Ben Kaczor: Im Gespräch mit dem Basler Musiker
Auf der Fährte des willensstarken Künstlers Ben Kaczor treffen wir den Basler DJ in der Flatterschafft hinter dem Bahnhof SBB. Die Flatterschafft – eine Zwischennutzung für kreativen Freiraum – ist auch der Ort, an dem Kaczor einen Grossteil seiner elektronischen Musik aufnimmt und produziert. Was bewegt den neugierigen Musiker? Woraus schöpft er seine Inspiration? Weshalb zieht es ihn nach China? Das erfahrt ihr im nachfolgenden Gespräch.
Lieber Ben, wer ist Ben Kaczor und was macht er?
Ben Kaczor ist ein sehr kreativer Mensch. Gleichzeitig ist er ziemlich verträumt. Mein Ziel ist es, meine Kreativität in den Alltag zu bringen. Musik stellt die beste Ausdrucksform dar, welche ich mit der Zeit für mich gefunden habe. Ich möchte das, was ich kreativ tue, in eine Tätigkeit umwandeln, damit ich mich noch stärker darauf konzentrieren kann.
Du hast drei Platten veröffentlicht, wichtige Schritte auf deinem Weg.
Über mein eigenes Label KCZ habe ich zwei Platten veröffentlicht. Davor habe ich digital zwei EPs herausgebracht. Kürzlich kam Bronson, ein Ambient-Tape dazu. Meine allererste Platte wurde damals auf dem spanischen Label Soul Notes veröffentlicht.
Ich habe mir deine Soul Notes Platte und deine zwei neuen Scheiben angehört. Deine Musik klingt melancholisch und sphärisch, diese Motive wechseln sich ab mit sehr treibenden Rhythmen.
Ja genau, das umschreibt meine Musik treffend. Der Sound ist eine Mischung. Die Atmosphäre bildet dabei das Fundament. Ich finde es sehr spannend, welche Atmosphäre mich jeweils im Club umgibt. Ob die positiv, verträumt oder negativ ist, steht hierbei nicht festgeschrieben. Da ist alles möglich. Hauptsache ist, die Message kommt beim Zuhörer an. Wenn dann ein treibendes Element dazu kommt – ein Beat, der in seiner Wiederholung fast schon hypnotisch wirkt – beschreibt das ziemlich gut mein Rezept.
Was motiviert dich, eigene Platten herauszubringen?
Meine Platten sollten das Fundament dessen sein, das ich erschaffen möchte – mein eigenes Label. Zukünftig sollen auch andere Künstler auf KCZ veröffentlichen, zumindest ist das mein Wunsch. Mein eigenes Ding durchzuziehen und unabhängig davon zu sein, was andere Leute davon halten, scheint mir heute der direkteste Weg zu sein. Als ich meine erste Platte gemacht habe, schickte ich dem spanischen Produzenten und Labelbetreiber Kastil über ein Jahr lang Tracks. Bis dieser irgendwann einmal gesagt hat: „Diese vier nehmen wir.“ Welche Tracks er von mir herausbringen wollte, lag komplett in seiner Macht. Diese Realität ist mir unangenehm.
Zu deinem Track “Mind Fiction” gibt es ein Video von Dimitri Erhard. Gefällt dir seine Arbeit?
Ja, ich finde das Video hervorragend. Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern ist für mich immer am spannendsten, wenn sie eine Carte Blanche haben. Das war bei all den Videos zu meinen Tracks so. Wenn du einen Künstler einfach machen lässt – sei es ein Tätowierer, Fotograf oder Videokünstler – kommen diejenigen Arbeiten heraus, welche der Künstler am besten kann und am liebsten tut. Davon bin ich überzeugt.
Als DJ spielst du bestimmt auch viele Platten von anderen Musikern.
Wo kaufst du diese Platten am liebsten?
Am allerliebsten kaufe ich sie im Plattenladen. Ich schätze es sehr, wenn es zu einer Platte eine persönliche Geschichte gibt. Je nachdem was zum Zeitpunkt des Kaufs für mich relevant war oder wo ich mich aufhielt, entsteht eine solche Geschichte automatisch. Natürlich kaufe ich Platten auch gerne bequem online. Das variiert immer ein bisschen. Schlussendlich hole ich die Platten da, wo es die Besten gibt.
Bist du ehrgeizig?
Ja, schon.
