One Drop Studio: Im Gespräch mit Luc Montini

Ihr wisst vielleicht, wo in Basels Dreiländereck die schönsten Klänge live und open-air gespielt werden, wo im Hafen jedoch der beste Sound indoor festgehalten wird, das verrät Euch Wie wär’s mal mit im nachfolgenden Feature. Denn wir haben im One Drop Studio mit Luc Montini gesprochen – über den Wert von Soundästhetik, aber auch über seine Reggae-Wurzeln, den 18-jährigen Elvis und über einen dreibeinigen Leoparden.


Hey Luc, wer bist du und was verbirgt sich hinter dem One Drop Studio?
Mein Name ist Luc Montini. Ich bin Gitarrist der Reggae Band The Scrucialists und hinter dem One Drop Studio verbirgt sich genau diese Band – denn The Scrucialists, Matthias Tobler (Bassist), Eric Gut (Schlagzeuger), Simon Hänggi (Keyboarder) und ich, haben vor 20 Jahren nicht nur die Band, sondern auch das One Drop Studio gegründet. Wir wollten den speziellen Sound von Reggae perfektionieren, hatten aber das Gefühl, dass uns in der Schweiz niemand den Ort dazu bieten konnte, um die Soundästhetik umzusetzen; also gründeten wir unser eigenes Studio mit dem Ziel, unsere eigenen Platten aufzunehmen.
Den Namen „One Drop“ haben wir gewählt, da er einen der wichtigsten Schlagzeugrhythmen des Reggaes bezeichnet: „One Drop“ nennt man das Auslassen der Bassdrum auf dem Downbeat.



Was könnt ihr den Leuten bieten, die zu euch ins Studio kommen?
Unser Studio verfügt über die Grösse und Infrastruktur für Liveaufnahmen. Das heisst: man kann eine ganze Band auf einmal aufnehmen und dies in hoher Qualität. Viele unsere Kunden sind sehr gute Livebands, oft aber keine erfahrenen Studiomusiker. Wir bieten ihnen deshalb die Möglichkeit, eine Platte aufzunehmen, so wie sie diese in ihrem Bandraum proben. Diesen Bandvibe zu erhalten und ihn nicht durch Einzelaufnahmen zu mindern, war unser wichtigstes Ziel bei der Planung unserer Räume.
Wir können den Kunden ausserdem erstklassiges Equipment anbieten, seien dies hochwertige Mikrofone oder diverse Instrumente, die sie vor Ort verwenden können. Wir haben beispielsweise 30 Gitarren, diverse Keyboards und fünf verschiedene Schlagzeuge.


Wer von euch kann was am besten?
Wir sind eigentlich alles Allrounder. Ich würde behaupten, dass Matthias als Mixing Engineer glänzt, der die Songs nach Aufnahme erstklassig abmischt. Eric ist der Perfektionist, der die ausgefeiltesten Produktionen mit vielen Instrumenten macht, und ich bringe den Rock ’n’ Roll mit. Meine Produktionen sind eher auf der rohen, wilden Seite.




Welcher Songtitel beschreibt euch und euer Studio am besten?
Der Song «Roots» von Phenomden. Er singt in dem Song „alles woni bin bini wäge mine roots“. Das passt auch gut zu uns, denn das Studio existiert nur, weil wir als Musiker unsere Wurzeln in der Reggaemusik haben und deswegen heute an dem Punkt angelangt sind, an dem wir uns nun befinden. Ausserdem ist Phenomden – neben Stereo Luchs – der wichtigste Sänger, mit dem wir hier im Studio zusammengearbeitet haben.

Wofür nutzt du selbst das One Drop Studio?
Ich nehme meine eigenen Bands und Projekte hier auf und produziere aber auch andere Musikgruppen. Weiter verwende ich das Studio als Proberaum für meine Bands.



Welcher Band oder welchem/r Musiker/in würdest du das Studio und deine Arbeit kostenlos zur Verfügung stellen und warum?
Keith Richards, weil er mein grösstes Vorbild ist. Und einer Band, die mich musikalisch oder technisch interessieren würde, die aber einen guten Grund haben müsste, weshalb sie nicht bezahlen kann.

