Coronavirus: Wie geht's dir, Schweiz?

In welchem Bereich arbeitest du und welche Folgen haben die krassen nötigen Massnahmen aufgrund von Covid-19 für dein privates sowie das öffentliche Leben in der Schweiz? Wie gestalten wir die derzeitige Situation am besten trotz «Social Distancing»? Dies wollten wir aus erster Hand von unserer Community erfahren, unten die Antworten. Wie geht’s dir, Schweiz? (Stand 15. März 2020)


Schulen und Tagesstrukturen
«Arbeite als Lehrerin an einer Schule. Am Freitag 13. März 2020 wurde entschieden, dass die Schulen schliessen, jedoch müssen wir zu den gleichen Zeiten (wie auch sonst) anwesend sein. Was wir genau machen werden oder wie es mit der Schule weiter geht, haben wir keine weiteren Informationen erhalten.»

«Ich arbeite in einer Tagesstruktur in einer Schule. Aktuell habe ich keine Ahnung wie die kommende Woche aussehen wird. Klar ist, dass wir der Weisung nachkommen werden, und uns um die Kinder kümmern, bei welchen die Eltern selbst im Sozialen oder Medizinischen Sektor tätig sind und keine Möglichkeit haben, Homeoffice zu machen bzw. ihre Kinder anderweitig betreuen zu können. Für mich privat heisst das, gesund bleiben, um so das System möglichst sinnvoll entlasten zu können.»



«Ich schaff innere Tagesstruktur und wird morn seh wies wyyter goht. Stand hütte (Montag 16. März 2020): Mir Tagessttukturmitarbeiter*inne gön normal go schaffe und luege wieviel Kinder dass kömme - s Ahgebot zellt eigentli nur für Kinder vo Eltre wo indr Gsundheitsbranche schaffe oder sich ufgrund vom Fremdbetreuue (Grosseltre etc.) innere Notlag befinde.
Irgendwie freu ich mi, dassy öpis drzue kha bytrage und Mensche hälfe in dere Situatio. Anderersits machi mir jede Daag Gedanke, well Kinder immer nyd nur jetzt kleini Bakterieschleudere sin und ich mi inde ledste Monet scho meh als eimol ahgsteggt ha.
Für mi isches e bitz schwierig welly e Grossmami ha wo an Kräbs erkrankt isch und sie zurzyt nyd kha go bsueche well ich durch mi Job mit de Kinder halt nochem Kontakt nyd kha usem wäg go und somit immer e Risiko do isch – logisch überall sunst au.
Ich probier mi möglichst nyd die ganz Zyt drmit z befasse und mi Alltag normal wyyter z läbe. Mir mache meh die ganze Mensche sorge wo hamstere!!
»


Seifen Boss, Organic Shirt von wiewaersmalmit.ch (Illustration: Samira Gollin)

Kultur
«Den Kulturbereich trifft es katastrophal. Für mein privates Leben bedeutet es zum Glück noch keine grosse Einschränkung. Es erinnert mich daran, dass ich nach wie vor zu den privilegiertesten Menschen gehöre.»

«Ich arbeite für zwei Berner Museen und diese sind vorerst noch geöffnet mit einer Einschränkung auf 100 Personen im ganzen Haus. Wir (die Bürogummis) können von Zuhause arbeiten, das ist aber z.B. für den Sicherheitsdienst, die Leute der Aufsicht oder den Personen an der Kasse nicht möglich. Museumsnacht, Führungen und Sonderveranstaltungen wurden abgesagt. Das ist für viele Kabarettist*innen, Musiker*innen etc. echt hart, die verlieren momentan ihre Gagen. Ich überlege gerade was Museen bei einem Shutdown beitragen können. Habt ihr Ideen? Privat schaue ich Tutorials und lerne unnütze Tanzschritte.»

Gastronomie
«Momentan triffts gottsei dank nid mich persönlich, aber en Kolleg wo ihre Bar schaffet isch kündigt worde – uns au allne angere wo dörte schaffe. Will d Bars hie nur no bis am 3 nommitag offe dörfe ha und die Bar aber immer erst ab de 2 ufgmacht het, hei sie churz spitz entschide ausi use zschmeisse – insgesamt 9 Mitarbeiter*inne. Und dä Kolleg goht jetz für es Zitli zrug hei nach Stuttgart.»