Wie schaffst du es, an deinen Projekten dran zu bleiben?
Das geschieht automatisch. Es motiviert mich und ich glaube daran, ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt. Das Problem ist eigentlich mehr, dass ich lernen muss, dazu auf Distanz zu gehen. Es fällt mir teilweise schwer am Abend abzuschalten.
Der italienische Musiker Donato Dozzy hat einmal in einem Interview gesagt, er wisse noch immer nicht, was der gesellschaftliche Nutzen seiner Arbeit sei. Den therapeutischen Erfolg seines Tuns hingegen, habe er selber schon erlebt.
Siehst du einen Sinn hinter der Clubkultur?
Ich kann das irgendwie nachvollziehen. Ich denke, das sind meistens einzelne Momente. Momente in denen die Clubbesucher die Sprache des DJs verstehen und dadurch eine Verbindung entsteht. Ich glaube darin liegt der heilende Nutzen.
Du meinst es ist eine Kommunikationsform?
Ja. Ich glaube jede Kunst ist eine Kommunikationsform. Kunst wirft etwas in den Raum – egal wie abstrakt – und gewisse Leute verstehen es überhaupt nicht. Ein paar verstehen es besser und sprechen darauf an und andere verstehen es gänzlich und finden es deshalb interessant. Gerade in einer Disco, wenn du eine sehr gute Stimmung hast und mehrere Leute das Verständnis dieses Momentes teilen, dann ist das ein Ritual. Menschen machen das schon seit dem Ursprung.
Man redet selten über den schamanischen Aspekt von Techno oder von Clubs – ist das ein Tabuthema?
Das weiss ich nicht, ich kenne mich überhaupt nicht aus mit Schamanenzeug. Aber Techno ist etwas sehr Hypnotisches. Für mich ist es logisch, dass diese Musik hypnotisch ist und dass sie es auch sein soll. Zudem fühle ich mich in der oberflächlichen Mainstreammusik überhaupt nicht wohl. Damit kann ich nichts anfangen. Sie erzählt mir zu wenig, denn sie ist nicht ehrlich. Oder vielleicht ist sie ehrlich, aber ich verstehe sie nicht.
Diesen Frühling warst du auf einer Asien-Tournee und hast einige Clubs und Radiostationen besucht. Wie kam es dazu und was bedeutet diese Tour für dich rückblickend?
Ich verliebte mich vor 2 Jahren in den asiatischen Kontinent, als ich das erste Mal in Bangkok gespielt habe. Daraus sind Kontakte und Freundschaften entstanden die mir wiederum halfen, die diesjährige Tour auf die Beine zu stellen. Diesen Frühling hatte ich die Möglichkeit in Thailand, Vietnam, Südkorea und in China zu spielen. Die Szenen dort sind meist relativ neu und man spürt die Passion zur Musik sehr. Dies ist es, was die Tour unfassbar toll machte. Ich denke, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
Du hast vor einiger Zeit die Basler Band Navel auf einer Tour begleitet?
Ja genau. Das war eine sehr tolle Erfahrung. Wir hatten den Proberaum am gleichen Ort und eines Tages kamen sie zu mir und fragten nach einem Stroboskop für einen Gig in Berlin. Ich hatte keines, aber ich habe sie umgehend gefragt, ob sie jemanden brauchen können für die Tour. Es hiess: „Morgen um zehn Uhr geht’s los, du musst am Merch Stand stehen.“ Sie spielten einen Abend in Chemnitz und einen Abend in Berlin. Daraus ergab sich, dass ich länger mit ihnen auf Tour gehen konnte. Auf der Navel Tour ist übrigens meine erste Platte (Rotting Cage I Soul Notes) entstanden. Im Tourbus habe ich auf dem Laptop an Skizzen gearbeitet. Abends spürte ich dann den Gegenpol der Band. Bei der elektronischen Musik bin ich häufig alleine unterwegs, das finde ich schade. Im Tourbus einer Band ist alles ein bisschen abgefuckt, rau und ehrlich. Klar, die Bands erhalten weniger Gage und schlafen irgendwo auf einer Matte, statt in einem Hotel. Aber das passt schon, wenn die Stimmung in der Band dafür gut ist, du mit Kollegen unterwegs bist, eine tolle Zeit hast und geile Musik machst. Diese Zeit scheint mir mehr Wert zu sein als eine hohe Gage.
