K-Pony: Im Gespräch mit Seraina Kraushaar

Ein Haarschnitt ist eine Philosophie für sich, Schneiden erstmal Handwerk und ein wirklich guter Haircut Einfühlungsvermögen, in den Menschen der sich dir anvertraut. Trend, Bob, doch eher kurz? Blond? Spitzen schneiden? Färben? Treatment? Bart trimmen? Ein Kunstwerk. Am Morgen sind alle Leute gleich. Sitzt der Schnitt, sitzt auch das Wohlgefühl. Haare machen Leute im K-Pony an der Klybeckstrasse.
Der Haarsalon wurde im vergangenen Mai elf Jahre alt. Wände in Lila, Kronleuchter, Portraits einer Gesellschaft gehalten in schwarz-weiss aus einem vergangenen Jahrhundert, eine Bar in Form eines gefüllten Kühlschranks mit Bier und Isländischem Wodka. Ein lebendiger Ort mit einem ausgebuchten Kalender. Zeit für eine Veränderung meint seine Gründerin, die Hairstylistin Seraina Kraushaar und nimmt sich eine Auszeit per Juni von K-Pony.


Liebe Seraina, K-Pony läuft, du sagst per Ende Juni aber „Goodbye“ und verlässt den Laden vorerst. Fangen wir am Anfang an; mit welcher Idee hast du vor 11 Jahren K-Pony gegründet?
Ich war damals bereits selbständig und an einem Laden beteiligt, allerdings hatten mein damaliger Arbeitspartner und ich unterschiedliche Vorstellungen, was ein Salon und dessen Image sein kann. So bin ich dann zum ersten Gedanken von K-Pony gekommen. Grundidee war nicht der Traum eines eigenen Geschäfts – ich konnte mir zu dem Zeitpunkt einfach keinen Laden in Basel vorstellen, wo ich gerne gearbeitet hätte. Das Image vom klassischen Coiffeursalon war nicht mein Ding. Was mich an dem Gedanken reizte, war aus einem konventionellen, etwas angestaubten Cliché eines Salons auszubrechen und dem eine eigene Handschrift zu geben. Sehr simpel: Ich wollte gute Musik hören, wollte die Magazine aufliegen haben, die mir gefielen, ich wollte auf Du und Du sein mit meinen Kunden, Freigeist im Coiffeurbusiness, kein steifes Design.


Ein Laden an der Klybeckstrasse – wie kamst du zu den Räumlichkeiten?
Ich wohnte bereits im Quartier und hielt ab und an Ausschau nach geeigneten Räumlichkeiten. Die Klybeckstrasse 94 stand zu jenem Zeitpunkt leer. Ich hakte nach und gelangte an die Telefonnummer des Hausbesitzers. Es fand ein erstes Treffen statt und gleich von Anfang an war es stimmig. Das war grosses Glück. Eine Stylistin aus dem ersten Geschäft kam mit an die Klybeckstrasse, so fing meine Idee vom K-Pony an, zu Zweit.


Was ist das Image vom K-Pony? Wie sah der Salon damals aus?
Wir haben wirklich von Null angefangen. Vor K-Pony wurde hier Kebab verkauft, zwischenzeitlich wurde der Ort dann als Atelier genutzt. Wir mussten alles rausreissen und komplett sanieren. Alles selber – mit Hilfe von Freunden. Plättli rausgerissen und der schöne Parkett kam zum Vorschein. Wir haben gezielt nicht überrenoviert. Zu dieser Zeit war Berlin für uns schon der Hingucker, so visuell als Richtlinie. Es hat sich immer wieder verändert. Ich habe immer wieder umgebaut. Die Idee vom Community-Konzept kam 2013 mit der Stuhlmiete. Nun bin ich nach 11 Jahre gedanklich an dem Punkt, an dem meine Arbeit sozusagen getan ist. Ich kann nicht weiterbauen, das K-Pony stimmt so. Es war immer super Low-Budget, wir hatten mit ganz wenig angefangen, abbezahlt und aufgebaut.
Ich muss immer einen Schritt aus der Komfortzone raus, das ist doch der Ursprung der Kreativität. Du kannst nicht kreativ sein wenn du bequem bist. Ich liebe Veränderungen. Nun muss jemand Neues kommen und dem K-Pony seine Handschrift geben. K-Pony bleibt jedoch weiter ein Community-Konzept, die Stylisten haben ihre eigenen Agendas, ihre Kunden. Das ist meine Handschrift: Kreativität. Leidenschaft, das Community-Konzept, eine Art Freiheit.



