«ROXY Theater» Basel: Im Gespräch mit Zarah Mayer


Wie sieht eigentlich ein Arbeitsalltag von Menschen im «ROXY Theater» in Basel aus? Dramaturgin Zarah Mayer erzählt uns, welche Werte in Sachen Kultur und Kunst in der Schweiz zählen und gibt uns einen Einblick hinter die Kulissen des Theater-Machens in Birsfelden.


Hallo Zarah, wer bist du und was ist deine grösste Macke?
Hey, ich bin Zarah Mayer aka ZMY, Horrorfilmliebhaberin, Durstlöscher-Fotografin, Musikvideo-Fanboy, hidden Kanak, Küchenpsychologin, ach ja und dann bin ich Dramaturgin (der Rest ist nicht so rentabel). Ich würde sagen, alles in allem bin ich ganz okay, aber laut meinen Kolleg*innen ist es ein Problem, dass ich keinen Käse mag.

«ROXY» - wie kamst du dazu, was machst du da und was hast du davor gemacht?
Ich gestalte mit den anderen grossartigen Leuten vom «ROXY» das Programm und arbeite daran, dass wir zeitgenössischen Tanz, Theater und Performances nach Birsfelden-City bringen. Als ich nach Basel gekommen bin, habe ich eine Spielzeit in der «Kaserne» gearbeitet. Davor habe ich mit ein paar Abstechern nach Berlin sechs Jahre in Zürich gewohnt, habe studiert, gearbeitet und ein bisschen gelebt (voll teuer). Wer wissen will, wo ich aufgewachsen bin, muss dorthin fahren, wo es Altbier gibt.

«ROXY» – weshalb der Name?
R steht für Radikalität,
O für omg, ist das Fun,
X für Xahltag und
Y für Y don’t U come and find out yourself?




Welche Werte in Sachen Kultur und Kunst in der Schweiz vertrittst du?
Der Kulturbetrieb ist als freiheitlicher Raum Politikum an sich; vor allem heute, in Zeiten eines Rechtspopulismus, der mit seinem Einzug in die Politik in ganz Europa eine ernsthafte Bedrohung humanistischer Werte und Existenzen darstellt. Ich interessiere mich für Kunst, die diesen Raum verteidigt und ihn als Ort für Auseinandersetzungen nutzt. Was ich am «ROXY» liebe, ist, dass ich dort Künstler*innen treffe, die aus dem Bedürfnis heraus arbeiten, gesellschaftliche und soziale Strukturen des Zusammenlebens und der Macht mit dem Publikum zu verhandeln. Das Erlebnis, das dabei entstehen kann, etwas zusammen mit anderen Leuten in einem Raum nicht nur rational, sondern auch emotional und körperlich zu erfahren und so zu begreifen, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Theater ist ein Ort, in dem Empathie geübt wird, ein Muskel, der trainiert werden muss. Wie können wir die Geschichten anderer nachempfinden und Verbundenheit im Anderen fühlen? Wie können wir das Körpergedächtnis sprechen lassen? Als Institution haben wir auch die Aufgabe, uns selbst zu hinterfragen. Wer bespielt unsere Bühnen? Wer hat Lust bei uns abzuhängen, wer nicht und warum? Ich schätze an unserem Team sehr, dass wir diese Fragen oft und eingängig besprechen.


Wenn das «ROXY» ein Urlaubsort wäre, wie würde dieser Ort aussehen und wie würde man sich da fühlen?
Das «ROXY» ist eine Kilbi mit vielen bunten Lichtern, bei der man auf der Schiffschaukel der Nachbarin gegenübersitzt, die normalerweise immer viel zu laut auf dem Balkon telefoniert, gerade jedoch dabei ist ihren Flip-Flop zu verlieren. Es kommt auch mal vor, dass man sich eine Stunde im Spiegelkabinett verläuft oder sich auf dem Riesenrad in der Schönheit verliert, die eintritt, wenn die Welt aus kleinen Punkten besteht, die sich so bewegen, als ob alles ganz in Ordnung wäre (wie früher auf dem Teppich im Kinderzimmer, auf dem der Verkehr aufgedruckt war). Auf jeden Fall gibt es genug zu essen und zu trinken. Manchmal verschüttet man die Fanta in der Geisterbahn, manchmal tritt man in ein Backfischbrötchen am Boden.


Beschreibe die typischen «ROXY» Besucher*innen in drei Worten.
Wissen was fetzt.

Wo in Basel hältst du dich am liebsten auf?
Am Flipper oder Kicker in der «Johanniter Café Bar».


Wovon braucht die Schweiz mehr, wovon weniger?
Mehr Bewusstsein für die globalen Zusammenhänge des nationalen Reichtums, soziale Gerechtigkeit (insbesondere Rechte für Menschen ohne Schweizer Pass) und gutes Bier. Weniger Uhren, Flaggen und Geld.

Wie wär’s mal mit…
…nem Airwaves Cool Cassis?



Vielen Dank an Zarah für die Zeit und Kreativität.



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von Ana Brankovic
am 20.02.2023

Fotos
© Lucie Anderrüti für Wie wär's mal mit



Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.





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