Iboss Hammer Café: Im Gespräch mit Besitzer Ibrahim

In Kleinbasel herrscht eine hohe Dichte an Barbetrieben. Manche sind Konzeptbars mit durchdachtem Interior, andere sind eher rustikal, bürgerlich und wieder andere eher Schuppen, Kneipen oder Spelunken. Wir trafen Barbesitzer Ibrahim vom Iboss Hammer Café zu einem Gespräch über seine Bar, die Menschen, das Quartier und darüber, wie sich einiges mit der Zeit verändert hat.


Lieber Ibo wer bist du?
Ich heisse Ibrahim, werde aber von allen Ibo genannt, und bin Besitzer des Iboss Hammer Cafés. 

Wann kann man im Café vorbeischauen?
Die Öffnungszeiten sind von 7 Uhr morgens bis ca. 1 oder 2 Uhr abends, am Wochenende meistens bis 3 Uhr, bei wenig Gästen wird früher geschlossen. Ich muss sagen ich hab kein Problem mit der Terrasse draußen, wir können wirklich lange draussen bleiben. Eigentlich ist ja nur bis 10 Uhr erlaubt.

Wie lange gibt es das Iboss Hammer Café schon?
Bereits seit 7 Jahren ist unser Iboss Hammer Café im 4057 Quartier.

Was war vorher drin?
Bevor wir kamen war bereits ein Jahr lang ebenfalls ein Café drinnen. Davor war hier eine Bäckerei.


Was habt ihr im Angebot?
Diverse Getränke. Aber auch Esswaren wie Sandwiches, Gipfeli, Schoggigipfeli und andere Snacks erhält man bei uns.

Ein paar Worte zu deinen Gästen?
Ich habe viele Stammgäste und die meisten kommen aus dem Quartier. Hin und wieder kommen auch neue Leute hinzu. Die Besucher sind sehr durchmischt, nebst Schweizern, Österreicher und Italienern findet man bei uns alle möglichen Menschen.

Kennen sich die Gäste auch untereinander?
Die meisten schon ja.

Wie alt sind die ungefähr?
20 aufwärts bis 75 Jahre. Ein 75 Jährige Stammgast hat letzte Woche sogar seinen Geburtstag bei uns in der Bar verbracht.


Habt ihr etwas was andere nicht haben?
Hier ist alles normal, wie überall sonst auch. Nichts Besonderes. Ich bin als Besitzer täglich da. Manchmal hat’s auch Personal.

Bist du selbst auch in Basler Bars unterwegs?
Wenn ich Zeit habe schon ja (lacht). Ich gehe gerne die Nachbarsbars besuchen, also hier im Umkreis, weil diese auch zu mir kommen.

Welche Bars sind dies?
Ich bin gerne an der Klybeckstrasse unterwegs oder gehe in die Musical Bar am Riehenring.

Kennen sich die Barbesitzer in Basel?
Ja, in Kleinbasel auf jeden Fall. Da kennt jeder jeden. Wir pflegen eine Freundschaft untereinander.


Wie kommt das?

Also ich bin hier aufgewachsen. 27 Jahre lebe ich nun hier im Quartier. Nach so einer Zeit kennst du jeden. Meistens sind es sogar Schulkollegen oder Freunde von früheren Jobs.

Wohnst du in Kleinbasel?
Ja, ich habe immer hier gewohnt.

Hat sich in dieser Zeit hier im Kleinbasel etwas verändert?
Ja, sehr viel sogar. In der Gastronomie ist es in den letzten drei Jahren immer schwieriger geworden. Meiner Meinung nach liegt es an zu viel Kontrollen. Das Leben in den Bars leidet unter der Razzia. Die Gäste werden untersucht und man bekommt Angst, fühlt sich unwohl. Kleinbasel ist ein Dorf, da werden bestimmte Leute natürlich auch beobachtet. Es wird geschaut, wo sie sich aufhalten und dann gibt es dort Kontrollen. Da fühlt man sich natürlich mit der Zeit nicht mehr so wohl.


Ich war auch in einer Bar gegenüber von der Brombibar.
Ja, das macht ein Freund von mir aus dem Kosovo. Dort sind fast nur Gäste, die aus Afrika stammen. Also ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, aber dort verkehren sagen wir mal 80% Afrikaner.

Dort wurde ich leider direkt abgewiesen für ein Interview.
Ja, das liegt eben an den Kontrollen. Die Leute sind misstrauisch und wollen unter sich bleiben, nicht fotografiert oder befragt werden. Es gibt natürlich auch Leute, die vielleicht etwas zu verbergen haben, aber mir ist das egal, ich muss nichts verstecken.

Was hast du vorher gemacht?
Plattenleger. Also mein Beruf ist eigentlich Plattenleger, auf Baustellen und so weiter. Das habe ich gelernt und hatte auch ein Geschäft 10 Jahre lang. Dann hab ich eine Pause gemacht und bin in der Zwischenzeit aus Zufall hier rein gesprungen und auch hier geblieben. Wirklich gut läuft es nicht, aber ich hoffe, dass es wieder besser wird.


Was findest du an Kleinbasel toll?
Toll im Moment ist schwierig (lacht). Es ist schön, dass jeder jeden kennt, sehr familiär. Ich lebe schon seit immer in Kleinbasel. Es ist mein Zuhause, hier spielt das Leben und ich möchte nicht weg.

Und wo verbringst du sonst so Zeit?
Naja, wenn man in der Gastronomie tätig ist, bleibt einem nicht viel Zeit. Ich bin eigentlich immer hier im Iboss Hammer Café. Auch wenn ich nicht arbeiten muss, treffe ich hier meine Freunde. Es ist mein zweites Zuhause.

Ideen für die Zukunft deiner Bar?
Man kann diesem Sommer neu Shisha draussen rauchen. Das wird von Besuchern auch mehr und mehr verlangt. Aber es braucht auch Zeit bis alle mitbekommen, dass man das hier nun machen kann.

Und Konzerte oder Events und so?
Nein, dafür habe ich keine Bewilligung und auch keinen Platz. Ich darf auch weder drinnen noch draussen Musik laufen lassen. Man braucht für alles eine Bewilligung. Ich habe auch mal über einen Grill hier draußen nachgedacht, aber dann wurde von mir eine Skizze verlangt, wo ich diesen hinstellen würde und dies und das.


Wie gross ist die Bar insgesamt?
112 m2 inkl. Terrasse.

Was ist die grösste Veränderung seitdem du in der Schweiz lebst?
Meiner Meinung nach hat man einfach zu wenig Freiheiten. Egal was du machst, du wirst immer eingeschränkt in den Möglichkeiten. In den letzten Jahren ist das noch viel schlimmer geworden. Alles ist begrenzt.

Wie wär’s mal mit..?
...weniger Kontrollen und mehr Freiheit?


Vielen Dank an Ibo für die spannenden Worte über den Kleinbasler Barbetrieb.


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von Ronja Burkard
am 06.05.2019

Fotos
© Ronja Burkard für Wie wär's mal mit

Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.


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