Wenns ums Image geht und konkret ums Haarstyling, wonach richtest du dich, wenn du Haare schneidest? Wo siehst du deine Handschrift?
Bedürfnisse erkennen, zuhören, den Charakter spüren und was beim Kunden ankommt. Auch was mir gefällt. Schönheit unterstreichen. So viele Möglichkeiten – mit Farbe, mit Schnitt. Schön für mich ist natürlich, wenn jemand offen für Ideen ist, tolle Haare zum arbeiten hat und ich eine Optimierung machen kann. Vielleicht auch eine kleine Veränderung, womit wir wieder beim Stichwort Veränderung sind. Jemandem mit einer Veränderung ein gutes Gefühl geben.

Dein liebstes Werkzeug,
Ein Kamm von Y.S. Park und meine Hände.


Wie bekam das K-Pony seinen Namen?
Pony hat eigentlich nichts mit dem Pony-Schnitt zu tun, was man sich eigentlich denken würde, eher mit dem Pferd. Auch geschrieben gefällt mir K-Pony, ich mag das typografische daran. K- Kraushaar, Klybeckstrasse, Kleinbasel, so viele Ks um den Salon herum. Wir hatten eine Weile lang keinen Namen, der kam als Visitenkarten her mussten. Ein Image macht auch den Namen aus. K-Pony könnte auch eine Band sein. Oder ein Brand. Wir sagen auch „Kay-Pony“ und nicht „Ka-Pony“. Dahinter steht auch der Gedanke – was mir selber gefällt – wenn ich da hin will, wo ich mir gerne meine Haare schneiden lassen möchte.

Was wünscht du dir als nächstes Kapitel für K-Pony?
Ich wünsche mir für Jascha, den neuen Besitzer, dass er ein neues Kapitel für K-Pony beginnt. Jascha kann das. Er hat die Energie zum Pushen und dem Laden neue Ideen einzuhauchen. Das war eigentlich mein Wunsch, jemanden zu finden der das kann, der die gleiche Leidenschaft und die gleichen Ansprüche für diese Art von Geschäft mit sich bringt.


Was kommt zum Haareschneiden dazu? Inzwischen arbeitest du teils auch als Stylistin für Modelabels oder fürs Fernsehen.
Make-Up ist im Vergleich zum Tagesgeschäft mehr kreativ, das könnte ich mir auch vorstellen weiterzumachen. Make-Up in der Schweiz ist nicht wirklich spannend. Und du verdienst hier damit nicht wirklich Geld. Ich bin durch den Salon in der glücklichen Lage, so zwei Sachen zu machen.

Was spricht dich visuell persönlich in Basel an?
Das Aisso gefällt mir sehr gut, es hat Grossstadtqualität. Für mich ein schön gestalteter Laden.



Wohin führt dich deine Reise als Nächstes ? Vielleicht schon erste Ideen für ein nächstes Projekt?
Frei sein. Kein grosser Plan. Mein Plan ist kein Plan zu haben. Was nicht ausschliesst, Ideen zu haben. Auch eine Challenge für mich, ich bin eigentlich gerne organisiert. Wenn ich wieder zurückkomme, beginnt ein neues Kapitel. Eine K-Pony Kette aber sicher nicht.


Begleitet dich etwas bis zum nächsten Stopp?
Sennheiser Kopfhörer. Die haben guten Sound. Mein Lieblingsshirt. Alltagsvertrauen.

Musik ist so oder so in deiner DNA. Dein liebster Track zurzeit?


Wie wärs mal mit...
...raus aus der Komfortzone.



Seraina Kraushaar und K-Pony geben ein „Hello and Goodbye“ am 29. Juni mit Band, mit dabei sind zudem sicher Bier und Rosé. Wir danken Seraina für Ihre offenenen Worte und ihre Kreativität am Salonsessel und bei der Lebensgestaltung. Wir wünschen ihr Erfolg für die Zukunft, speziell dem Nicht-Pläne-Machen, und sind voller Vorfreude auf neue Abenteuergeschichten.


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von Shirin Zaid
am 25.06.2018

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© Shirin Zaid für Wie wär's mal mit


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