Druckbus und Weissheimer Grafik: Im Gespräch mit Gaspard Weissheimer

Print ist nicht tot – zumindest nicht für Gaspard Weissheimer, der unter dem Namen «Weissheimer Grafik Design» als selbständiger Grafiker tätig ist und mit seinem Projekt «DRUCKBUS» für diverse Menschen Drucksachen erzeugt. Wir haben bei ihm unser #SeifenBoss Shirt bedruckt und wollten mehr über ihn, seine Leidenschaft, diverse Drucksachen und seine Einstellung zum Leben wissen.


Lieber Gaspard, wer bist du, was machst du so gerne im Leben?
Wann immer möglich verbringe ich am liebsten Zeit draussen in der Natur, ob beim Wandern oder auf dem Velo bin ich gerne den Elementen ausgesetzt und bevorzuge eher die Sonne, aber auch ein Regenschauer oder Gewitter bereitet mir grosse Freude. Im September 1985 in Karlsruhe geboren bin mit meinen drei Geschwistern dann im Raum Basel aufgewachsen. Während meiner Schulzeit an der Steinerschule habe ich das Reisen mit dem Velo für mich entdeckt und bin nach Ende der Schulzeit zuerst mal nach Irland gefahren, um mein selbstgenähtes Zelt zu testen. Das
war vor ziemlich genau 16 Jahren.


Anschliessend habe ich via Praktika und Zivildienst und quasi in den Fussstapfen meines älteren Bruders den Weg zum gestalterischen Vorkurs in Biel eingeschlagen, der mich wiederum an die ZHdK nach Zürich in Fachrichtung Fotografie geführt hat. Nach einer einjährigen Segelreise über den Atlantik und wieder zurück bin ich am für mich besten Ort gelandet, am HyperWerk an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. «DRUCKBUS» habe ich im Rahmen meines Bachelorprojektes entwickelt und mich nach dem Studium selbständig gemacht. Das war vor knapp 8 Jahren. Etwas später haben meine Frau und ich geheiratet und seit einem knappen Jahr sind wir Eltern eines kleinen Sohnes.


Druckbus – was ist das und weshalb der Name?
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit hatte ich ein ganzes Jahr Zeit mich einem Thema zu widmen. Quasi von der Siebdrucktechnik angefressen habe ich beschlossen eine mobile Siebdruckerei zu entwickeln, mit der ich die Siebdrucktechnik zu den Menschen bringen kann – für gewöhnlich versteckt sich eine Siebdruckerei eher hinter industriellen Anlagen und ist nicht sichtbar und zugänglich. Mit einem roten VW Bus startete ich damals meine Unternehmung und leitete davon den Namen DRUCKBUS ab. Das Spannende an der Siebdrucktechnik ist ihre Einfachheit und Nachvollziehbarkeit, gepaart mit einer grossen Präzision, fast unbegrenzter Flexibilität und der Möglichkeit, dass auch ein Laie sich im Handumdrehen dieser Drucktechnik bedienen und ein tolles persönliches Resultat kreieren kann.



Ich unterscheide mein Angebot in Live-Siebdruck und Workshops. Diese beiden Angebote sind darauf ausgerichtet einer möglichst breiten Personengruppe die Technik etwas ausführlicher oder oberflächlich näherzubringen, dies beispielsweise bei einem Workshop mit Schüler*innen, an einem Festival, einer Hochzeit, einer Shoperöffnung und weiteren spannenden Anlässen. Die Begeisterungsfähigkeit zieht sich durch jedes Alter, angefangen bei kleinen Kindern, die immer staunen, wenn so ein Druck auf z.B. ein T-Shirt gezaubert wird, bis hin zu Teenagern, Erwachsenen und älteren Personen, die genauso stauen, wenn so ein Druck auf ein T-Shirt gezaubert wird (lacht). In meinem Atelier im Kleinbasel drucke ich aber auch einfach Aufträge auf Textilien, Papier, Teppiche, Regenjacken, Fliesen und auf vieles mehr.



Für wen oder was hast du bereits Produkte bedruckt? Hast du ein Lieblingsprodukt oder Projekt?
An meiner Arbeit gefällt mir besonders, dass ich es mit unterschiedlichsten Menschen zu tun bekomme und ihnen dieses Handwerk vermitteln darf. Für mich ist es dann zum Beispiel wunderbar, wenn ich an einer Uhren -und Schmuckmesse für Gäste von Fossil, oder an einem Shoprelaunch von C&A, einem Afrikafestival in Würzburg, mit einem Bundesrat Cassis, für die Firma Wickelfisch Wickelfische, mit Kindergärtner*innen oder mit Menschen mit einer Beeinträchtigung drucken darf. In den meisten Fällen haben es alle noch nie gemacht und gehen mit einem neuen Erlebnis nach Hause.


