«Bildrausch Filmfest Basel»: Im Gespräch mit Susanne Guggenberger
Wir kennen es alle: Netflix und Chill Filmabende oder gleich Binge Watching einer Lieblingsserie alleine oder mit Freund*innen. Wieso also nicht beim «Bildrausch Filmfest Basel» zusammenkommen und Filme sowie die Faszination am Bewegtbild gemeinsam feiern? Wir wurden liebevoll vom Team bestehend aus Michelle Nüssli, Samuel Steinemann und Susanne Guggenberger empfangen und sprachen mit Susanne, der künstlerischen Leitung von «Bildrausch Filmfest Basel» über Filme, besondere Momente in ihrem Leben und ihren ersten Job.
Liebe Susanne, wenn dein Leben ein Film wäre, welcher wäre es und warum?
Mein Leben wäre definitiv ein Musikfilm. Ich stelle mir vor, dass ich eine talentierte Sängerin mit einer grossartigen Band wäre. Ich wäre gerne wie Janis Joplin im Film «Woodstock» (1970), denn ich spüre diese unbändige Energie, die sie auf der Bühne ausstrahlt. Dieser Film ist einfach genial. Man kann die Menschen im Publikum förmlich fühlen und die Atmosphäre, die auf der Bühne herrscht. Zudem ist es gut, einfach mal zu schreien, alles rauszulassen in spannenden Texten. Oder ich wäre auch gerne in der Rolle von PJ Harvey in «A Dog Called Money (2019), mache diese coole Musik und nehme eine LP auf.
Was war dein allererster Job und hättest du damals gedacht, dass du einmal hier landen würdest?
Mein allererster Job war als Kellnerin in einem Gasthaus, und ich kann dir sagen, das war eine echte Herausforderung, besonders in ländlichen Gefilden. Aufgewachsen bin ich auf dem Land, weit und breit gab es kein Kino. Ich wollte eigentlich Journalistin werden. Meine ersten Berührungspunkte mit Filmen waren Disney's «Aristocats» (1970) und Tarkowskis «Solaris» (1972) und selbst die waren in den 80iger Jahren nicht mal neu. Trotzdem hat mich «Solaris» total umgehauen, auch wenn ich kaum was verstanden habe. Ich konnte gar nicht glauben, dass es so etwas gibt, dieses alternative Kino.
Du bist für die künstlerische Leitung beim «Bildrausch Filmfest Basel» verantwortlich. Was sind deine Aufgaben und wie sieht dein Alltag aus?
Meine Hauptaufgabe besteht darin, Filme auszuwählen. Ich besuche Filmfestivals und tausche mich mit meinem Filmkurator*innen-Team aus, die hauptberuflich Filme ansehen. Danach stellen wir ein Filmprogramm zusammen, das zu einem bestimmten, relevanten Thema passt, dazu kommen passende Rahmenveranstaltungen rund um die Filme. Es gibt dabei viel Austausch mit den Filmemacher*innen und dem Publikum. Ich glaube an Teamwork. Es geht im Programm nicht um meinen persönlichen Geschmack, sondern um die eine stimmige Gesamtkomposition und natürlich auch um viele administrative Aufgaben.
Wer ist im Kernteam vom «Bildrausch Filmfest Basel»?
Ein Teil des Kernteams – hier mit mir auf den Fotos zu sehen – sind Samuel Steinemann als Direktor vom «Bildrausch Filmfest Basel» und Michelle Nüssli, verantwortlich für die Kommunikation. Wir sind natürlich weit mehr Leute, die «Bildrausch Filmfest Basel» zu einem coolen Event machen.
Welche Herausforderungen begegnen dir bei der Arbeit und wie gehst du damit um?
Die grösste Herausforderung ist wohl mein eigener Ehrgeiz. Ich wünsche mir, dass das Bildrausch Filmfest ein Publikumsmagnet wird und sich Hunderte von Menschen um Karten anstellen. Dabei ist es wichtig, die Balance zwischen Filmen zu finden, die das Publikum ansprechen und gleichzeitig dem Kunstanspruch gerecht werden. Auch aus diesem Grund glaube ich an die Kraft eines Teams, die gemeinsam eine einladende Stimmung aufbaut. Ich habe nicht Film studiert, sondern komme aus der Filmpraxis als Produzentin von Dokumentarfilmen. Dort habe ich gelernt, meinem Bauchgefühl zu vertrauen und auch mal einen Schritt zurückzutreten, um den Blick für das ganze nicht zu verlieren.
