«NIMA» FLINTA* Kickboxen Basel: Im Gespräch mit Janina Koelbing, Menga Keller und Ramona Warszawski

Die Schuhe werden ausgezogen und in das extra dafür vorgesehene kleine Regal gestellt. Barfuss gehen wir über den grauen, weichen Mattenboden und setzen uns in die Mitte des Raumes. Wir sind im «NIMA» einem Kickbox Studio in Basel, das von und für FLINTA* Menschen ist. Janina Koelbing, Menga Keller und Ramona Warszawski trainieren hier gemeinsam und wir treffen sie vor ihrem Donnerstags-Training zu einem Gespräch.


Mögt ihr euch kurz vorstellen, wer seid ihr und welche Rolle ihr hier im «NIMA»  habt?
Janina: Ich bin Co-Präsidentin von unserem Verein und Trainerin. Zusammen mit noch anderen bin ich seit Anfang an dabei, also seit der Gründung.

Menga: Bei mir ist es eigentlich genau gleich. Ich bin auch Co-Präsidentin, auch Trainerin und ebenfalls seit der Gründung mit dabei.

Ramona: Ich bin seit 2023 im «NIMA», also noch nicht ganz so lange wie Janina und Menga. Ich habe mich dann sehr schnell wohlgefühlt und habe nun die Betreuung von Social Media übernommen.

 
Wann wurde «NIMA» gegrüdnet?
Janina: Im Jahr 2021 ist die Idee zu «NIMA» in einem Trainingslager unseres vorherigen Vereins entstanden und von da an ging alles sehr schnell. Das erste offizielle Training hatten wir dann am 1. September 2021. 

Janina und Menga, ihr kennt euch also bereits aus einem vorherigen Verein und habt dort zusammen trainiert. Was hat euch da gefehlt, dass ihr den Wunsch nach einem eigenen und anderen Verein hattet?
Menga: Es war so, dass wir am alten Ort einmal in der Woche ein Frauentraining hatten. Als das «Dojo» dann umgezogen ist, konnte jenes am neuen Ort nicht mehr stattfinden und wurde aus dem Trainingsplan gestrichen. Das Bedürfnis nach einem Training, in dem Frauen unter sich trainieren können, war aber nach wie vor gross. Im Trainingslager haben wir uns dann zusammengefunden und beschlossen, einen eigenen Verein zu gründen, der sich explizit von FLINTA* an FLINTA* Menschen richtet. Auch werden selbst Frauentrainings oft von Cis-Männern geleitet. Uns war es wichtig ein Ort zu schaffen, wo auch die Trainer*innen FLINTA* Personen sind.

2021 war mit der Corona-Pandemie ein aussergewöhnliches Jahr, um einen neuen Verein zu gründen. Wie war die Anfangsphase bei euch?
Menga: Stimmt, das habe ich ja fast vergessen. Zu der Zeit haben wir viele Outdoor-Trainings gemacht.

Janina: Ja, beim Tinguely Museum gibt es eine grosse überdachte Fläche, da haben wir dann die ersten Trainings gemacht. Neben uns fanden noch ganz viele andere Treffen statt, so war oft eine Stepptanzgruppe neben uns, was einfach eine mega schöne verbindende Erfahrung war.

Ramona: Genau, ich erinnere mich noch gut daran, wie viele Menschen während Covid sehr stark das Bedürfnis hatten, rauszugehen. Es gab viele Sportgruppen, die sich in dieser Zeit gebildet haben.

Menga: Nachdem die Covid-Massnahmen aufgehoben wurden, haben wir uns dann in verschiedenen Räumen und Turnhallen eingemietet und sind jetzt seit Mai 2023 an der Austrasse 103 in Basel.


Wenn ich bei «NIMA» trainieren möchte, wann und wie oft kann ich dies?
Janina: Das mit den Trainings variiert noch leicht, hängt ja auch von den Trainer*innen ab, aber aktuell gibt es fünf Trainings unter der Woche und jeden zweiten Samstag ein sechstes.

Wie gross ist denn das «NIMA» Team?
Menga: Trainer*innen sind es insgesamt acht. Bei den Mitgliedern gibt es Schwankungen. Wir haben jene, die regelmässig und dann wiederum jene, die eher sporadisch kommen. Bei uns kann zum Beispiel ein 10er Abo gekauft werden, das innerhalb eines halben Jahres aufgebraucht werden kann.

Ramona: Zu Beginn des Jahres, wenn die «guten» Vorsätze noch präsenter sind, sind die Trainings recht voll. Während den Schulferien, Prüfungsphasen und gegen Ende des Jahres geht die Zahl an Teilnehmer*innen jedoch deutlich zurück.

An wen richtet sich «NIMA», eher an Leistungssportler*innen oder auch Einsteiger*innen?
Menga: Wir sind nicht Leistungssport-orientiert.

Janina: Dafür hätten wir auch gar nicht unbedingt die Ressourcen und das Angebot – zumindest aktuell. Auch sagen wir, dass bei uns Menschen ab 16 ins Training kommen können und gerade im Leistungssport wird in der Regel einiges früher begonnen.

