Arno Wolf: Tobias und Florian im Gespräch
Der Weg eines Designers ist steinig und steil, braucht Durchhaltevermögen und Geduld. Von einer Idee bis zum Endprodukt ist es ein langer Weg. Bei den beiden Jungs von Arno Wolf hat man das Gefühl, dass diese Eigenschaften stark wie ein Berg verankert sind.
Das Erzgebirge, fern ab von der Stadt, war der beste Meister, um sich diese Qualität anzueignen. Mehr dazu im nachfolgenden Interview.
Lieber Tobias, lieber Florian seit wann existiert Arno Wolf und wie kam es zur Entstehung?
Uns gibt es seit 2012, offiziell ist das auch unser Gründungsjahr, weil die Arbeit an dem Projekt Arno Wolf in dieser Zeit immer intensiver wurde. Mein Bruder Tobias und ich haben das Label ins Leben gerufen und führen es bis heute gemeinsam. Der Schwerpunkt unserer Arbeit bezieht sich aufs Erzgebirge, eine Region im Osten Deutschlands, wo wir aufgewachsen sind und auf die Schweiz, wo wir beide studiert haben. Tobias hat Architektur und ich Innenarchitektur und Szenografie an der FHNW studiert. In unseren Produkten verschmilzt das Handwerk aus dem Erzgebirge mit unserer Auffassung der Schweizer Designsprache zum Endprodukt.
Wie kommt man von Architektur und Innenarchitektur & Szenographie zu Objektdesign?
Florian: Mein Studiengang war sehr breitgefächert und beinhaltete nicht nur Innenarchitektur & Szenografie sondern auch Produktgestaltung, so konnte man sich auch allen Interessen widmen.
Tobias: Was uns an den Produkten sehr reizt ist, dass wir sehr stark über das Material funktionieren. Authentische Materialien wie Stein, Messing und Holz interessieren uns. Zum Resultat kommen wir durch die vielfältigen Bearbeitungsmethoden von Material.
Wie kam es zur Namensgebung?
Das ist der Name von unserem Grossvater.
Wir wuchsen im Haus unserer Grosseltern auf, welches mit massgefertigten Möbeln aus den 50er und 60er Jahre und mit auserwählten Objekten ausgestattet war. Ein Objekt, welches sich in unsere Erinnerung eingebrannt hat, ist zum Beispiel eine massiver Schale aus Messing und genau diese Umgebung und die Lebenseinstellung zum Design hat uns mitgeprägt.
Brüder, die zusammen arbeiten, was sind klare Vorteile und Nachteile?
Florian (möchte mit den Vorteilen anfangen und lacht): Ein klarer Vorteil ist der sehr ehrliche und offene Umgang. Man kann sich alles sagen und kennt die Stärken und Schwächen des Anderen.
Tobias: Es ist unser Fundament, genau weil wir Brüder sind und beide diese Designhaltung von unseren Großeltern, das Erzgebirge und dessen Handwerk miterleben durften, konnte der selbe Erfahrungspool entstehen, welcher für unsere Objekte und unseren Designprozess ausschlaggebend ist.
Drei Adjektive die eure Designhandschrift umschreibt?
Schlicht, handwerklich, authentisch (Material).
Wo in Basel kann man eure Objekte kaufen?
Arno Wolf, Ooid, Grimsel und bei Soeder.
Welches ist euer Lieblingsobjekt?
Florian: Die magnetische Messerleiste macht mir am meisten Freude (lacht) Weil es in meinem Studium einen unvergesslichen Moment gab. Wir mussten einen Showroom für einen Furnierhersteller gestalten. Mein Showroom war ganz aus Messing und für den Furnierhersteller war es unerklärlich, weshalb ich mich an Messing bedient habe. Als er mich nach dem Grund fragte, behauptete ich bei der Präsentation vor der ganzen Klasse, dass mein Messing was kann, was sein Furnier nicht kann, nämlich das es magnetisch sei und das man alles anheften kann. Diese Behauptung war nur fünf Minuten glaubhaft, denn eine Mitstudentin, hat dies kurz im Internet recherchiert und mich vor der versammelter Mannschaft hochgehen lassen und in die Runde posaunt, dass Messing gar nicht magnetisch sei. Um so mehr freue ich mich heute, dass unser Produkt aus Messing und dazu noch magnetisch ist.