Was fasziniert dich an Filmen?
Filme bieten unendlich viele Möglichkeiten, Geschichten lebendig werden zu lassen. Es begeistert mich, wie sich die Art und Weise, wie Geschichten auch historisch gesehen erzählt werden, sich ständig verändern, unabhängig vom Genre. Die Vielfalt an Filmemacher*innen und Perspektiven sind unglaublich reich. Als ich das erste Mal selber einen Film geschnitten habe, ist mir besonders die Ähnlichkeiten zu meinen eigenen Träumen aufgefallen, die ich nun auf einer Timeline gestalten konnte. Menschen wollen gesehen und verstanden werden und können sich mit Geschichten identifizieren. Die Experimentierfreude beim Geschichten erzählen ist einfach unglaublich im Medium Film.
Was zählt im Film mehr: Bild oder Ton?
Für mich sind Bild und Ton gleichwertig. Filme haben als Stummfilme begonnen, und man konnte ohne Ton den Geschichten folgen. Aber der Ton fügt eine weitere Dimension hinzu, die das Filmerlebnis noch intensiver macht. Ohne Ton würden Actionfilme oder Horrorfilme eher fade wirken – und ich könnte nie im eingangs erwähnten Musikfilm mitwirken! Dem Ton kann man sich schlechter entziehen, wenn man in der Lage ist zu hören.
Wenn «Bildrausch Filmfest Basel» Filmfest essbar wäre, was wäre es und warum?
Ich denke, das «Bildrausch Filmfest Basel» wäre wie ein schön gedeckter Tisch mit einer Vielzahl von Gerichten. Es wäre etwas für jeden Geschmack dabei, von Smoothie Shots über Salate mit Früchten, Risotto, bis hin zu Pasta, Vietnamesisch, Steaks, Crème Brûlée, Kuchen und Kaffee. Eine flexible Auswahl, ansprechend für das Auge und nahrhaft, um die Energie zu haben, mindestens drei Filme nacheinander anzuschauen. Beim Essen würde man sich über Filme austauschen und einfach geniessen.
Welches ist die ungewöhnlichste Begegnung, die du bisher erlebt hast?
Oh, definitiv die Begegnung mit einem Wal! Das war so unerwartet und beeindruckend. Ich sass mit einer Freundin am Strand, als plötzlich ein riesiger Wal auftauchte, ganz nah am Ufer. Als er wieder verschwand, war das Meer wieder ruhig flach, als wäre nichts gewesen. Es war einfach unglaublich!
In welchem Quartier lebst du und was schätzt du in der Nachbarschaft?
Ich wohne im Iselin Quartier und liebe es einfach. Meine Nachbar*innen und Vermieter*innen sind grossartig und sehr hilfsbereit. Ich schätze unsere Gemeinschaft und Nachbarschaftshilfe wirklich sehr. Es ist ein unaufgeregtes, ruhiges und nicht hippes Quartier und man kann in aller Gelassenheit und in kurzer Zeit nach Frankreich spazieren, das mag ich.
Was schätzt du am Theaterplatz Quartier, in dem du arbeitest?
Der Theaterplatz ist eine belebte Gegend mitten in der Stadt. Es gibt so viele kulturelle Einrichtungen hier, wie z.B. das Theater Basel, Stadtkino oder die Kunsthalle Basel, die den Ort kulturell prägen. Es ist wirklich ein toller Ort, der im ständigen Wandel ist. So gibt es durch den Theaterplatz Verein auch unter den ansässigen Institutionen einen regen Austausch.
Drei Besonderheiten von Basel, die dir persönlich aufgefallen sind?
Velo fahren, die entspannte Atmosphäre und die lebendige Szene, die gern feiert!
Wie wär’s mal mit...
...voll ins «Bildrausch Filmfest Basel» einzutauchen und mindestens drei Filme nacheinander anzuschauen?
