«Sella Studio»: Im Gespräch mit Nora Gysin


Die schönsten skandinavischen Einrichtungsdesigns, fabelhaftesten Vintage Möbelstücke und neuste Kunst von Locals findest du in Basel im «Sella Studio». Dessen Gründerin Nora Gysin weiss, was Freude beim Einrichten bereitet und was die Faszination für die seltenen Fundstücke ausmacht. In ihrem aktuellen Pop Up Store erzählt uns Nora, warum «Sella Studio» wie ein Sonntagmorgen klingt, wo es das beste vegane Glacé in Basel gibt, aber auch wie «Designer Trainspotting» geht.


Hey Nora, wer bist du und was ist dein Background?
Ich heisse Nora und bin die Gründerin und Geschäftsführerin von Sella Studio. Zusammen mit vier Schwestern bin ich in Kaiseraugst aufgewachsen und habe die Rudolf Steiner Schule besucht. Somit war ich von einem gestalterischen Umfeld umgeben und habe immer gerne gezeichnet, gemalt und gebastelt. Dabei waren mir Farben schon immer sehr wichtig, was sich heute in meiner Kollektion bei Sella Studio abzeichnet. Das Sammeln von wertvollen Gegenständen habe ich wohl von meinem Vater. Wir sind früher fast jeden Sonntag ausrangierte Personenwaggons mit hochwertigem Interieur aus den 1960ern und 70er Jahren anschauen gegangen, die irgendwo an Nebengleisen standen. Und mit 16 habe ich eine Zeit lang wie verrückt Vintage Designer Schuhe und Kleider auf Ebay gesucht und die Kreditkarte meines Vaters überstrapaziert. Das musste ich dann bei ihm auf der Baustelle in der Nachtschicht abarbeiten – was mit Abstand die körperlich härteste Arbeit war, die ich je gemacht habe.

 Wie kam «Sella Studio» zustande, warum dieser Name und was ist dein Konzept?
Ich wollte eigentlich mal Kunstgeschichte studieren und habe dann als Nebenjob in einer Design Galerie in Basel angefangen zu arbeiten. So bin ich zum ersten Mal in Kontakt mit Mid Century Design gekommen und war sofort fasziniert. Dort habe ich sehr viel gelernt und auch nach der Arbeit Tag und Nacht über skandinavische Designmöbel, deren Designer und Geschichten recherchiert. So entwickelte sich meine Leidenschaft für die Geschichte eines Objekts und dessen Wertschätzung. Kunstgeschichte habe ich schlussendlich nie studiert. Als ich eigene Vorstellungen eines Unternehmens entwickelt habe, habe ich 2017 «Sella Studio» gegründet. Der Name ist beim Brainstormen mit einem engen Freund entstanden. Wir haben Möbel- und Einrichtungsbegriffe in verschiedene Sprachen übersetzt. Sella bedeutet unter anderem Stuhl oder Sessel auf Latein. Heute denken allerdings viele, ich heisse Stella, das habe ich damals nicht kommen sehen.

Warum wollen Leute alte, gebrauchte Möbel und teure Design Einrichtungsgegenstände haben? Worin liegt die Faszination?
Zum einen ist da die hochwertige Verarbeitung von Designobjekten aus dieser Zeit. Damals hat man noch viel mehr in das Handwerkliche gesteckt, die Möbel sind oft bis ins Detail durchdacht und teuer gebaut. Heute spart man viel mehr an Material- und Herstellungskosten. Zum anderen sind wir aktuell vom Thema Nachhaltigkeit umgeben. Es ist grundsätzlich immer nachhaltiger, ein bereits bestehendes Produkt einem neu produzierten vorzuziehen. Und dann spielt natürlich noch der aktuelle Einrichtungsstil eine Rolle. Momentan werden warme, neutrale Töne mit einzelnen Farbelementen den etwas kalten, metallischen 80er und 90er Jahren vorgezogen.


Was ist dein bester Einrichtungstipp und was ist ein absolutes No-Go?
Ein Zuhause sollte Freude machen. Ich finde es immer wichtig, dass meine Kund*innen von einem Objekt selbst überzeugt sind und Freude dran haben. Mir persönlich gefällt ein Mix aus Mid Century Designklassikern und vereinzelt neuen Möbel. Zuhause haben wir beispielsweise ein neues Sofa, dafür ein Knoll-Sideboard aus den 60er Jahren, einen Tulip-Esstisch aus den 70ern und Hans Wegner Stühle aus den 50ern. Da eine Einrichtung den persönlichen Stil widerspiegeln soll, gibt es kein absolutes No-Go. Ich bin kein grosser Fan von Replikas, obwohl sich natürlich nicht jeder ein Original leisten kann.


Viele der Designstücke haben einen skandinavischen Ursprung, wie kommt das und welches sind deine Lieblingsstädte, wenn es um (Interior) Design geht?
Ich habe grossen Respekt vor der langjährigen Tradition der skandinavischen Handwerkskunst. Viele renommierte Architekt*innen und Designer*innen stammen aus skandinavischen Ländern oder sind dahin immigriert. Ich bin zudem grosser Fan von skandinavischer Keramik und Glas. Viele meiner Lieblingskünstler und -handwerker stammen aus Schweden. Ich bin auch fasziniert von der schwedischen Handweberei und stets auf der Suche nach farbenfrohen, handgeknüpften «Röllakan», Teppichen aus Schweden. In Kopenhagen oder Stockholm geht mir das Herz auf, wenn es um Interior Design geht, aber auch London und New York haben viel zu bieten.


Du hast auch Bilder von lokalen Künstler*innen bei dir im Pop Up Store an den Wänden, was ist deine Idee dahinter?
Kunst an den Wänden fügt sich sehr gut in die wohnlichen Situationen im Store ein und wenn dabei lokale Künstler*innen unterstützt werden, profitieren wir beide davon. Im Februar eröffneten wir übrigens im Sella Studio an der Basler Marktgasse eine Ausstellung mit Jahic / Roethlisberger aus Basel.


Wo in Basel befinden sich deine Lieblingsorte, wo holst du dir deine Inspiration und tankst Energie?
Im Finkmüller im Kleinbasel treffe ich gerne Freunde, ich stöbere gerne in Brockis, besuche Kunstausstellungen und im Sommer findet man mich viel am Rhein.

Wenn «Sella Studio» ein Song wäre, welcher wäre das?
Sunday Morning - The Velvet Underground & Nico


Was wünscht du Dir für die Zukunft des «Sella Studio» und was für dich selbst?
Einen Pop Up ausserhalb der Schweiz, in einer coolen Stadt.

Wie wär’s mal mit...?
...veganem Glacé von «Enila».


Wir danken Nora Gysin für das Gespräch und die tollen Einblicke in das «Sella Studio».



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von Catherine Iselin 
am 13.02.2023

Fotos
© Patricia Grabowicz für Wie wär's mal mit



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