Ein Projekt das ich in besonders schöner Erinnerung habe, war die Zusammenarbeit mit Transhelvetica, einem spannenden Magazin für Schweizer Reisekultur. Ich war engagiert mit der Redaktion zusammen ein drei- oder vierfarbiges Cover bei Ihnen vor Ort zu drucken. Am Abend davor hatte ich mir den Rücken verlupft und konnte kaum mehr gerade stehen. Um 10 Uhr morgens ging es los in Zürich. Abends um Elf waren wir dann fertig. Alle hatten tatkräftig mitgeholfen und wunderbare Covers kreiert. Die Redaktion hatte mich über Mittag zur Akkupunktur geschickt und in eigenregie weiterproduziert (lacht). Das fand ich grossartig.



Nachhaltigkeit: Wie stehst du dazu?
Vor allem bei Aufträgen die ich bei mir im Atelier drucke, bestelle ich grössere Mengen Textilien, T-Shirts, Pullover, Taschen, etc. Ich habe kein Materiallager und bestelle die Waren immer individuell. Es gibt natürlich kaum lokal hergestellte Textilien, die sich jemand in grösseren Mengen leisten will und kann. Sehr wohl können sich aber die meisten Kunden Fairtrade oder Bio-Cotton leisten, auch wenn so ein T-Shirt dann eher 10 Franken und nicht 2 Franken kostet. Wann immer möglich versuche ich so ein Produkt vorzuziehen. Wann immer möglich drucke ich mit wasserbasierten Siebdruckfarben.



Wovon braucht die Welt deiner Meinungs nach mehr, wovon weniger?
Diese Frage kann vermutlich nicht so knapp beantwortet werden, da das «Mehr» oder «Weniger» aber meistens mit Menschen zu tun hat, müsste man vielleicht dort ansetzen. Ich bin der Meinung, dass das aktuelle Schulsystem bei uns zu sehr auf Bildung und zu wenig auf Lebenserfahrungen setzt. Es wird ein stures leistungsbasiertes Modell verfolgt, bei dem alle Kinder über denselben Kamm geschert werden, um danach anhand von etlichen Prüfungen beurteilt zu werden. Das kann nicht wirklich zielführend und noch weniger motivierend sein. Politisch gibt es global etliche schlechte und wenige gute Beispiele von Menschen, die Ihre Machtposition vorbildlich oder eben nicht vorbildlich gestalten. Die USA, Russland oder die Türkei sind solche destruktive Beispiele. Neuseeland beispielsweise hat einen empathischen Menschen als Premierministerin und nicht einen ego-bezogenen Gesellschaftsspalter.



Dein Traumprodukt: Wenn du einen Wunsch frei hättest, für wen würdest du am liebsten etwas produzieren und was wäre das?
Uff, es gibt für mich nicht das eine Ziel, das ist nicht das, worauf ich hinarbeite. Es wäre gelogen wenn ich sagen würde, dass ich nicht auch ein bisschen stolz bin, wenn ein spannendes Label, eine imposante Firma oder eine Bekanntheit mit mir arbeiten möchte. Aber es sind überraschende Momente, die mir Freude bereiten, beispielsweise wenn ich für Live-Siebdruck für eine Veranstaltung gebucht werde und im Vorfeld das Gefühl habe, dass das nicht so toll werden könnte und ich rückblickend sagen kann, das war einer der tollsten Momente seit ich mit DRUCKBUS arbeite. Ein Traumprodukkt habe ich insofern nicht, aber es gibt Beispiele von Produkten, die ich auch gerne so schön herstellen würde wie zum Beispiel die Foulards oder allgmein die Produkte von Matrix® aus Basel. Da ist jedes Produkt ein perfektes Unikat, von der Idee bis zur Umsetzung.


Wenn der Druckbus ein Tier wäre, welches wäre es?
Vielleicht an Chamäleon? Nicht so wahnsinnig schnell unterwegs, aber dafür behutsam und stetig. Und natürlich anpassbar – alle Farben und auf seine Umgebung (lacht).



Beschreibe Weissheimer Grafik als einen Ort.
WEISSHEIMER Grafik Design ist der Name meiner Firma. Ich habe ihn damals so gewählt, weil ich meinte, dass Grafik Design der Fokus meiner Arbeit sein würde. In der Zwischenzeit weiss ich, dass es einfach ein Teil von mehreren ist. Neben DRUCKBUS arbeite ich als Grafik Designer und als Fotograf. Ich nenn mich deshalb manchmal mit einem Augenzwinkern ein Dreispartenhaus. Mein Atelier ist Werkstatt, Büro und Fotostudio zugleich. Es ist ein lebendiges Chaos von vielem und Ausgangspunkt für das meiste, das ich mache. Es liegt in Kleinbasel unweit vom Rhein, vielleicht die beste Lage, die man sich wünschen kann.


Wenn es etwas vom Himmel regnen könnte, was wäre das?
Regen.

Wie wär's mal mit...
...einer Velotour?



Vielen Dank an Gaspard für das inspirierende Gespräch und eine gelungene Zusammenarbeit.


_
von Ana Brankovic
am 29.06.2020


Fotos
© Ana Brankovic für Wie wär's mal mit



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