Eiscafé «Acero» Basel: Im Gespräch mit Lisa


Eis, Eis, Baby! Das Eiscafé «Acero» ist mittlerweile in Basel eine Anlaufstelle für leckeres, selbstgemachtes Eis. Wie es dazu kam, was «Acero» bedeutet und wer dahintersteckt, erzählt uns Lisa aus dem Kollektiv.


Hallo Lisa, wer bist du und was ist deine grösste Macke?
Ich bin 32, 3-fach Mutter, aktuell Zufallsgastronomin, verhinderte Sozialanthropologin und/oder Gemüsebäuerin und nur ein kleiner Teil im Acero-Kosmos. Meine Grösste Macke? Ich bin sehr weich, das macht mich flexibel und anpassungsfähig, aber auch manchmal unentschlossen.


Eiscafé «Acero» – Wie kam es dazu?
Das Acero gründete sich schon vor knapp 12 Jahren. Durch zwei ehemalige Mitglieder und Gastro-Leidenschaft-Menschen und Schleckmäuler aus dem Umfeld der Kultbeiz «Hirscheneck». Im Juni 2011 eröffnete das «Acero» damals als Pionier-Eisdiele in der Rheingasse. Seither hat es sich einen Namen gemacht, vor allem wegen der selbstgemachten Glacé nach italienischen Originalrezepten. Aber auch als Ort für gutes Arbeiten, an dem Partizipation, eigenverantwortliches Arbeiten und Gemeinschaft gross geschrieben werden, gestärkt durch das Ideal einer selbstverwalteten Welt.


Die letzten paar Jahre waren sehr turbulent im Innen wie Aussen. Langjährige Mitglieder des Kollektivs kündigten ihren Austritt an, die Pandemie brachte unendliche Unsicherheiten und obendrein wurde unser Mietverhältnis in der Rheingasse nach 10 Jahren nicht weiter verlängert. Wir mussten ausziehen, ohne einen neuen Standort gefunden zu haben. Das waren zu viele Herausforderungen für eine sehr neue Gruppe, sodass diese wiederum zerbrach. Nachdem ich zusammen mit meinem Partner Fede die grundsätzliche Bereitschaft zugesagt habe, dem «Acero» wieder auf die Beine zu helfen, befinden wir uns jetzt in dieser knackigen Zeit des Wiederaufbaus am neuen Standort an der Mörsbergerstrasse – mit angepasstem Angebot und einer neu gebildeten «Acero»-Bande, die hoffentlich zu einem starken Netz zusammenwachsen kann.


«Acero» – weshalb der Name?
«Acero» bedeutet «Ahorn» auf Italienisch. Im lauschigen Innenhof der Rheingasse 13 steht ein Ahornbaum, der mit uns dort wuchs. Vor dem neuen Standort spenden uns zwar Platanen Schatten, aber den Platanenhof gibt es ja schon (lacht).

Welche Werte in Sachen Gastronomie und Esskultur vertritt ihr?
Wir achten sehr auf gute Rohstoffe, wann immer sinnvoll in Bio-Qualität, schätzen die Zusammenarbeit mit lokalen Produzent*innen und wollen sinnvolle Kreisläufe und ein lokales Netz in der Wirtschaft stärken. Wir wollen authentische, immer vegetarische und oft vegane, zugängliche und günstige Speisen kreieren, weil wir denken, dass alltäglicher Tierprodukt-Konsum in unserer Zeit keinen Platz hat. Klar inspiriert sind wir von der italienischen Esskultur. Es steckt immer viel Herz und Hand drin. Focaccia, Pasta, Glacé, Kuchen: alles ist hausgemacht, selbst entwickelt, produziert, verbessert und schliesslich an den Tisch zu unseren Besucher*innen gebracht. Es ist uns ein Anliegen, die Wissenshierarchie flach zu halten. Im Prinzip können alle alles herstellen und es gibt keine exklusiven Arbeits- bzw. Wissensbereiche wie z.B. «Köchin».


Wenn «Acero» ein fiktiver oder realer Ort wäre, welcher wäre es und weshalb?
Wohl eine Oase – im buchstäblichen Sinne als ein ruhiger, gemütlicher Rückzugsort in einem lauten, schnellen Stadtgetummel. Ich denke da irgendwie an so einen Neapel-Vibe, an dem alles etwas entschleunigt wirkt. Auch metaphorisch ist das «Acero» eine Oase für ein anerkennendes, hierarchie-armes miteinander Arbeiten in einer schwierigen Branche und Welt. Es ist auch eine anerkennende Oase für diskriminierte und kriminalisierte Identitäten und für unsere Gäste: ein Safe Space.


Was ist deine Lieblingseissorte im «Acero», die du unserer Leserschaft wärmstens empfehlen würdest?
I always go for the nuts! Pistazie – klassisch und himmlisch fein. Daneben Haselnuss, geröstete Mandel, Macadamia, lecker! Ausserdem ist es manchmal spannend, eine bestimmte Kombination im Cornet oder Becher zu haben: z.B. Basilikum und Wassermelone. Das kommt zusammen so gut, dass ich dafür auch mal die sahnigen Nüsse gegen diese Sorbet-Kombo eintausche! Und jedem Menschen sei gesagt: Wenn Du irgendwann mal die Chance hast, Glacé direkt frisch aus der Glacémaschine zu probieren – go for it! Denn dann hat die Glacé die perfekte Temperatur und Viscosity, das wünsche ich jedem Menschen.


Beschreibe die typischen «Acero» Besucher*innen in 3 Worten.
Divers, lieb, subversiv.

Wo in Basel hältst du dich am liebsten auf?
Ich liebe es, bei verschiedenen Gelegenheiten in Innen- und Hinterhöfe zu spicken. Die beste Gelegenheit dafür sind Quartierflohmis. Überhaupt geniesse ich es, wenn Dinge auf der Strasse passieren, die die Autos und die festgefahrene Komfortzone bedrängen oder in Frage stellen: Demos, Strassenfeste usw. – das lässt von einem anderen Zusammenleben träumen.


Wovon braucht die Schweiz mehr, wovon weniger?
Mehr Verständnis für Offenheit sowie Bereitschaft zur Anerkennung des ‘Anderen’. Kurz: Amore. Weniger Denken in starren binären Kategorien.

Wie wär’s mal mit...
...più Amore und Basilikum-Wassermelonen-Gelato auf der Zunge?


Vielen Dank, Lisa, für die sympathischen Einblicke.



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von Ana Brankovic
am 24.04.2023

Fotos
© Christina Cattelani für Wie wär's mal mit


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