Vielen Dank an Susanne für das spannende Gespräch und die Einblicke.
Das «Bildrausch Filmfest Basel» findet von 29. Mai bis 2. Juni 2024 im Stadtkino und Kult.Kino Basel statt.
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von Ana Brankovic
am 25.03.2024
Fotos
© Ana Brankovic für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.
Liebe Susanne, wenn dein Leben ein Film wäre, welcher wäre es und warum?
Mein Leben wäre definitiv ein Musikfilm. Ich stelle mir vor, dass ich eine talentierte Sängerin mit einer grossartigen Band wäre. Ich wäre gerne wie Janis Joplin im Film «Woodstock» (1970), denn ich spüre diese unbändige Energie, die sie auf der Bühne ausstrahlt. Dieser Film ist einfach genial. Man kann die Menschen im Publikum förmlich fühlen und die Atmosphäre, die auf der Bühne herrscht. Zudem ist es gut, einfach mal zu schreien, alles rauszulassen in spannenden Texten. Oder ich wäre auch gerne in der Rolle von PJ Harvey in «A Dog Called Money (2019), mache diese coole Musik und nehme eine LP auf.
Was war dein allererster Job und hättest du damals gedacht, dass du einmal hier landen würdest?
Mein allererster Job war als Kellnerin in einem Gasthaus, und ich kann dir sagen, das war eine echte Herausforderung, besonders in ländlichen Gefilden. Aufgewachsen bin ich auf dem Land, weit und breit gab es kein Kino. Ich wollte eigentlich Journalistin werden. Meine ersten Berührungspunkte mit Filmen waren Disney's «Aristocats» (1970) und Tarkowskis «Solaris» (1972) und selbst die waren in den 80iger Jahren nicht mal neu. Trotzdem hat mich «Solaris» total umgehauen, auch wenn ich kaum was verstanden habe. Ich konnte gar nicht glauben, dass es so etwas gibt, dieses alternative Kino.
Du bist für die künstlerische Leitung beim «Bildrausch Filmfest Basel» verantwortlich. Was sind deine Aufgaben und wie sieht dein Alltag aus?
Meine Hauptaufgabe besteht darin, Filme auszuwählen. Ich besuche Filmfestivals und tausche mich mit meinem Filmkurator*innen-Team aus, die hauptberuflich Filme ansehen. Danach stellen wir ein Filmprogramm zusammen, das zu einem bestimmten, relevanten Thema passt, dazu kommen passende Rahmenveranstaltungen rund um die Filme. Es gibt dabei viel Austausch mit den Filmemacher*innen und dem Publikum. Ich glaube an Teamwork. Es geht im Programm nicht um meinen persönlichen Geschmack, sondern um die eine stimmige Gesamtkomposition und natürlich auch um viele administrative Aufgaben.
Wer ist im Kernteam vom «Bildrausch Filmfest Basel»?
Ein Teil des Kernteams – hier mit mir auf den Fotos zu sehen – sind Samuel Steinemann als Direktor vom «Bildrausch Filmfest Basel» und Michelle Nüssli, verantwortlich für die Kommunikation. Wir sind natürlich weit mehr Leute, die «Bildrausch Filmfest Basel» zu einem coolen Event machen.
Welche Herausforderungen begegnen dir bei der Arbeit und wie gehst du damit um?
Die grösste Herausforderung ist wohl mein eigener Ehrgeiz. Ich wünsche mir, dass das Bildrausch Filmfest ein Publikumsmagnet wird und sich Hunderte von Menschen um Karten anstellen. Dabei ist es wichtig, die Balance zwischen Filmen zu finden, die das Publikum ansprechen und gleichzeitig dem Kunstanspruch gerecht werden. Auch aus diesem Grund glaube ich an die Kraft eines Teams, die gemeinsam eine einladende Stimmung aufbaut. Ich habe nicht Film studiert, sondern komme aus der Filmpraxis als Produzentin von Dokumentarfilmen. Dort habe ich gelernt, meinem Bauchgefühl zu vertrauen und auch mal einen Schritt zurückzutreten, um den Blick für das ganze nicht zu verlieren.