Menga: Wenn wer aber jünger ist und unbedingt kommen möchte, machen wir auch mal Ausnahmen. Wir schauen dann, ob es für alle stimmig ist und finden eine Lösung. Aber eben, deswegen sehen wir uns klar im Breitensport angesiedelt. Uns ist wichtig, dass alle jederzeit zu uns ins Training kommen können, auch wenn mal das Gefühl besteht, dass man heute nicht hundert Prozent geben kann. Dieser Leistungsanspruch soll bei uns nicht herrschen. Deswegen ist es egal, ob das Energielevel zyklusbedingt, oder wegen sonst etwas, gerade nicht so hoch ist. Wenn du kannst und möchtest – komm immer gerne.



Sehr schön könnt ihr so einen Raum schaffen. Besonders wer Leistungssport gemacht hat, kennt diese oft auch toxischen Drucksituationen, die einfach nicht sein müssen. Wie geht ihr im Training konkret damit um?
Janina: Meistens machen wir in den Trainings zwei Gruppen: jene, die etwas weniger intensiv trainieren wollen und jene, die sich mehr auspowern. Bei den Übungen geben wir eigentlich immer auch Alternativen und Abstufungen, damit alle nach ihrem Level trainieren können. Wir ermutigen auch alle dazu, auf euch und euren Körper zu hören.

Ramona: Wir haben auch nicht den Anspruch, dass sich im «NIMA» alle gleich schnell weiterentwickeln. Die Fortschritte kommen, wenn auch in unterschiedlichem Tempo und das ist okay.



Gibt es bereits konkrete Visionen oder Vorstellungen für die Zukunft?
Janina: Also in unserer Vision ist sicher, dass wir gerne ein Ort für Menschen jeden Alters wären. Also für sehr jung, aber auch sehr alt und das können wir aktuell noch nicht leisten. Persönlich würde ich es sehen, meine Tätigkeit hier im «NIMA» weiter zu intensivieren, und zwar so, dass es allenfalls zu meinem Zweitberuf wird. Ich sehe «NIMA» grundsätzlich wachsen.

Menga: Mir geht es relativ ähnlich, ich finde es mega schön, wenn wir vermehrt noch spezifische Trainings anbieten könnten. Zum Beispiel ein spezifisches Training für FLINTA*-Personen in der Perimenopause, ein Mobilitätstraining oder Zirkeltraining. Persönlich schliesse ich mich Janina an und fände es schön, künftig noch mehr Zeit hier zu verbringen.

Ramona: Was ich noch sehe, ist, dass sich «NIMA» auch im Dachverband weiter für die Anliegen von FLINTA* Menschen einsetzen und sich weiter mit anderen feministischen Vereinen vernetzen wird.

Janina: Genau, neben den eigentlichen Trainings, engagieren wir uns auch politisch und sind bei Veranstaltungen dabei. So etwa beim feministischen Kampftag. Das würde ich in Zukunft auch sehen, dass «NIMA» noch mehr rausgeht und so mehr Menschen erreicht – vor allem auch solche, die vielleicht Hemmungen haben, in ein Kickbox-Training zu gehen. Da kommen wir glaube ich gerade zu einem Kurs, den Menga anbietet.


Menga: Stimmt! Also ich mache ein Training, das sich explizit an Personen richtet, die kürzlich entbunden haben. Nach einer Geburt gibt es Rückbildungskurse, in denen es um die körperlichen Auswirkungen einer Geburt geht und in denen besonders die Beckenboden-, Rücken- und Bauchmuskulatur angesteuert und langsam wieder aufgebaut werden soll. Je nachdem, wann mit dem Rückbildungskurs begonnen wird, ist dieser bereits vier Monate nach der Entbindung fertig. Meist ist der Körper zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit, direkt wieder in den regulären Sport einzusteigen – besonders, wenn es sich um eine High-Impact Sportart handelt. Um die Phase zu überbrücken, biete ich ein Aufbautraining nach dem Rückbildungskurs an. Dabei wird der ganze Körper trainiert mit spezifischem Fokus auf Beckenboden und Core-Stabilität. Zudem werden klassische Kickbox Bewegungen vermittelt, diese lassen sich nämlich sehr gut ins Training integrieren.

Ramona: Ich denke, ohne einen solchen Aufbau kann der Wiedereinstieg in die regulären Trainings schon krass sein. Insofern schlägt dieses Angebot eine wertvolle Brücke.

Menga: Unbedingt! Aber neben dem ist es auch eine Möglichkeit für die jungen Eltern, mal wieder etwas nur für sich zu tun.

Ramona: Ich denke, grundsätzlich ist die Idee, dass man gänzlich ohne Bedenken immer in ein «NIMA» Training kommen kann. Unabhängig davon, wie man sich gerade fühlt oder wie man gerade aussieht.


Da ihr euch an FLINTA* Menschen richtet, die in unserer Lebenswelt leider oft Opfer von Gewalt werden, trainiert und schult ihr auch in Selbstverteidigung?
Janina: Nicht explizit. Aber durch das regelmässige Trainieren wird meist ein höheres Selbstbewusstsein und Sicherheit im eigenen Körper gewonnen. Aber wie in einer konkreten Gefahrensituation umgegangen werden soll, man sich verteidigen kann, das üben wir nicht. Da gibt es aber andere Orte wie etwa das «Wen-Do», das tolle Arbeit in diesem Bereich für FLINTA* Menschen leistet.

Wie wär’s mal mit...
...einem Kickbox Training bei «NIMA»?



Danke, Janina, Menga und Ramona für das schöne Gespräch und euer tolles Angebot!


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von Xena Stucki
am 14.04.2025

Fotos
© Xena Stucki für Wie wär's mal mit

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