Performancekunst: Im Gespräch mit Nora Aliena Friedlin und Noa Glauser
Die Künstler*innen Nora Aliena Friedlin und Noa Glauser gewähren uns einen faszinierender Einblick in ihre gemeinsame Kunstpraxis und ihre Erfahrungen als Performer*innen. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine starke Körperlichkeit und eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Sprache und Text aus. Im Gespräch sprechen wir über Performancekunst, die Premiere von «Schau mich schau dich an nicht», ihre Inspiration und ihren Alltag abseits der Bühne.
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Hi Noa und Nora, wer seid ihr?
Beide: Hi Ana, wir sind beide Kunst- und Kulturschaffende, eng befreundet und studieren gemeinsam am Institut Art Gender Nature an der HGK, wo wir uns auch kennengelernt haben. Schnell merkten wir, wie viel uns verbindet – unter anderem eine körperzentrierte Kunstpraxis und das gemeinsame Interesse an Sprache und Text. Das Projekt «Schau mich schau dich an nicht» war unsere erste gemeinsame Arbeit und zugleich der Beginn unseres Kollektivs No(r)a.
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«Schau mich schau dich an nicht» – Worum geht es in der Performance und warum dieser Titel?
Beide: Der Titel ist bewusst offen gehalten, um Raum für Interpretation und Reflexion zu lassen – und er spielt mit Sprache, genau wie unsere Texte, in denen wir gerne mit Wörtern und ihren Bedeutungen spielen. Die Performance beschäftigt sich mit Gegensätzen und Mehrdeutigkeit. Im Zentrum steht das Spannungsfeld zwischen öffentlichem und privatem Raum, der Zugänglichkeit von Kunst und Kunsträumen, Sichtbarkeit und Präsenz, aber auch Intimität, Nähe, Distanz, Vergänglichkeit und die Gleichzeitigkeit von Körper und Raum. Das Publikum wird mit sich selbst konfrontiert – mit dem eigenen Blick und der Entscheidung, ob es uns direkt folgt oder uns nur durch eine Live-Übertragung aus dem Container beobachtet. Dabei steht auch die Frage im Raum: Wem gehört der Blick?
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Wie seid ihr zur Performance-Kunst gekommen, wie und was fasziniert euch daran? Tretet ihr oft gemeinsam auf?
Beide: Performance ist für uns eine unmittelbare und erfahrbare Kunstform. Sie erlaubt Nähe, Direktheit und eröffnet Räume für Begegnung. Wir sind fasziniert davon, wie unsere Körper mit dem Publikum in Resonanz treten können – wie daraus ein gemeinsamer Raum entsteht. Performancekunst ist für uns auch ein leiser Akt des Widerstands gegen kapitalistische Verwertungslogiken, weil das Werk vergänglich ist. Unsere Leben, Gespräche, Gefühle, Körpererfahrungen und Beziehungen sind unsere wichtigsten Inspirationsquellen – im ständigen Austausch mit anderen Menschen und Körpern.
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Noa: Mich interessiert besonders, wie präsent Kunstwerk und Künstler*in im Raum sein können. Performance ermöglicht intime, nahe Momente – eine Energie, die ich in keiner anderen Kunstform so stark spüre. Ich kombiniere sie gern mit Text, Zeichnung oder Installation.
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Nora: Ich komme ursprünglich aus dem Ballett und Theater und bin es gewohnt, auf der Bühne zu stehen. Meine Praxis beschäftigt sich intensiv mit dem Körper und seinen Erfahrungen in unterschiedlichen Kontexten – da war der Weg zur Performancekunst nur konsequent. Diese Performance war unser Debüt als Duo – und da kommt definitiv noch mehr!
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Was macht ihr im Leben abseits der Kunst? Wo in Basel seid ihr am liebsten unterwegs oder am chillen?
Beide: Wir leben – um Material für unsere Kunst zu sammeln. Dazu gehört so vieles: tanzen, lesen, Postkarten schreiben, gemeinsam vorlesen, endlose Gespräche, demonstrieren, tätowieren, studieren, Beziehungsarbeit, Lohnarbeit, Therapie, Sonne tanken, Kaffee und Tee trinken – oft zusammen –, Flohmärkte, Blumenfelder. Wir versuchen beide, viel Zeit im Atelier an der HGK zu verbringen – klappt aber nicht immer. Ansonsten findet man uns oft bei Freund*innen, auf deren Balkonen oder in Gärten. Nachts streifen wir durch die Stadt, auf der Suche nach jungen, alternativen Kulturorten. Wir suchen Orte des Austausches, werden vom Rheinwasser angezogen und geniessen die frühen Abendstunden gerne auf der Dreirosenbrücke, wenn die Sonne langsam verschwindet.
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Wie war eure Erfahrung in der Öffentlichkeit beim Container am Hafen aufzutreten?
Beide: Wir haben uns schnell in die Szenerie des Hafens eingefügt – und die Menschen vor Ort haben sich nach kurzer Zeit an uns gewöhnt. Durch die Interaktion zwischen uns und dem Publikum, war es eine sehr positive und intensive Erfahrung, die auf viel Interesse gestossen ist. Es hat uns viel Spass gemacht, zusammen in enger Relation und Austausch mit dem Ort und dem Publikum zu arbeiten. Die Idee der Live-Übertragung wurde als ungewöhnlich und spannend wahrgenommen – sie erzeugte Spannung und die Frage: Was passiert als Nächstes? Einige Besucher*innen fühlten sich stark berührt, wollten im Anschluss mit uns sprechen und erzählten, dass sie sich mit Textausschnitten identifizieren konnten. Die Bilder und Berührungen wurden zudem als intim empfunden. Wir haben viel Dankbarkeit für unser Projekt und den intimen Raum gespürt, den wir geschaffen haben.