Was fasziniert dich an Filmen?
Filme bieten unendlich viele Möglichkeiten, Geschichten lebendig werden zu lassen. Es begeistert mich, wie sich die Art und Weise, wie Geschichten auch historisch gesehen erzählt werden, sich ständig verändern, unabhängig vom Genre. Die Vielfalt an Filmemacher*innen und Perspektiven sind unglaublich reich. Als ich das erste Mal selber einen Film geschnitten habe, ist mir besonders die Ähnlichkeiten zu meinen eigenen Träumen aufgefallen, die ich nun auf einer Timeline gestalten konnte. Menschen wollen gesehen und verstanden werden und können sich mit Geschichten identifizieren. Die Experimentierfreude beim Geschichten erzählen ist einfach unglaublich im Medium Film.
Was zählt im Film mehr: Bild oder Ton?
Für mich sind Bild und Ton gleichwertig. Filme haben als Stummfilme begonnen, und man konnte ohne Ton den Geschichten folgen. Aber der Ton fügt eine weitere Dimension hinzu, die das Filmerlebnis noch intensiver macht. Ohne Ton würden Actionfilme oder Horrorfilme eher fade wirken – und ich könnte nie im eingangs erwähnten Musikfilm mitwirken! Dem Ton kann man sich schlechter entziehen, wenn man in der Lage ist zu hören.
Wenn «Bildrausch Filmfest Basel» Filmfest essbar wäre, was wäre es und warum?
Ich denke, das «Bildrausch Filmfest Basel» wäre wie ein schön gedeckter Tisch mit einer Vielzahl von Gerichten. Es wäre etwas für jeden Geschmack dabei, von Smoothie Shots über Salate mit Früchten, Risotto, bis hin zu Pasta, Vietnamesisch, Steaks, Crème Brûlée, Kuchen und Kaffee. Eine flexible Auswahl, ansprechend für das Auge und nahrhaft, um die Energie zu haben, mindestens drei Filme nacheinander anzuschauen. Beim Essen würde man sich über Filme austauschen und einfach geniessen.
Welches ist die ungewöhnlichste Begegnung, die du bisher erlebt hast?
Oh, definitiv die Begegnung mit einem Wal! Das war so unerwartet und beeindruckend. Ich sass mit einer Freundin am Strand, als plötzlich ein riesiger Wal auftauchte, ganz nah am Ufer. Als er wieder verschwand, war das Meer wieder ruhig flach, als wäre nichts gewesen. Es war einfach unglaublich!
In welchem Quartier lebst du und was schätzt du in der Nachbarschaft?
Ich wohne im Iselin Quartier und liebe es einfach. Meine Nachbar*innen und Vermieter*innen sind grossartig und sehr hilfsbereit. Ich schätze unsere Gemeinschaft und Nachbarschaftshilfe wirklich sehr. Es ist ein unaufgeregtes, ruhiges und nicht hippes Quartier und man kann in aller Gelassenheit und in kurzer Zeit nach Frankreich spazieren, das mag ich.
Was schätzt du am Theaterplatz Quartier, in dem du arbeitest?
Der Theaterplatz ist eine belebte Gegend mitten in der Stadt. Es gibt so viele kulturelle Einrichtungen hier, wie z.B. das Theater Basel, Stadtkino oder die Kunsthalle Basel, die den Ort kulturell prägen. Es ist wirklich ein toller Ort, der im ständigen Wandel ist. So gibt es durch den Theaterplatz Verein auch unter den ansässigen Institutionen einen regen Austausch.
Drei Besonderheiten von Basel, die dir persönlich aufgefallen sind?
Velo fahren, die entspannte Atmosphäre und die lebendige Szene, die gern feiert!
Wie wär’s mal mit...
...voll ins «Bildrausch Filmfest Basel» einzutauchen und mindestens drei Filme nacheinander anzuschauen?
Vielen Dank an Susanne für das spannende Gespräch und die Einblicke.
Das «Bildrausch Filmfest Basel» findet von 29. Mai bis 2. Juni 2024 im Stadtkino und Kult.Kino Basel statt.
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von Ana Brankovic
am 25.03.2024
Fotos
© Ana Brankovic für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.