Kaffeebar Saint Louis: Wir sprachen mit Inhaber Christoph Nyfeler

Die sympathische Kaffebar Saint Louis lädt an der Basler Elsässerstrasse 29 täglich zu Kaffee, Croissants oder zum Mittagessen. Ihr habt noch nie von dem Café gehört oder wollt mehr dazu erfahren? Dies könnt ihr bei uns im Folgenden tun. Wir trafen nämlich den netten Inhaber Christoph Nyfeler zu einem spannenden Gespräch über den Gastrobetrieb sowie Basel als Kulturstadt. Wer sich während dem Lesen nicht nur visuell sondern auch akustisch berieseln lassen möchte - so klingt das Saint Louis:




Lieber Christoph, was ist deine Funktion hier im Café Saint Louis und seit wann existiert dieses?
Gemeinsam mit Michael bin ich Inhaber des Cafés. Michael ist dabei der Gastronom und ich der Gestalter - das ergänzt sich wunderbar. Mittlerweile gibt es uns seit bereits 2 Jahren.


Wer war für das wunderschöne Einrichtungskonzept und die Möbel zuständig?
Der Architekt und Innenarchitekt Christoph Scheidegger. Er hat damals auch die berüchtigten Favelas bei der Messe Basel konzipiert. Wir sind beide in Basel gross geworden und kennen uns von früher als wir noch gemeinsam Filmabende organisiert haben - das war vor ca. 15 Jahren in unserem Atelier beim SUD. Carolina hat auch gestalterisch mitgeholfen, sie hat die Fachklasse hier in Basel gemacht.


Die Schaufensterverschalung wurde rausgerissen und erneuert. Wir wollten alles möglichst simpel, reduziert und leicht französisch halten. So kam eine lange Bank rein und Möbel mit einer verständlichen Sprache. Die Bar ist beispielsweise aus ehemaligen Schaufensterelementen gebaut und gewinnt dadurch an Charme.


Für die Lampe hatten wir kein Geld mehr und haben sie daraufhin günstig selber gebastelt (Lacht). Es ist eine rohe sympathische Ästhetik, die wir anstreben. Die angemalten Neonröhren widerspiegeln auch das gelbe 11er Drämmli, welches bei Sonnenschein den Raum mit einer besonderen Lichtfarbe erhellt.


Wann läuft das Saint Louis auf Hochtouren?
Morgens und Mittags läuft es sehr gut und ist von der Grösse ein angenehmes gemütliches Lokal. Wir haben 7 Tage geöffnet. Zmörgele kann man bei uns mit einer Auswahl an 3-4 Frühstückstellern. Zum Mittag haben wir ebenfalls eine simple und leckere Menükarte: Pasta, Quiche oder Salat. Alles natürlich zu fairen Preisen.


Welches Publikum sprecht ihr an?
Wir haben vor allem Leute, die hier im Quartier arbeiten und leben und sich bei uns sehr wohl fühlen. Es ist ein sehr durchmischtes Publikum im Alter von 20 bis 40 Jahren. Viele ältere Herren trinken hier Kaffee liebend gerne regelmässig ihren Kaffee, das ist sehr schön. Es ist auch spannend, dass Gäste immer eine Eigendynamik haben. Wenn man ein Lokal eröffnet, kann man nicht immer bestimmen, wer reinspaziert, es passiert einfach und das gefällt uns.


Gegenüber vom Saint Louis ist ein Raum frei geworden, wie wär’s mal mit expandieren?
Ja, das haben wir uns ebenfalls überlegt, unseren Raum einfach nach drüben zu erweitern. Aber mit dem Drämmli Verkehr wäre das ein bisschen unpraktisch für den Service (Lacht).


Was habt ihr vor dem Café Saint Louis gemacht?
Sowohl Michi als auch ich arbeiten nebenbei woanders. Michi hat ein eigenes Cateringunternehmen und ich bin 70% im Gesundheitswesen tätig. Hier im Saint Louis bin ich höchstens an Spezialanlässen an der Front, ansonsten halte ich mich im Hintergrund und erledige administrativen Aufgaben.


Was gibt es für Spezialanlässe im Saint Louis?
Man kann das Saint Louis für private Anlässe mieten und eigene Menüwünsche anbringen. Die einizige Auflage ist, dass jemand von uns hier anwesend ist im Service. Preislich kommt es auf die Gruppengrösse darauf an. Häufig wollen die Leute, die es mieten auch gleich Essen dazu haben. Michi hat ja da ein Catering, was die Wünsche super abdeckt.


Wir hatten bis jetzt noch nie Lärmbeschwerden oderso. Wenn wir länger aufhaben wollen würden, müssten wir die ganze Decke akustikgerecht sanieren, was viel Geld kosten würde.
Die Elsässerstrasse ist auf dem Stadtplan lauter eingestuft als andere Gegenden und wäre somit ideal für Beizli undso. Der Lärmpegel hier in der Stadt unterscheidet sich von Ort zu Ort.



