Crêperie «La Chouette» Bern: Im Gespräch mit Mel und Jon


Im Berner Quartier Bollwerk bieten unterschiedliche Menschen spannende Angebote nicht nur für Nachtschwärmende an. Hier findet sich deshalb auch die Crêperie «La Chouette», geöffnet bis spät in die Nacht für den kleinen Hunger zwischendurch. Weshalb der französische Name und was die Vision war, erzählen uns Mel und Jon im Gespräch.


Hallo Mel und Jon, wer seid ihr und was ist eure grösste Macke?
Mel: Hi, ich bin Mel, ein sehr hilfsbereiter, harmoniebedürftiger, pingeliger, sturer Stier. Meine Freund*innen würden sagen, ich kann schlecht nein sagen

Jon: Hallo, ich bin Jon und von Baden, wo ich aufwuchs, nach Bern gezogen. Ende 2021 fand ich schliesslich meinen Weg in die «La Chouette», wo ich seither arbeite. Nicht nur das Arbeiten an diesem Ort gibt mir viel, sondern auch das Team. Ich habe am «Kapitel Bollwerk» viele neue Freund*innen gefunden, weshalb es mich auch häufig in meiner Freizeit an diesen Ort verschlägt. Ich geniesse die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit sehr, jedoch fällt deshalb das Abschalten schwerer. So kann ich es, auch wenn ich als Besucher dort bin, meist nicht lassen, da und dort etwas mit anzupacken.


«La Chouette» – wie kam es dazu?
Die Crêperie «La Chouette» wurde Anfang 2013 eröffnet. Es gab viele Gründe, die dazu führten: ein Lokal, gleich neben unseren Freund*innen vom «Kapitel Bollwerk» wurde frei, das Angebot an warmem, frisch gemachtem Essen in der Nacht ist eher klein. Ein zentraler Ort in unserem Lieblingsquartier Bollwerk, der an den Wochenenden genauso lange wie Clubs offen haben, warmes, frisch zubereitetes Essen serviert, aber auch unter der Woche und abends zum gemütlichen Verweilen, Bier oder Cidre trinken, einlädt, war unsere Vision. Zu guter Letzt ist es bis heute so, dass das Angebot an Crêpes, als doch allseits bekanntes Fast-Food, in Bern noch sehr überschaubar ist, was für die meisten anderen Fast-Food-Klassiker nicht gilt. An dieser Stelle sicherlich wichtig zu erwähnen, dass wir seit gut 2 Jahren auch hausgemachte Momos in verschiedenen Sorten anbieten, um unser Angebot zu diversifizieren. Definitiv ein Versuch wert, falls du die noch nicht hattest!


«La Chouette» – weshalb der Name?
Ein französischer Name war uns wichtig. Zum einen kommen Crêpes, Galettes und Cidre aus Frankreich, zum anderen sind wir ja auch in Bern grundsätzlich ein zweisprachiger Kanton. Das Wort «Chouette» im Französischen bedeutet nicht nur als Ausruf «toll, fabelhaft, prima», sondern «Chouette» ist auch der Kauz, die Eule. Die Eule war damals noch weniger abgedroschen als Symbol für Nachtschwärmende und somit haben wir uns schnell für den mehrdeutigen französischen Namen mit der Eule als Logotier entschieden. Damit sind wir bis heute happy.


Welche Werte in Sachen Esskultur und Gastronomie in der Schweiz sind euch wichtig?
Mel: Am liebsten nachhaltig, regional und selbstgemacht.

Jon: Ich lege grossen Wert auf nachhaltige und regionale Produkte. Als Gastrobetrieb haben wir zudem die Gelegenheit, Besuchenden vegane Gerichte näher zu bringen und aufzuzeigen, dass der Verzicht auf tierische Produkte nicht mit einer Qualitätsminderung einhergeht. Dabei ist jedoch wichtig, eine Auswahl an gut ausgearbeiteten veganen Speisen anzubieten und nicht einfach alibimässig eine mittelmässige Alternative zum restlichen Angebot ins Sortiment aufzunehmen.


Wenn «La Chouette» ein Song wäre, welcher wäre es und weshalb?
Mel: «Eisbär» von Grauzone, weil das früher unser Nachtschicht-Song war (lacht).


Beschreibt die typischen «La Chouette» Besucher*innen in 3 Worten.
Mel: Unsere Gäste sind meist hipp, alternativ und jeden Alters.

Jon: Einer von vielen Gründen, warum ich so gerne in der «La Chouette» arbeite, ist die grosse Diversität an Besucher*innen. Eine Beschreibung in drei Worten würde dem kaum gerecht werden. Die Tageszeit, zu welcher Mensch uns besucht, hat ebenfalls Einfluss. Dies zeigt sich jeweils am Wochenende, wenn wir bis in die frühen Morgenstunden das heitere Treiben des Nachtlebens mit Crêpes und Getränken verwöhnen.



Wo in Bern haltet ihr euch am liebsten auf?
Jon: Mein Zuhause, wo ich mit meiner Freundin lebe, ist für mich ein sehr wichtiger Ort. Da ich relativ viel unterwegs bin, ist mir meine Zeit daheim umso wichtiger, um abschalten zu können.

Mel: Am liebsten bin ich an der Aare oder irgendwo bei und mit meinen Liebsten.


Wovon braucht es in der Schweiz mehr, wovon weniger?
Jon: Da gäbe es so vieles. Ich finde es sehr schade, dass in vielen urbanen Räumen, so auch in Bern, das gastronomische Stadtbild von stark gewinnorientierten Firmen und Personen geprägt ist. Die Gastro-Branche braucht weniger Systemgastronomie und pseudo alternative Pop-ups mit horrenden Gewinnsummen. Ein diverses, gastronomisches Angebot wäre eine Bereicherung für alle. Zudem braucht es mehr offenen Kulturraum, mehr freie Räume für Kunstschaffende und mehr Menschen, die sich trauen, solche Orte zu schaffen.

Mel: Die Schweiz braucht mehr Offenheit und finanzielle Gleichstellung und weniger Druck und starre Strukturen.

Wie wärs mal mit...
Mel: ...Gemütlichkeit?
Jon: ...einem Glas Cidre?


Vielen Dank Mel und Jon für die schönen Einblicke.


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von Ana Brankovic
am 15.01.2024

Fotos
© Laura Binggeli für Wie wär's mal mit


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