Tobias: Der grosse Esstisch, dessen Prototyp auch bei mir zu Hause steht und auch im Alltag eine grosse Präsenz hat. Es ist wunderschön, die unbehandelte Holzfläche beim Essen zu fühlen und zu sehen. Die Holzbeine haben wir grau lasiert, was das Ganze entmaterialisiert und dem ganzen Tisch etwas zeitloses schenkt. Und genau diese Kombination finde ich sehr spannend.
Wie kam euch die Idee ein Roche-Turm-Miniature zu gestalten?
Für uns waren kleine Holzmodellhäuser ein fester Bestandteil unserer Kindheit. Im Erzgebirge werden kleine Holzspielzeuge gefertigt, eine Tradition die bis ins frühe 19.Jahrhundert zurückführt. Dies haben wir versucht zu übersetzen und lokal zu verankern. Weil wir in Basel leben, war es für uns selbstverständlich, dass wir hier in Basel damit beginnen möchten. Wir haben zuerst eine Vorauswahl von Gebäuden getroffen. Erstens wollten wir einen Bausatz machen, so dass man vereinfacht mit wenigen Typen, Strassenzüge nachbauen kann und zweitens, dass das Ganze ein Ordnungsprinzip hat, welches aus einem Rathaus, einer grossen Kirche und einem hohen Gebäude besteht. Somit haben wir aus Basel das Rathaus, das Münster und den Roche Turm verwendet und mit dieser Logik haben wir auch die Stadt Zürich umgesetzt. Das Tolle ist, dass man die einzelnen Elemente auch ganz anders anwenden kann und damit seine eigene neue Stadt bauen kann.
Welchen Ort findet ihr ästhetisch ansprechend oder am spannendsten?
Florian: Als interessant empfinde ich die Allgemeine Lesegesellschaft, beim Münster, in der Bibliothek, im 2. Stock, wo man beim Lesen den vorbeifliessenden Rhein geniessen darf.
Oder den Bahnhof SBB, wo mein bei einem Kaffee die Leute beim vorbeiziehen beobachten kann. Das ist nicht nur spannend sondern auch unterhaltsam.
Tobias: Das Rheinknie ist wunderschön. Je nach Licht und Jahreszeit, Wasserstand und Farbe, ändert sich die ganze Stimmung. Die Farben der Fassaden sind jedes mal eine neue Überraschung und deshalb ist dies eines der schönsten Orte für mich in Basel.
Wenn Arno Wolf ein 3-Gänge Menü wäre, woraus bestünde dies?
Swammesupp (Pilzsuppe)
Ganz mit Routgraut und greene Klies (Gänsebraten mit Rotkraut und rohen Kartoffelklösen)
Heisse Liebe (Vanilleeis mit heissen Himbeeren)
Wenn etwas anderes vom Himmel fallen könnte anstatt Regen, was wäre dies?
Zuckerwatte, weil es in Basel fast nie Schnee gibt.
Wenn Arno Wolf ein Film wäre, welches Genre wäre dies?
Irgendetwas zwischen Drama und Komödie – weil unser Alltag genau so aussieht.
Wer würde die Hauptrolle spielen?
Stan Laurel und Oliver Hardy.
Und wenn Arno Wolf ein existierender Film wäre, welcher Film wäre es?
„Aus der Mitte entspringt ein Fluß“
Wie wär's mal mit...
...Urlaub in der eigenen Stadt?
Wir danken Tobias und Florian für das inspirierende Gespräch. Wer seiner Wohnung etwas mehr Charme und Wärme schenken möchte, sollte am besten bei Arno Wolf vorbei.
_
von Ana Brankovic und Derya Cukadar
am 12.10.2015
Fotos
© Oliver Hochstrasser für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär's mal mit einholen.