Was ist das Schönste, was das Nervigste an der Studioarbeit?
Das Schönste: Dass in einem Studio aus dem Nichts etwas entsteht – also ein Song oder eine Platte, die einen dann auf verschiedene Arten emotional berühren können.
Das Nervigste: Wenn man ewig lange vergeblich an einem Projekt rumschraubt und/oder wenn Leute auf unnötigen Details rumreiten, die das Projekt in seiner Entwicklung hindern, und ich genau weiss, dass es auf diesem Weg nirgends hinführen wird.




Erzähl mir deine Lieblingsanekdote aus fast 20 Jahren One Drop Studio-Geschichte!
Ich habe schon einige Platten für die Basler Garagenpunkband The Lombego Surfers gemacht. Deren Sänger und Gitarrist Tony ist Rock ’n’ Roller der alten Schule. Er ist es sich gewohnt, in kleinen Punkclubs auch ohne grosses Equipment zu spielen.
Wir achten bei den Studioaufnahmen immer darauf, dass sich die Sänger auf den Kopfhörern gut hören. Also habe ich das auch bei Tony so eingestellt. Umso verwunderter war ich, als Tony dann richtig schlecht gesungen hatte und weder ich noch er zu Beginn wussten, woran es lag – bis ich merkte, dass er es sich nicht gewohnt war, sich selber so gut zu hören. Also habe ich ihm den beschissensten Kopfhörermix eingestellt: die Musik übertrieben laut und keine Stimme. Danach hat er sofort super zu singen begonnen.


Apropos „hören“: Wie lange dauert es, bis du etwas nicht mehr hören kannst – wörtlich gesprochen und im übertragenen Sinn?
Das ist unterschiedlich und von meiner Tagesform abhängig. An gewissen Tagen, wenn ich relaxed bin, kann ich locker 12 Stunden lang an einem Projekt arbeiten und immer noch kritische Entscheide treffen. An anderen Tagen, wenn ich eher gestresst bin, kann bei mir auch schon mal nach drei Stunden Schluss sein.
Dass ich was im übertragenen Sinn nicht mehr hören kann, ist mir erst einmal passiert, weil es sich dort um einen wahnsinnig schlechten Song gehandelt hatte.




Welche Art von Musik wird man nie bei euch im Studio hören?
Das wäre wahrscheinlich klassische Musik, weil wir einfach die Räumlichkeiten dazu nicht haben, um diese technisch toll aufzunehmen. Aber rein auf Stilrichtungen bezogen, würden wir niemanden abweisen. Ein „Nein“ von unserer Seite hätte dann eher politische Gründe. Sprich, eine Nazi-Rockband würden wir bestimmt nicht aufnehmen.

Wo in Basel trifft man dich, wenn du nicht im Studio bist?
An einer Reggae Party. Dort, wo ich mein Soundsystem aufstelle oder im Sommer am Rhein bei der Marina oder beim Portland Skate Bowl.

Welches ist der beste Gegenstand in eurem Studio, welches der unnötigste?
Der beste Gegenstand ist ein deutsches Mikrofon aus den 50er-Jahren, ein Telefunken U47, das wir ergattern konnten. Der unnötigste Gegenstand in unserem Studio ist ganz klar unser Studiomascottchen, ein dreibeiniger Leopard.



Was würdest du nach rund 20 Jahren One Drop Studio deinem „jüngeren Ich“ raten, bevor du ein eigenes Studio eröffnest; was deinem 10 Jahre „älteren Ich“ für die Zukunft wünschen?
Meinem „jüngeren Ich“ würde ich raten, mir Dinge für das Studio erst dann anzuschaffen, wenn ich mir diese in bester Qualität leisten kann, anstatt etwas Günstiges sofort zu kaufen.
Meinem „älteren Ich“ wünsche ich, dass ich immer noch hier im Studio sein und immer noch gleich viel Freude am Musikmachen haben werde, so wie jetzt.


Wie wär’s mal mit…
...es dem 18-jährigen Elvis Presley gleichtun und eine Platte als Geburtstagsgeschenk für deine Mama aufnehmen. Natürlich bei uns im One Drop Studio.



Wir danken Luc Montini für die Einblicke in das Basler One Drop Studio. Wer Interesse hat, ein Projekt bei den Jungs des One Drop Studios zu realisieren, darf sich gerne unter info@onedrop.ch bei ihnen melden.


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von Catherine Iselin
am 26.6.2017

Fotos
Caroline Hancox für Wie wär’s mal mit

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