Wie wär’s mal mit...
...mehr von uns?
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Vielen Dank Noa und Nora für die spannenden Einblicke in eure Arbeit.
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von Ana Brankovic
am 21.04.2025
Fotos
© Ana Brankovic für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.
Hi Noa und Nora, wer seid ihr?
Beide: Hi Ana, wir sind beide Kunst- und Kulturschaffende, eng befreundet und studieren gemeinsam am Institut Art Gender Nature an der HGK, wo wir uns auch kennengelernt haben. Schnell merkten wir, wie viel uns verbindet – unter anderem eine körperzentrierte Kunstpraxis und das gemeinsame Interesse an Sprache und Text. Das Projekt «Schau mich schau dich an nicht» war unsere erste gemeinsame Arbeit und zugleich der Beginn unseres Kollektivs No(r)a.
«Schau mich schau dich an nicht» – Worum geht es in der Performance und warum dieser Titel?
Beide: Der Titel ist bewusst offen gehalten, um Raum für Interpretation und Reflexion zu lassen – und er spielt mit Sprache, genau wie unsere Texte, in denen wir gerne mit Wörtern und ihren Bedeutungen spielen. Die Performance beschäftigt sich mit Gegensätzen und Mehrdeutigkeit. Im Zentrum steht das Spannungsfeld zwischen öffentlichem und privatem Raum, der Zugänglichkeit von Kunst und Kunsträumen, Sichtbarkeit und Präsenz, aber auch Intimität, Nähe, Distanz, Vergänglichkeit und die Gleichzeitigkeit von Körper und Raum. Das Publikum wird mit sich selbst konfrontiert – mit dem eigenen Blick und der Entscheidung, ob es uns direkt folgt oder uns nur durch eine Live-Übertragung aus dem Container beobachtet. Dabei steht auch die Frage im Raum: Wem gehört der Blick?
Wie seid ihr zur Performance-Kunst gekommen, wie und was fasziniert euch daran? Tretet ihr oft gemeinsam auf?
Beide: Performance ist für uns eine unmittelbare und erfahrbare Kunstform. Sie erlaubt Nähe, Direktheit und eröffnet Räume für Begegnung. Wir sind fasziniert davon, wie unsere Körper mit dem Publikum in Resonanz treten können – wie daraus ein gemeinsamer Raum entsteht. Performancekunst ist für uns auch ein leiser Akt des Widerstands gegen kapitalistische Verwertungslogiken, weil das Werk vergänglich ist. Unsere Leben, Gespräche, Gefühle, Körpererfahrungen und Beziehungen sind unsere wichtigsten Inspirationsquellen – im ständigen Austausch mit anderen Menschen und Körpern.
Noa: Mich interessiert besonders, wie präsent Kunstwerk und Künstler*in im Raum sein können. Performance ermöglicht intime, nahe Momente – eine Energie, die ich in keiner anderen Kunstform so stark spüre. Ich kombiniere sie gern mit Text, Zeichnung oder Installation.
Nora: Ich komme ursprünglich aus dem Ballett und Theater und bin es gewohnt, auf der Bühne zu stehen. Meine Praxis beschäftigt sich intensiv mit dem Körper und seinen Erfahrungen in unterschiedlichen Kontexten – da war der Weg zur Performancekunst nur konsequent. Diese Performance war unser Debüt als Duo – und da kommt definitiv noch mehr!
Was macht ihr im Leben abseits der Kunst? Wo in Basel seid ihr am liebsten unterwegs oder am chillen?
Beide: Wir leben – um Material für unsere Kunst zu sammeln. Dazu gehört so vieles: tanzen, lesen, Postkarten schreiben, gemeinsam vorlesen, endlose Gespräche, demonstrieren, tätowieren, studieren, Beziehungsarbeit, Lohnarbeit, Therapie, Sonne tanken, Kaffee und Tee trinken – oft zusammen –, Flohmärkte, Blumenfelder. Wir versuchen beide, viel Zeit im Atelier an der HGK zu verbringen – klappt aber nicht immer. Ansonsten findet man uns oft bei Freund*innen, auf deren Balkonen oder in Gärten. Nachts streifen wir durch die Stadt, auf der Suche nach jungen, alternativen Kulturorten. Wir suchen Orte des Austausches, werden vom Rheinwasser angezogen und geniessen die frühen Abendstunden gerne auf der Dreirosenbrücke, wenn die Sonne langsam verschwindet.
Wie war eure Erfahrung in der Öffentlichkeit beim Container am Hafen aufzutreten?
Beide: Wir haben uns schnell in die Szenerie des Hafens eingefügt – und die Menschen vor Ort haben sich nach kurzer Zeit an uns gewöhnt. Durch die Interaktion zwischen uns und dem Publikum, war es eine sehr positive und intensive Erfahrung, die auf viel Interesse gestossen ist. Es hat uns viel Spass gemacht, zusammen in enger Relation und Austausch mit dem Ort und dem Publikum zu arbeiten. Die Idee der Live-Übertragung wurde als ungewöhnlich und spannend wahrgenommen – sie erzeugte Spannung und die Frage: Was passiert als Nächstes? Einige Besucher*innen fühlten sich stark berührt, wollten im Anschluss mit uns sprechen und erzählten, dass sie sich mit Textausschnitten identifizieren konnten. Die Bilder und Berührungen wurden zudem als intim empfunden. Wir haben viel Dankbarkeit für unser Projekt und den intimen Raum gespürt, den wir geschaffen haben.
Wie wär’s mal mit...
...mehr von uns?
Vielen Dank Noa und Nora für die spannenden Einblicke in eure Arbeit.
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von Ana Brankovic
am 21.04.2025
Fotos
© Ana Brankovic für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.