Salz und Zucker: Im Gespräch mit Inhaberin Inci Coban

Ob eine Prise Zucker in der Tomatensauce oder eine Prise Salz im Kuchenteig, diese beiden Zutaten sind in der Küche unumgänglich - sowie das Bistro Salz und Zucker im Neubad Quartier. Inci Coban bietet vor allem frische, saisonale und unkomplizierte Gerichte an. Ob alleine oder als Gruppe, hier findet jeder sein Plätzchen und gibt es mal was nicht auf der Karte, so wird der Wunsch, falls der Kühlschrank dies zulässt, erfüllt.


Hallo Inci, wer steckt hinter Salz und Zucker?
Das bin ich, Inci und mein Team. Ursprünglich stamme ich aus Aydin und bin 1983 mit sieben Jahren nach Basel immigriert. Meine Familie und ich mussten aus politischen Gründen die Heimat verlassen. Der Start war anfänglich aufgrund der sprachlichen Barriere und der Akklimatisierungsphase ein wenig holprig. In der ursprünglichen Heimat, waren die Strassen unser Spielplatz, umso mehr fühlten wir uns in der Schweiz mit der strengen Ordnung als Kinder deplatziert. Niemand verlässt seine Heimat freiwillig und lässt die gewohnte Umgebung und seine Freunde zurück. Deshalb hat meine jetzige Tätigkeit eine besondere Bedeutung, dieser Ort schafft Vorurteile aus dem Weg durch Begegnung und regt neue Diskurse an. Denn auch mir gegenüber gab es anfängliche Berührungsängste. Ich wurde unterschätzt und schubladisiert. Es gab auch Verblüffungen, wenn Gäste dachten, dass ich Italienerin oder Spanierin bin und ich diese Annahme dementieren musste. Heute kann ich gut damit umgehen, denn es spielt keine Rolle von welcher Ethnie wir stammen, nur das Menschsein zählt.


Wie ist das Salz und Zucker entstanden?
Es war ein grosses Glück im Unglück. Ich musste aus gesundheitlichen Gründen meinen eigentlichen Beruf aufgeben. Ursprünglich wollte ich ein kleines Projekt angehen: einen Ort, der Begegnungen und Gemütlichkeit schafft, wo man sich die eine oder andere süsse oder salzige Kleinigkeit gönnt, sei es alleine oder mit Freunden. Das wollte ich den Menschen im Neubad Quartier anbieten.



Weshalb der Name Salz und Zucker?
Das ganze ist in meinem Fraueli-Chat entstanden. Auf der Suche nach einem passendem Namen für mein Bistro, kam die Frage auf, was ich den Gästen kulinarisch anbieten möchte. Ich antwortete: «Salziges und Süsses». So entstand der Name Salz und Zucker.
Der Name gefiel mir auf Anhieb, denn Salz und Zucker ist simpel, aber bringt eine tiefere Botschaft mit sich, denn auch in einer salzigen Tomatensauce braucht es eine Prise Zucker. Salz ist nötig beim Backen von Süssigkeiten. Das zeigt auf, dass das Leben nicht ein Entweder-oder ist, sondern ein Und.



Wer war für die Einrichtung zuständig?
Gewisse Gegenstände habe ich übernommen sowie den Kronleuchter, habe das Ganze selbstständig erweitert und mich an meinem Verständnis von Gemütlichkeit orientiert. Auch fällt einem Besucher schnell auf, dass ich einen Hang zu nostalgischen Gegenständen habe. Dafür ist der Romantiker in mir verantwortlich.



Was bekommt man bei euch aufgetischt?
Frisch und simpel sind die wichtigsten Attribute unserer Küche. Das Ganze zu einem erschwinglichen Preis, so dass sich auch eine Familie ein auswärtiges Essen gönnen kann.



Was unterscheidet euch von anderen Orten?
Viele meiner Gäste gaben mir als Rückmeldung, dass dies ein wohliger Ort sei, als wäre man zu Hause. Der einzige Unterschied ist der Luxus bedient zu werden. Deshalb macht es vielen Stammgästen auch nichts aus an gewissen Tagen alleine vorbeizuschauen. Denn, wenn man das Bedürfnis nach Gesellschaft hat, wird sich früher oder später sowieso ein Dialog mit den Tischnachbarn ergeben. Dass ist hier oft der Fall.


Türkische Spezialitäten sind auf der Karte nicht vertreten, weshalb?
Anfänglich war die heutige Infrastruktur nicht gegeben, denn die Küche kam erst zu einem späteren Zeitpunkt dazu. Aus diesem Grund habe ich auch die Karte sehr klein gehalten. Mittlerweile ist die Karte eine flexible Richtlinie. Sollte mal ein besonderer «Gluscht» vorhanden sein, so darf man uns gerne fragen, solange die Zutaten gegeben sind, wird keine Mühe gescheut, um den kulinarischen Wunsch zu erfüllen. Beim Brunchbuffet, der wichtigsten Mahlzeit in der türkischen Kultur, sind die wichtigsten Elemente wie der Schafskäse, die Oliven und die Tomaten immer vertreten. Auch sollte erwähnt werden, dass ich die eine Gewürzmischung, die aus 19 verschiedenen Kräuter besteht und nur in Antalya erhältlich ist, für einige Gerichte verwende, so ist jedes mal, auch wenn nicht sichtbar, ein verstecktes «Türkei» mit im Gericht.

Beschreibt eure Gäste mit türkischen Speisen.
Meine Gäste sind unkompliziert und einfach zum Liebhaben, wie Sigara Börek.

Welches Lied umschreibt den Spirit vom Salz und Zucker?


Wie wär’s mal mit...
...einem Tag ohne Handy. Einfach mal wieder jemandem einen Brief schreiben und senden. Einen Blumenstrauss der Nachbarin vor die Tür stellen ohne Name und Karte. Jemandem ein schönes Kompliment machen ohne Erwartung, dass man auch eins hört. Kochen ohne Salz und Zucker, damit man weiss wie die kleinen Dinge im Leben uns das Essen und das Leben schmackhafter machen.



Herzlichen Dank Inci für deine Zeit und das Interview - wir können das Salz und Zucker nur wärmstens weiterempfehlen.


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von Derya Cukadar
am 20.02.2017


Fotos
© Oliver Hochstrasser für Wie wär's mal mit

Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.

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