Der Weg eines Designers ist steinig und steil, braucht Durchhaltevermögen und Geduld. Von einer Idee bis zum Endprodukt ist es ein langer Weg. Bei den beiden Jungs von Arno Wolf hat man das Gefühl, dass diese Eigenschaften stark wie ein Berg verankert sind.
Das Erzgebirge, fern ab von der Stadt, war der beste Meister, um sich diese Qualität anzueignen. Mehr dazu im nachfolgenden Interview.
Lieber Tobias, lieber Florian seit wann existiert Arno Wolf und wie kam es zur Entstehung?
Uns gibt es seit 2012, offiziell ist das auch unser Gründungsjahr, weil die Arbeit an dem Projekt Arno Wolf in dieser Zeit immer intensiver wurde. Mein Bruder Tobias und ich haben das Label ins Leben gerufen und führen es bis heute gemeinsam. Der Schwerpunkt unserer Arbeit bezieht sich aufs Erzgebirge, eine Region im Osten Deutschlands, wo wir aufgewachsen sind und auf die Schweiz, wo wir beide studiert haben. Tobias hat Architektur und ich Innenarchitektur und Szenografie an der FHNW studiert. In unseren Produkten verschmilzt das Handwerk aus dem Erzgebirge mit unserer Auffassung der Schweizer Designsprache zum Endprodukt.
Wie kommt man von Architektur und Innenarchitektur & Szenographie zu Objektdesign?
Florian: Mein Studiengang war sehr breitgefächert und beinhaltete nicht nur Innenarchitektur & Szenografie sondern auch Produktgestaltung, so konnte man sich auch allen Interessen widmen.
Tobias: Was uns an den Produkten sehr reizt ist, dass wir sehr stark über das Material funktionieren. Authentische Materialien wie Stein, Messing und Holz interessieren uns. Zum Resultat kommen wir durch die vielfältigen Bearbeitungsmethoden von Material.
Wie kam es zur Namensgebung?
Das ist der Name von unserem Grossvater.
Wir wuchsen im Haus unserer Grosseltern auf, welches mit massgefertigten Möbeln aus den 50er und 60er Jahre und mit auserwählten Objekten ausgestattet war. Ein Objekt, welches sich in unsere Erinnerung eingebrannt hat, ist zum Beispiel eine massiver Schale aus Messing und genau diese Umgebung und die Lebenseinstellung zum Design hat uns mitgeprägt.
Brüder, die zusammen arbeiten, was sind klare Vorteile und Nachteile?
Florian (möchte mit den Vorteilen anfangen und lacht): Ein klarer Vorteil ist der sehr ehrliche und offene Umgang. Man kann sich alles sagen und kennt die Stärken und Schwächen des Anderen.
Tobias: Es ist unser Fundament, genau weil wir Brüder sind und beide diese Designhaltung von unseren Großeltern, das Erzgebirge und dessen Handwerk miterleben durften, konnte der selbe Erfahrungspool entstehen, welcher für unsere Objekte und unseren Designprozess ausschlaggebend ist.
Drei Adjektive die eure Designhandschrift umschreibt?
Schlicht, handwerklich, authentisch (Material).
Wo in Basel kann man eure Objekte kaufen?
Arno Wolf, Ooid, Grimsel und bei Soeder.
Welches ist euer Lieblingsobjekt?
Florian: Die magnetische Messerleiste macht mir am meisten Freude (lacht) Weil es in meinem Studium einen unvergesslichen Moment gab. Wir mussten einen Showroom für einen Furnierhersteller gestalten. Mein Showroom war ganz aus Messing und für den Furnierhersteller war es unerklärlich, weshalb ich mich an Messing bedient habe. Als er mich nach dem Grund fragte, behauptete ich bei der Präsentation vor der ganzen Klasse, dass mein Messing was kann, was sein Furnier nicht kann, nämlich das es magnetisch sei und das man alles anheften kann. Diese Behauptung war nur fünf Minuten glaubhaft, denn eine Mitstudentin, hat dies kurz im Internet recherchiert und mich vor der versammelter Mannschaft hochgehen lassen und in die Runde posaunt, dass Messing gar nicht magnetisch sei. Um so mehr freue ich mich heute, dass unser Produkt aus Messing und dazu noch magnetisch ist.
