AWB freut ihr euch am meisten und was dürfen die Besucher*innen von der AWB erwarten?
Flurina: Grad auf die letzte Frage bezogen, sind es auch die Orte, die nicht oder noch nicht sichtbar sind – das Un- oder Nichtgebaute der Stadt. Ich hoffe deshalb, durch die AWB nochmals die eine oder andere verborgene Ecke Basels entdecken zu können. Weiter bin ich sehr gespannt, wer sich dann welche Aktivitäten aus dem dichten Programm herauspickt.

Chrissie: Auf alle Momente vor, während und danach! Und natürlich auf das Zusammenkommen mit allen, die Teil dieser ersten AWB sind.


Flurina, was waren oder sind die Herausforderungen bei diesem grossen Vorhaben?
Flurina: Es gab bis jetzt ja noch keine AWB, darin verbirgt sich das grosse Potenzial und die Herausforderung zugleich. Wir versuchen hier das Fachpublikum und die breite Öffentlichkeit zusammenzubringen.


Basel und Architektur ist wie...?
Beide: ...Basel ist Architektur.

Was ist Euer Wunsch für die Zukunft der AWB und für Euch selbst?
Chrissie: Weiterbauen!

Flurina: Miteinander weiterbauen!


Wie wär’s mal mit...?
Chrissie: ...Architektur.
Flurina: ...und dir.




Vielen Dank für das Gespräch Chrissie und Flurina.

Die Architekturwoche Basel findet vom 9.-15. Mai 2022 statt.


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von Catherine Iselin
am 01.05.2022

Fotos
© Niels Franke für Wie wär's mal mit



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