Nenne mir zwei Künstler die dich inspirieren – einer aus Basel und ein Internationaler.
In Basel ist das Michal Turtle, ein 56-jähriger Musiker, dessen Erfahrungen als lebenslanger Musiker mich inspirieren. Wenn wir zusammen jammen, fällt mir auf, dass er sich musikalisch komplett frei ausdrücken kann. Diese Leidenschaft befreit mich wiederum und setzt in mir neue Kräfte frei.
International ist Nicolas Jaar eine wichtige Inspirationsquelle für mich. Seine Arbeitsweise und was er mit seinem eigenen Label “Other People” macht, gefällt mir sehr gut. Seine Musik ist ebenfalls völlig eigen und verträumt. Im Techno gefällt mir DVS1 sehr gut. Er ist menschlich zurückhaltend und als DJ eine Maschine. Sein Konzept, bei dem der DJ nicht im Vordergrund stehen muss, spricht mich an.
Michal Turtle und du trefft euch also um zu musizieren. Entsteht dabei gerade ein gemeinsames Projekt?
Ja genau. Meistens treffen wir uns am Montag Morgen um 9.00 Uhr; das ist der beste Start in die Woche. Definitiv steht noch nichts, aber ich könnte mir gut vorstellen, in Zukunft mit ihm live aufzutreten – vielleicht sogar frei zu improvisieren. Viele Tracks haben wir schon aufgenommen und möglicherweise rutscht mal was an die Oberfläche.
Zum Abschluss etwas off-topic: Im Sommer – eher Rhybadhüsli oder Lange Erle?
Lieber in Rheinfelden auf dem Inseli. Da wo das Sole Uno steht, kann man über eine Brücke nach Deutschland gehen. An dieser Brücke gibt es eine kleine Insel. Und dort finde ich es sehr entspannt – in dieser Gegend bin ich auch aufgewachsen. Allgemein ist es mir wichtiger mit wem als wo.
Wie wärs mal mit...
...Waschbären am DJ-Pult?
Wir danken Ben Kaczor für die interessanten Einblicke in sein Schaffen und Denken und freuen uns auf viele weitere Tracks und Auftritte
_
von Timon Sutter
am 02.07.2018
Fotos
Niels Franke für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär's mal mit einholen.
Auf der Fährte des willensstarken Künstlers Ben Kaczor treffen wir den Basler DJ in der Flatterschafft hinter dem Bahnhof SBB. Die Flatterschafft – eine Zwischennutzung für kreativen Freiraum – ist auch der Ort, an dem Kaczor einen Grossteil seiner elektronischen Musik aufnimmt und produziert. Was bewegt den neugierigen Musiker? Woraus schöpft er seine Inspiration? Weshalb zieht es ihn nach China? Das erfahrt ihr im nachfolgenden Gespräch.
Lieber Ben, wer ist Ben Kaczor und was macht er?
Ben Kaczor ist ein sehr kreativer Mensch. Gleichzeitig ist er ziemlich verträumt. Mein Ziel ist es, meine Kreativität in den Alltag zu bringen. Musik stellt die beste Ausdrucksform dar, welche ich mit der Zeit für mich gefunden habe. Ich möchte das, was ich kreativ tue, in eine Tätigkeit umwandeln, damit ich mich noch stärker darauf konzentrieren kann.
Du hast drei Platten veröffentlicht, wichtige Schritte auf deinem Weg.
Über mein eigenes Label KCZ habe ich zwei Platten veröffentlicht. Davor habe ich digital zwei EPs herausgebracht. Kürzlich kam Bronson, ein Ambient-Tape dazu. Meine allererste Platte wurde damals auf dem spanischen Label Soul Notes veröffentlicht.
Ich habe mir deine Soul Notes Platte und deine zwei neuen Scheiben angehört. Deine Musik klingt melancholisch und sphärisch, diese Motive wechseln sich ab mit sehr treibenden Rhythmen.
Ja genau, das umschreibt meine Musik treffend. Der Sound ist eine Mischung. Die Atmosphäre bildet dabei das Fundament. Ich finde es sehr spannend, welche Atmosphäre mich jeweils im Club umgibt. Ob die positiv, verträumt oder negativ ist, steht hierbei nicht festgeschrieben. Da ist alles möglich. Hauptsache ist, die Message kommt beim Zuhörer an. Wenn dann ein treibendes Element dazu kommt – ein Beat, der in seiner Wiederholung fast schon hypnotisch wirkt – beschreibt das ziemlich gut mein Rezept.