Seifen Boss, Organic Shirt von wiewaersmalmit.ch (Illustration: Samira Gollin)

Soziales
«Ich arbeite als Sozialarbeiterin / Suchtberaterin und bis jetzt sieht es so aus, als würde morgen (16. März 2020) die Arbeit normal stattfinden. Vermutlich werden die Klient*innengespräche am Telefon sein, aber Homeoffice ist bei uns leider nicht möglich. Alle Sitzungen werden vermutlich auch abgesagt und ich werde mich in meinem Büro isolieren müssen. Vielleicht kann ich mal die ganze Administration abarbeiten, was ein Vorteil wäre.
Ich versuche mich an das «Social Distancing» zu halten und habe viel weniger Kontakte. Indem ich mich viel darüber informiere und mich auf dem laufenden halte und die Zeit geniesse in meiner privilegierten Lebenswelt.
Die ersten zwei Einsätze mit «Safer Dance Basel» sind abgesagt für den April. Das ist fast das Schlimmste, da es schwierig werden könnte, wenn wir die fünf Einsätze mit unseren knappen Ressourcen alle in der zweiten Jahreshälfte nachholen müssen.»


Mediziner*innen
«Arbeite im Spital, eine Krisensitzung jagt die nächste. Aktuell ist die grösste Sorge, dass Frankreich die Grenzen schliesst und den Notstand ausruft und medizinisches Personal nicht mehr ausreisen lässt.
Ich persönlich bin auf ÖV angewiesen und fahre zurzeit wirklich sehr ungern mit Tram und Bus. Ich würde mir wünschen, dass es für medizinisches Personal alternative Transportmöglichkeiten gibt. Wir stehen erst am Anfang.»

Ausbildung
«Im Moment studiere ich Visuelle Kommunikation im vierten Semester. Da die Hochschulen und Unis geschlossen wurden, arbeite ich von Zuhause aus. Obwohl wir eigentlich unsere Ateliers in der Fachhochschule benutzen dürften. Mein Privatleben fällt mit der Arbeit von Zuhause aus zusammen. Mal schauen wie das wird. Ich nehme es so locker wie möglich und lass mir die Laune nicht verderben.»

«Grafikerin. Stand Donnerstag 12. März 2020: Projekte waren auf On Hold oder mit einem grossen Fragezeichen versehen, welche mit Veranstaltungen zu tun hatten. Stand Freitag 13. März 2020: Homeoffice ab Montag. Persönliche Vermutung der Projektentwicklung der nächsten Tage: Projekte, welche nicht mit einer Veranstaltung im Zusammenhang stehen werden weiterhin umgesetzt. Die Zeit, welche diese Projekte eingenomme hätten, wird jetzt mit hauseigenen Projekten, die im Hintergrund standen gefüllt. Dies sind z.B. Website Update, Schriften und Projektordner sortieren und archivieren, etc. Finanzielle Auswirkungen sind aktuell noch nicht anzudenken, da ich als Angestellte arbeite. Kleine Grafikbetriebe und Freelancer werden vermutlich mehr zu kämpfen haben, wenn sich diese bisher von Projekten mit Veranstaltungen «ernähren» konnten. Was ich privat mache? Zuhause bleiben. Zeit mit den Mitbewohner*innen verbringen. Das Haus auf Vordermann bringen. Spaziergänge. Und in Asia- & Türkischstores einkaufen gehen. Wieso die von den Hamstereinkäufen nicht betroffen sind..?»

«Ausbildung als Grafikerin EZF, im Mai sind die Prüfungen. Alleine Zuhause lernen fällt mir schwer. Mein Portfolio zusammenstellen ohne Feedback von Profis ist auch knifflig. Ihr seit doch Kreative/Designer könnte ich von euch ein Feedback erhalten? Oder Vermittlung an ausgebildete Designer, die Lust hätten mir ein Feedback zu geben? Via Mail wäre natürlich praktisch, da ich damit weiterarbeiten kann. Cool stellt ihr die Fragen und ein Austausch ist möglich. Privat nähe ich Jumpsuits und aus meinen gehorteten Dachlatten möchte ich auch noch was bauen.»




Wir führen diesen Diskurs gemeinsam und sind nur dann konstruktiv, wenn wir die Kurve infizierter Menschen flach halten, indem wir zuhause bleiben und damit das Gesundheitssystem entlasten. Diese Zeit bewältigen wir lieber gemeinsam mit viel Solidarität und Humor statt mit kontraproduktiver Panik und Hamstern.

Gerne kannst du hier Zettel hier downloaden, ausdrucken und in deinem nächsten Umfeld aufhängen, um der Risikogruppe solidarisch zu helfen. Eine Übersicht an Hilfsgruppen in der Schweiz findest du unter hilf-jetzt.ch.
Wichtig: Immer brav Hände waschen wie ein #SeifenBoss, Abstand halten, Menschenmassen meiden und Kontakte reduzieren («Social Distancing»), Zuhause bleiben und dadurch deine Mitmenschen und das Gesundheitssystem entlasten.
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von Ana Brankovic
am 16.03.2020


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