Kulturmöglichkeiten vs. Bewilligungen?
Wir mussten den Kanal sanieren und man wird teilweise schon gehemmt Neues zu eröffnen bei all den Auflagen - die ja stets mit Kosten verbunden sind.


Wie sah der Raum hier aus, bevor er zu Saint Louis wurde?
Früher war hier ein Spielraum drinnen mit Döggelikasten undso. Es war vollgetaggt und crazy, irgendwie einfach super.


Wo in Basel gehst du privat gerne hin?
Fassbar, Landestelle und die Postbar gefallen mir sehr und ich kann diese nur weiterempfehlen. Die Zwischennutzung Postbar schliesst leider am 2. Mai 2015.


Viele Kulturstätten in Basel schliessen. Geht Basel in die kulturelle Ruhephase?
Ich war vor kurzem an einem Kultur- und Gastroevent, bei welchem das Thema das Clubsterben in Basel besprochen wurde. Es ist schade, dass man sich nicht mehr einsetzt für die Stadt und den Wert nicht sieht. Es ist wie eine Angst da seitens Behörden. Man sollte vielleicht mal als Demo ein Wochenende lang alles zu machen und schauen wieviel Stadtlebensfreude da verloren geht (Lacht). Zürich macht das anders. Sie laden da hin und wieder mal die Stadträte zu einem gemeinsamen Frühstück ein, welches zum Austausch dient und sicher sensibilisiert. Ich finde es unglaublich schade, dass dies in Basel leider nicht so ist und denke, dass es unbedingt Kultur braucht, es bringt der Stadt Mehrwert. Wir sollten alle an einem Strang ziehen, miteinander statt aneinander vorbei.


Wo siehst du Basels Zukunft in Sachen Kultur?
Es gibt immer Kraft, das etwas passiert. Vielleicht gehts zurzeit mehr in Richtung Subkultur, Kellerparties und Bars. Die Leute organisieren sich irgendwie, irgendwo und das macht Basel so wunderbar. Man findet Lücken und nutzt diese.

Gibt es alte geschlossene Basler Clubs, die du vermisst?
Ui, das geht weit zurück (Lacht). Die Stückifäberei, wo heute das Stücki nun steht. Das hatte ein cooles verrücktes Inneneinrichtungskonzept, das ist aber schon 20 Jahre her. Das war das Beste, was Basel je hatte. Auch der Wagenmeister Ibrahim beim Erlkönig, wonacch das Funambolo kam war ein kleiner feiner Ort, ein bettest Häuschen - das ist aber mittlerweile auch 6 Jahre her. Das NT war grundsätzlich ein toller Ort, irgendwie unersetzlich mit all seinem Charme. Ich denke aber, dass der Hafen diesen Sommer richtig aufblühen wird.


Wenn etwas anderes als Regen vom Himmel fallen könnte, was wäre das?
Schöne Frage. Ich würde mir dann wünschen, dass wir im Saint Louis Garten sitzen und es Bewilligungen regnet - Bewilligungen für den Garten, für die Öffnungszeiten, für alles (Lacht).

Welches Tier wäre das Saint Louis?
Ich suche nach einem französischen Tier, aber das gibt’s nicht - vielleicht Le Coq Sportif (Lacht).

Saint Louis als Farbe?
Da würde ich mit einem Foto von der Inneneinrichtung antworten, alles was sich hier drinnen findet gehört zum Saint Louis, sei es das Braun, das Türkisgrün oder das Bordeauxrot.


Wem würdest du den Eintritt verweigern?
Niemanden. Es soll sich jeder willkommen fühlen - wir wollten nie szenig oderso werden, bewusst nicht und nur dank Offenheit bleiben Dinge interessant.

Was reizt dich am Gastroberuf?
All die spannenden Begegnungen und die Leute, die reinspazieren. Die Lebensgeschichten, welche man hier mitbekommt. Leute, die sich verlieben, sich trennen, sich streiten oder versöhnen. Das ist wunderschön und macht das Leben lebenswert.

Teamspirit im Saint Louis?
Es passt zwischenmenschlich immer. Wir haben keinen Typ Mensch, den wir bevorzugen - es muss einfach authentisch sein. Lustigerweise haben zwei unserer (ehemaligen) Mitarbeiter etwas mit der Serie Tatort am Hut - das ist aber purer Zufall (Lacht).


Wir hatten einen wunderbaren Nachmittag im Café Saint Louis und danken Christoph und seinem Team herzlichst dafür - hingehen lohnt sich!


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von Ana Brankovic
am 13.04.2015

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© Oliver Hochstrasser für Wie wär's mal mit

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