Was motiviert dich, eigene Platten herauszubringen?
Meine Platten sollten das Fundament dessen sein, das ich erschaffen möchte – mein eigenes Label. Zukünftig sollen auch andere Künstler auf KCZ veröffentlichen, zumindest ist das mein Wunsch. Mein eigenes Ding durchzuziehen und unabhängig davon zu sein, was andere Leute davon halten, scheint mir heute der direkteste Weg zu sein. Als ich meine erste Platte gemacht habe, schickte ich dem spanischen Produzenten und Labelbetreiber Kastil über ein Jahr lang Tracks. Bis dieser irgendwann einmal gesagt hat: „Diese vier nehmen wir.“ Welche Tracks er von mir herausbringen wollte, lag komplett in seiner Macht. Diese Realität ist mir unangenehm.
Zu deinem Track “Mind Fiction” gibt es ein Video von Dimitri Erhard. Gefällt dir seine Arbeit?
Ja, ich finde das Video hervorragend. Hinsichtlich der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern ist für mich immer am spannendsten, wenn sie eine Carte Blanche haben. Das war bei all den Videos zu meinen Tracks so. Wenn du einen Künstler einfach machen lässt – sei es ein Tätowierer, Fotograf oder Videokünstler – kommen diejenigen Arbeiten heraus, welche der Künstler am besten kann und am liebsten tut. Davon bin ich überzeugt.
Als DJ spielst du bestimmt auch viele Platten von anderen Musikern.
Wo kaufst du diese Platten am liebsten?
Am allerliebsten kaufe ich sie im Plattenladen. Ich schätze es sehr, wenn es zu einer Platte eine persönliche Geschichte gibt. Je nachdem was zum Zeitpunkt des Kaufs für mich relevant war oder wo ich mich aufhielt, entsteht eine solche Geschichte automatisch. Natürlich kaufe ich Platten auch gerne bequem online. Das variiert immer ein bisschen. Schlussendlich hole ich die Platten da, wo es die Besten gibt.
Bist du ehrgeizig?
Ja, schon.
Wie schaffst du es, an deinen Projekten dran zu bleiben?
Das geschieht automatisch. Es motiviert mich und ich glaube daran, ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt. Das Problem ist eigentlich mehr, dass ich lernen muss, dazu auf Distanz zu gehen. Es fällt mir teilweise schwer am Abend abzuschalten.
Der italienische Musiker Donato Dozzy hat einmal in einem Interview gesagt, er wisse noch immer nicht, was der gesellschaftliche Nutzen seiner Arbeit sei. Den therapeutischen Erfolg seines Tuns hingegen, habe er selber schon erlebt.
Siehst du einen Sinn hinter der Clubkultur?
Ich kann das irgendwie nachvollziehen. Ich denke, das sind meistens einzelne Momente. Momente in denen die Clubbesucher die Sprache des DJs verstehen und dadurch eine Verbindung entsteht. Ich glaube darin liegt der heilende Nutzen.
Du meinst es ist eine Kommunikationsform?
Ja. Ich glaube jede Kunst ist eine Kommunikationsform. Kunst wirft etwas in den Raum – egal wie abstrakt – und gewisse Leute verstehen es überhaupt nicht. Ein paar verstehen es besser und sprechen darauf an und andere verstehen es gänzlich und finden es deshalb interessant. Gerade in einer Disco, wenn du eine sehr gute Stimmung hast und mehrere Leute das Verständnis dieses Momentes teilen, dann ist das ein Ritual. Menschen machen das schon seit dem Ursprung.
Man redet selten über den schamanischen Aspekt von Techno oder von Clubs – ist das ein Tabuthema?
Das weiss ich nicht, ich kenne mich überhaupt nicht aus mit Schamanenzeug. Aber Techno ist etwas sehr Hypnotisches. Für mich ist es logisch, dass diese Musik hypnotisch ist und dass sie es auch sein soll. Zudem fühle ich mich in der oberflächlichen Mainstreammusik überhaupt nicht wohl. Damit kann ich nichts anfangen. Sie erzählt mir zu wenig, denn sie ist nicht ehrlich. Oder vielleicht ist sie ehrlich, aber ich verstehe sie nicht.
