«Carlette Secondhand»: Im Gespräch mit Gründerin Karin Handle
Welchen Stil hat Basel? «Vivienne Westwood meets Mammut», wenn man Karin Handle, Gründerin von «Carlette Secondhand» fragt. Weshalb sie ausgerechnet in der Pandemie von ihrem Onlineshop den Schritt ins Analoge wagte und einen Laden in Basel eröffnete, erzählt sie uns im Gespräch.


Liebe Karin, erzähl uns ein wenig von dir.
Mein Name ist Karin Handle, geboren und aufgewachsen bin ich in Graubünden, in einem kleinen, romanischen Dorf namens Lantsch/Lenz. Nach der Schule und Lehre zog es mich in die Stadt und so wohne ich nun seit fast 20 Jahren in Kleinbasel. In diesen Jahren habe ich beruflich für verschiedene grosse Firmen als Visual Merchandiserin gearbeitet und war so in der ganzen Schweiz unterwegs. Ich mag Astrologie, entschuldige und erkläre viel damit und bin ein bisschen abergläubisch; ich würde also nie einen Schirm unter einem Dach öffnen oder so!


Du warst bisher auf Instagram aktiv mit dem Verkauf von Secondhand- und Vintagemode und hast im Dezember 2020 nun einen physischen Shop an der Unteren Rheingasse 15 in Basel eröffnet. Wie kam es zu dieser Entscheidung ausgerechnet während einer Pandemie? Was hast du vor Carlette gemacht?
Für mich war es so ein «Wenn-nicht-jetzt-wann-dann»-Moment! Ich habe fast neun Jahre für ein grosses Warenhaus am Hauptsitz als Visual Merchandiserin gearbeitet, wo ich verantwortlich für die Herrenabteilung war. Wegen Corona und schlechter Wirtschaftslage wurde mir dann im August gekündigt und so wusste ich sofort, dass ich mich mit Carlette selbständig machen möchte. Ich hatte die Idee schon länger im Kopf, habe mich aber nie getraut; und ja jetzt gab es nicht mehr viel zu verlieren. «All in» sozusagen.


«Carlette»  – weshalb der Name?
Vor fünf Jahren wollte ich einen Secondhand-Onlineshop eröffnen und am schwierigsten fand ich es, einen Namen zu finden. Nach längerem «rumgooglen» bin ich auf eine Seite gestossen, die aus dem Vor- und Nachnamen diverse Vorschläge  generiert. Einer davon war Carlette! Da mein Vater Karl hiess und leider schon länger gestorben ist, fand ich den Namen sehr passend und dachte, das ist sicher ein sehr gutes Omen und Zeichen.


Was ist das Konzept deiner Kleiderauswahl?
Mein Konzept ist es, dass es keines gibt und ich auch keines möchte. Jetzt, da ich alles selber entscheiden kann, möchte ich mir keine Regeln auferlegen. Ich möchte das verkaufen, was mir gefällt und Spass macht. Seit ich ein Teenager war, mochte ich Secondhand und ich mag die Vorstellung, dass es, das eine spezielle Vintageteil einmal im Laden gibt und entweder passt es oder nicht. Und wenn es passt, dann ist es meistens Liebe. Ich unterteile auch nichts in Genderrubriken, für mich ist alles Unisex. Jemensch soll bei mir das kaufen, was jemensch mag.


Wer ist deine persönliche Fashion Ikone und weshalb?
Ich mag Menschen, die ein wenig unangepasst sind und sich kleidertechnisch nicht an Regeln halten. Es fasziniert mich, wenn jemand mit Kleidernormen bricht, auffällt und sich auslebt. Das sind viele Leute aus meinem privaten Umfeld.


Wie stehst du persönlich zur Modewelt im 2020?
Bei Fashion und 2020 fällt mir gleich die Jogginghose ein und der Begriff Loungewear! Natürlich aber auch der Begriff «support your locals».


Welche Brands oder Fashionkonzepte inspirieren dich im 2021? Was soll sich deiner Meinung nach ändern?
Ich finde die Vorstellung der Entschleunigung schön. Alles soll wieder mehr zählen, mehr bedeuten und man freut sich wieder über kleinere Dinge. Und so hoffe ich sehr, dass sich einiges im Kaufverhalten der Leute ändern wird. Ich hoffe, dass der Trend zu kleinen, nachhaltigen Brands und Businesses sich im 2021 nochmal festigt.

Beschreibe deine Kund*innen in drei Worten.
Aufgeschlossen, kreativ, unkonventionell


Wo treibst du dich am liebsten rum in Basel?
Im Sommer bin ich gerne im Kannenfeldpark, er gibt mir ein Gefühl von Grossstadt. Natürlich bin ich auch sehr gerne am Rhein, dann am liebsten an der Oetlinger Buvette. Marina ist eh immer super. Bezüglich Bars mag ich das Angel’s Share, Renée oder auch Rouine. Essen gehe ich im Roten Bären und Ufer7. Shoppen tu ich meistens nur bei mir, sobald ich aber wieder mehr Geld zur Verfügung habe, möchte ich in den Open Store oder mir ein T-Shirt oder Hoodie von Thirdeyeland bestellen.


Wenn es etwas vom Himmel regnen könnte, was wäre das?
Ich als Bündnerin freue mich schon, wenn es in Basel mal schneit! Aber es wäre super, wenn es manchmal so wie bei Super Mario wäre und man sich Pilze, Sterne und solche Booster holen könnte und diese vom Himmel fallen oder regnen.


Wenn du den Spirit von Basel als Fashionbrand beschreiben müsstet, wie wäre der?
Basel ist für mich manchmal schüchtern und unauffällig, dann wieder überraschend und anders! Es wäre ein wilder, unangepasster Mix, aber immer mit einer Prise Funktionsbekleidung. Vivienne Westwood meets Mammut.

Wie wär’s mal mit...
...mutig sein!



Vielen Dank Karin für die inspirierenden Einblicke und die Motivation des Machens.



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von Ana Brankovic
am 15.02.2021

Fotos
© Sina Sauro für Wie wär's mal mit



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