Tobias: Der grosse Esstisch, dessen Prototyp auch bei mir zu Hause steht und auch im Alltag eine grosse Präsenz hat. Es ist wunderschön, die unbehandelte Holzfläche beim Essen zu fühlen und zu sehen. Die Holzbeine haben wir grau lasiert, was das Ganze entmaterialisiert und dem ganzen Tisch etwas zeitloses schenkt. Und genau diese Kombination finde ich sehr spannend.
Wie kam euch die Idee ein Roche-Turm-Miniature zu gestalten?
Für uns waren kleine Holzmodellhäuser ein fester Bestandteil unserer Kindheit. Im Erzgebirge werden kleine Holzspielzeuge gefertigt, eine Tradition die bis ins frühe 19.Jahrhundert zurückführt. Dies haben wir versucht zu übersetzen und lokal zu verankern. Weil wir in Basel leben, war es für uns selbstverständlich, dass wir hier in Basel damit beginnen möchten. Wir haben zuerst eine Vorauswahl von Gebäuden getroffen. Erstens wollten wir einen Bausatz machen, so dass man vereinfacht mit wenigen Typen, Strassenzüge nachbauen kann und zweitens, dass das Ganze ein Ordnungsprinzip hat, welches aus einem Rathaus, einer grossen Kirche und einem hohen Gebäude besteht. Somit haben wir aus Basel das Rathaus, das Münster und den Roche Turm verwendet und mit dieser Logik haben wir auch die Stadt Zürich umgesetzt. Das Tolle ist, dass man die einzelnen Elemente auch ganz anders anwenden kann und damit seine eigene neue Stadt bauen kann.
Welchen Ort findet ihr ästhetisch ansprechend oder am spannendsten?
Florian: Als interessant empfinde ich die Allgemeine Lesegesellschaft, beim Münster, in der Bibliothek, im 2. Stock, wo man beim Lesen den vorbeifliessenden Rhein geniessen darf.
Oder den Bahnhof SBB, wo mein bei einem Kaffee die Leute beim vorbeiziehen beobachten kann. Das ist nicht nur spannend sondern auch unterhaltsam.
Tobias: Das Rheinknie ist wunderschön. Je nach Licht und Jahreszeit, Wasserstand und Farbe, ändert sich die ganze Stimmung. Die Farben der Fassaden sind jedes mal eine neue Überraschung und deshalb ist dies eines der schönsten Orte für mich in Basel.
Wenn Arno Wolf ein 3-Gänge Menü wäre, woraus bestünde dies?
Swammesupp (Pilzsuppe)
Ganz mit Routgraut und greene Klies (Gänsebraten mit Rotkraut und rohen Kartoffelklösen)
Heisse Liebe (Vanilleeis mit heissen Himbeeren)
Wenn etwas anderes vom Himmel fallen könnte anstatt Regen, was wäre dies?
Zuckerwatte, weil es in Basel fast nie Schnee gibt.
Wenn Arno Wolf ein Film wäre, welches Genre wäre dies?
Irgendetwas zwischen Drama und Komödie – weil unser Alltag genau so aussieht.
Wer würde die Hauptrolle spielen?
Stan Laurel und Oliver Hardy.
Und wenn Arno Wolf ein existierender Film wäre, welcher Film wäre es?
„Aus der Mitte entspringt ein Fluß“
Wie wär's mal mit...
...Urlaub in der eigenen Stadt?
Wir danken Tobias und Florian für das inspirierende Gespräch. Wer seiner Wohnung etwas mehr Charme und Wärme schenken möchte, sollte am besten bei Arno Wolf vorbei.
_
von Ana Brankovic und Derya Cukadar
am 12.10.2015
Fotos
© Oliver Hochstrasser für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär's mal mit einholen.