«Bacio Collective» Bern: Im Gespräch mit Emma, Basil, Nico, Nicola und Viviane


Kollektivität, Vernetzung, Inklusion und Zugänglichkeit – das sind gemeinsame Werte, die das «Bacio Collective» in Bern ausmachen. Weshalb die Kreativschaffenden Emma, Basil, Nico, Nicola und Viviane als Kollektiv arbeiten und was sie motiviert, erzählen sie im Gespräch.


Hallo Emma, Basil, Nico, Nicola und Viviane! Wer seid ihr und was ist eure grösste Macke?
Wir sind das «Bacio Collective» und bestehen aus fünf Menschen: Emma, Basil, Nico, Nicola und Viviane. Unsere grösste Macke ist wohl unser Zeitmanagement.

«Bacio» – wie kam es dazu?
Einige von uns kennen sich bereits seit der Kindheit, andere haben sich während des Studiums oder in der Alten Schreinerei, wo eigentlich alles begann, kennengelernt. Bevor Emma und Viviane ins Kollektiv kamen, haben Basil, Nico und Nicola bereits zwei gemeinsame Ausstellungen organisiert: «Lost in Transition» und «CTRL+N».


«Bacio» – weshalb der Name?
Es war Sommer und wir waren alle in Italien-Mood. Ein herzliches Wort, welches wir alle irgendwie mit positiven Gefühlen in Verbindung bringen, fanden wir stimmig. So entstand der Name «Bacio», was auf Deutsch «Kuss» bedeutet.



Welche Werte in Sachen Kunst und Kultur in der Schweiz vertretet ihr als Kollektiv?
Grundsätzlich verbindet uns das Interesse an der Kuration und dem Schaffen von Kunst- und Kulturangeboten. Wir wollen dieses Feld aktiv mitgestalten und nicht nur Zuschauende sein. Wir wünschen uns, mit unseren Projekten Bezüge von Menschen und Umgebung anzuregen, Dialoge zu starten und in einem offenen und transparenten Austausch über das zeitgenössische Kunstschaffen zu sprechen. Wir sind nicht nur Kurator*innen, sondern selbst auch freischaffende Künstler*innen, auch deshalb verspüren wir die mangelnde Breite an jungen Kunsträumen in Bern und die damit einhergehende Dringlichkeit zur Selbstorganisation. Zudem kennen wir die Bedingungen, unter welchen junge Künstler*innen oft arbeiten. Wir engagieren uns deshalb für eine angemessene Anerkennung der Arbeit von Künstler*innen und möchten als «Bacio Collective» eine zugängliche Plattform für Kunst schaffen.


Was bedeutet es, im Kollektiv zu arbeiten? Weshalb so und nicht anders?
Die Art, wie wir als Kollektiv arbeiten, entspricht  unseren gemeinsamen Werten: Kollektivität, Vernetzung, Inklusion und Zugänglichkeit. Das Arbeiten im Kollektiv vereint unsere diversen Interessen und Standpunkte, bringt unsere verschiedenen Erfahrungen bzw. Skillsets zusammen und bietet uns die Möglichkeit, Ressourcen zu teilen, grösser zu denken. Uns ist Konsens wichtig, offene Diskussionen und das diverse Denken. Das Arbeiten im Kollektiv erfordert aber auch viel Aufmerksamkeit, Interesse am Austausch und Zeit. Prozesse erfordern viel Zeit und können träge werden.


Wie kommt eine Ausstellung zusammen und wie sieht ein ganz normaler Arbeitsalltag im «Bacio» aus?
Wir tauschen uns zusammen aus, notieren Ideen und machen dann die Jahresplanung. Das müssen wir auch, damit wir finanzielle Unterstützung erhalten. Begonnen haben wir mit Open Calls, welche jeweils ein Thema behandelt haben (Finding Balance, Blue Light, Inside Outside usw.). Darauf haben wir ein gutes Echo erhalten – aus der ganzen Schweiz. Deshalbmöchten wir einen Teil unserer Ausstellungen nach wie vor mit Open Calls ausschreiben. In diesem wird es zudem Ausstellungen auf Einladung geben, wie es auch die erste im neuen Space in der Länggasse war: «FLAVR SAVR». Wir möchten spartenübergreifend ausstellen, sowohl Digitale Kunst, klassische Medien als auch die Performancekunst fördern. Zudem arbeiten wir momentan an einem Format, welches zwischen den Ausstellungen stattfinden soll. Wir treffen uns normalerweise wöchentlich zu einer Sitzung. Wenn es konkret um die Ausstellungsplanung und den Aufbau geht, natürlich öfter. In gewissen Bereichen teilen wir uns die Arbeit (Kommunikation, Grafik, Finanzen, Aufbau von Technik etc.). Die Sichtung der Portfolios und die Kuration der Werke machen wir gemeinsam als Kollektiv was uns sehr wichtig ist.


Beschreibt die typischen «Bacio»-Besucher*innen in 3 Worten.
Im «Bacio» sind alle* willkommen und wir möchten auch keine Stereotypen zeichnen.

«Kunst und Kultur sind in Krisenzeiten nicht systemrelevant». Wie geht ihr mit dieser Aussage um?
Wir glauben nicht an solche Pauschalaussagen. Dass unserer Gesellschaft die Kultur während der Pandemie gefehlt hat, ist für uns schnell klar geworden. Das «Bacio Collective» ist unter anderem aus diesem Grund und während dieser Zeit entstanden. Die Resonanz, die wir erhalten haben, bestätigt unseren Eindruck.


Wo in Bern haltet ihr euch am liebsten auf?
Die Pizzeria A’Amico war unser Mattenhof-Klassiker, in der Länggasse entwickelt sich nun die Pittaria dazu. Sonst gerne im Lehrer*innenzimmer oder dem Rössli.

Wovon braucht die Schweiz mehr, wovon weniger?
Mehr Grundeinkommen, Gleichberechtigung, kollektives Denken, Elternzeit, Kulturgelder, bezahlbaren Wohnraum. Weniger Superreiche, wirtschaftliche Spekulation, Gratisarbeit, prekäre Lebensumstände, Neid und Hass.

Wie wär’s mal mit...
...einem Besuch bei uns? Wir freuen uns! Baci*.


Vielen Dank Emma, Basil, Nico, Nicola und Viviane und auf weitere spannende Ausstellungen in Bern.




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von Ana Brankovic
am 06.03.2023

Fotos
© Leila Ogbon für Wie wär's mal mit



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