Erasmuslädeli Basel: Duygu und Nevzat im Gespräch

Mal hängt hier das Strassenschild und mal sogar der Segen schief. Mal sieht man lauter Studenten und Künstler, mal türkische Familien, die auf sesshafte Rentner oder betrunkene Gestalten treffen. Die Rede ist hier von der Kleinbasler Feldbergstrasse, welche durch ihren multikulturellen Charme besticht und wo einem bestimmt nie langweilig wird. Und mal ganz ehrlich: Was gibt es besseres als die Möglichkeit bis 22 Uhr abends Lebensmittel kaufen zu können? Genau dies und noch viel mehr ermöglicht uns das sympathische Erasmuslädeli an der Feldbergstrasse 32. Wir sprachen mit Duygu Sahin und Nevzat Yildiz über die Geschichte des Lädeli und das spannende Leben im Quartier. Na dann machen wir es mal wie Tarkan und sagen: kiss, kiss!



Liebe Duygu, lieber Nevzat, wer steckt hinter dem Erasmuslädeli und seit wann existiert dieses?
Duygu: In die Gänge gebracht hat das Ganze mein Cousin im Jahr 1996. Er betrieb ein Lädeli mit überschaulichem Sortiment. Ich half immer wieder aus und übernahm schliesslich alle relevanten Aufgaben. Später kam mein Bekannter Nevzat Yildiz dazu. Wir arbeiten hier seit ungefähr 10 Jahren zu zweit und dies 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Es basiert auf freundschaftlicher Ebene, da man sich bezüglich Ferientagen und Arbeitsteilung immer absprechen muss. Zum Glück sind wir bisher sehr selten beide gleichzeitig krank gewesen. (lacht)


Was war vor eurer Zeit hier drinnen?
Duygu: Bevor mein Cousin damals einen kleinen bescheidenen Laden eröffnete, war hier drinnen ein Textilgeschäft für Wolle. Laut den Nachbarn scheinbar auch mal eine Bäckerei, aber dies war lange vor unserer Zeit.

Welches ist euer Lieblingsprodukt und weshalb?
Duygu: Ich liebe unsere Kaffeemaschine, sie ist die Retterin in jeder Not und natürlich auch unseren türkischen Chai Tee, welchen wir intern im Hinterzimmer sehr gerne mal trinken. (lacht)


Nevzat: Mir schmeckt natürlich der türkische Raki, genannt Yeni Raki. Auch haben wir tollen, leckeren Hummus, welchen ich wärmstens empfehlen würde.


Was waren bisher eure tollsten Erlebnisse mit den Kunden?
Duygu: Wir haben viele Stammgäste aus dem Quartier – junge sowie ältere Leute kommen sehr gerne bei uns einkaufen und erwähnen immer wieder, dass sie unser kleines Lädeli ansprechend und sehr angenehm finden. Das freut uns natürlich.
Nevzat: Ich finde es immer wieder spannend, wer hier so alles hereinspaziert oder auch wer nicht. Die Feldbergstrasse ist eine sehr belebte, multikulturelle Strasse mit spannenden Persönlichkeiten. Letztens ging ein kleiner Junge am Erasmuslädeli vorbei, fühlte sich unbeobachtet und steckte sich einen Apfel in die Tasche. Da ich ein Spassvogel bin, folgte ich ihm und bat ihn den Apfel zurückzugeben. Ich drohte ihm die Polizei zu rufen oder seine Eltern zu informieren (was ich natürlich nie getan hätte), er gab mir jedoch den Apfel zurück und meinte, er würde nie wieder etwas klauen, so sehr hätte ich ihm Angst eingejagt – Mission für den Tag erfüllt. (lacht)



Wer kauft hier alles ein und was läuft am Besten?
Duygu: Es kommen hier allerlei Leute vorbei: von Studenten, über Rentner bis hin zu nahegelegenen Nachbarn wie dem Architekturbüro, den Leuten von Plattfon Records und weiteren Anwohnern. Es ist alles mit dabei – das macht unseren Alltag spannend.
Nevzat: Grundsätzlich läuft unser Brot, welches von Kübler geliefert wird, ziemlich gut. An den Wochenenden ist bei den jungen Leuten auch der Alkohol angesagt. (lacht) Und sonntags sowie spät abends, nach regulärem Ladenschluss der grossen Ketten wie Coop oder Migros, spazieren immer wieder Leute in unser Erasmuslädeli, um noch Zutaten für das Abendessen zu ergattern.



Ein paar Stichworte zu eurem Sortiment.
Nevzat: Lebensmittel, Alltagsprodukte, Zeitschriften, Zigaretten, Kaffee und vieles mehr.

Welchen Bezug habt ihr zu Basel?
Nevzat: Wir haben beide an der Feldbergstrasse gewohnt. Duygu wohnt immer noch im Matthäusquartier, ich hingegen in Kleinhüningen. Wir beide mögen das Leben im Kleinbasel, wo das Erasmuslädeli gut aufgehoben ist.


Wie habt ihr es so mit der Nachbarschaft?
Nevzat: Weil wir hier schon lange unser Lädeli betreiben, haben sich unsere Kontakte zu den Nachbarn intensiviert.
Duygu: Wir bieten für ältere Leute aus dem Quartier sogar eine Gratis-Hauslieferung unserer Produkte an, dies zeigt wie wichtig uns ein gepflegter Umgang mit den Kunden ist.



Was ist euer Lieblingsort an der Feldbergstrasse?
Duygu: Die Friends Bar finde ich lustig und der Plattenladen Plattfon an der Ecke zur Klybeckstrasse ist auch sehr schön.


Nevzat: Ich mag es in einer ruhigen Minute nach Feierabend in die Bücherei gegenüber zu gehen. Diese gehört Herr Özdemir, welcher über die Jahre ein guter Freund geworden ist. Er verkauft dort türkische Literatur, türkische Volksmusik und auch Instrumente. Was nur die wenigsten wissen: es gibt ein Hinterzimmer, in welchem wir manchmal türkische Serien schauen und gemütlich Chai trinken.

Türkische Spezialitäten – was bekommt man nur im Erasmuslädeli?
Nevzat: Den türkischen Yeni Raki sowie unsere türkischen Knabbereien. Ansonsten ist unser Sortiment mit vielen Schweizer Produkten wie laktosefreiem Joghurt, Bioprodukten sowie Schweizer Biermarken wie Unser Bier oder Quöllfrisch ausgestattet.


Duygu: Wir haben sogar ein riesiges Biotta-Sortiment. Dieses ist derart vielfältig, dass sogar mal jemand vom Gesundheitsamt erstaunt darüber war bei uns ein solches Angebot zu finden. Das hat uns sehr gefreut.


Wie wär’s mal mit…
...einem Besuch im Erasmuslädeli?



Wir danken Duygu und Nevzat für ihren vollen Einsatz und die nette Bedienung und dafür, dass sie sich für Wie wär's mal mit spontan die Zeit genommen haben. Wir empfinden das Erasmuslädeli als einen offenen und freundlichen Ort, welcher einem mit seinen langen Öffnungszeiten immer wieder aus jeglicher Not hilft und perfekt in die lebendige Basler Feldbergstrasse passt.



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von Ana Brankovic
am 26.10.2015


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