Diesen Frühling warst du auf einer Asien-Tournee und hast einige Clubs und Radiostationen besucht. Wie kam es dazu und was bedeutet diese Tour für dich rückblickend?
Ich verliebte mich vor 2 Jahren in den asiatischen Kontinent, als ich das erste Mal in Bangkok gespielt habe. Daraus sind Kontakte und Freundschaften entstanden die mir wiederum halfen, die diesjährige Tour auf die Beine zu stellen. Diesen Frühling hatte ich die Möglichkeit in Thailand, Vietnam, Südkorea und in China zu spielen. Die Szenen dort sind meist relativ neu und man spürt die Passion zur Musik sehr. Dies ist es, was die Tour unfassbar toll machte. Ich denke, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
Du hast vor einiger Zeit die Basler Band Navel auf einer Tour begleitet?
Ja genau. Das war eine sehr tolle Erfahrung. Wir hatten den Proberaum am gleichen Ort und eines Tages kamen sie zu mir und fragten nach einem Stroboskop für einen Gig in Berlin. Ich hatte keines, aber ich habe sie umgehend gefragt, ob sie jemanden brauchen können für die Tour. Es hiess: „Morgen um zehn Uhr geht’s los, du musst am Merch Stand stehen.“ Sie spielten einen Abend in Chemnitz und einen Abend in Berlin. Daraus ergab sich, dass ich länger mit ihnen auf Tour gehen konnte. Auf der Navel Tour ist übrigens meine erste Platte (Rotting Cage I Soul Notes) entstanden. Im Tourbus habe ich auf dem Laptop an Skizzen gearbeitet. Abends spürte ich dann den Gegenpol der Band. Bei der elektronischen Musik bin ich häufig alleine unterwegs, das finde ich schade. Im Tourbus einer Band ist alles ein bisschen abgefuckt, rau und ehrlich. Klar, die Bands erhalten weniger Gage und schlafen irgendwo auf einer Matte, statt in einem Hotel. Aber das passt schon, wenn die Stimmung in der Band dafür gut ist, du mit Kollegen unterwegs bist, eine tolle Zeit hast und geile Musik machst. Diese Zeit scheint mir mehr Wert zu sein als eine hohe Gage.
Nenne mir zwei Künstler die dich inspirieren – einer aus Basel und ein Internationaler.
In Basel ist das Michal Turtle, ein 56-jähriger Musiker, dessen Erfahrungen als lebenslanger Musiker mich inspirieren. Wenn wir zusammen jammen, fällt mir auf, dass er sich musikalisch komplett frei ausdrücken kann. Diese Leidenschaft befreit mich wiederum und setzt in mir neue Kräfte frei.
International ist Nicolas Jaar eine wichtige Inspirationsquelle für mich. Seine Arbeitsweise und was er mit seinem eigenen Label “Other People” macht, gefällt mir sehr gut. Seine Musik ist ebenfalls völlig eigen und verträumt. Im Techno gefällt mir DVS1 sehr gut. Er ist menschlich zurückhaltend und als DJ eine Maschine. Sein Konzept, bei dem der DJ nicht im Vordergrund stehen muss, spricht mich an.
Michal Turtle und du trefft euch also um zu musizieren. Entsteht dabei gerade ein gemeinsames Projekt?
Ja genau. Meistens treffen wir uns am Montag Morgen um 9.00 Uhr; das ist der beste Start in die Woche. Definitiv steht noch nichts, aber ich könnte mir gut vorstellen, in Zukunft mit ihm live aufzutreten – vielleicht sogar frei zu improvisieren. Viele Tracks haben wir schon aufgenommen und möglicherweise rutscht mal was an die Oberfläche.
Zum Abschluss etwas off-topic: Im Sommer – eher Rhybadhüsli oder Lange Erle?
Lieber in Rheinfelden auf dem Inseli. Da wo das Sole Uno steht, kann man über eine Brücke nach Deutschland gehen. An dieser Brücke gibt es eine kleine Insel. Und dort finde ich es sehr entspannt – in dieser Gegend bin ich auch aufgewachsen. Allgemein ist es mir wichtiger mit wem als wo.
Wie wärs mal mit...
...Waschbären am DJ-Pult?
Wir danken Ben Kaczor für die interessanten Einblicke in sein Schaffen und Denken und freuen uns auf viele weitere Tracks und Auftritte
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von Timon Sutter
am 02.07.2018
Fotos
Niels Franke für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär's mal mit einholen.