«Studio à la cave» Biel: Im Gespräch mit Chantal Brogini
Seit 2016 formt Chantal Brogini nicht nur Ton, sondern auch Träume. Im «Studio à la cave», was einst in einem WG Keller begann, hat sich zu einem erfolgreichen Label in Biel gemausert, das Simplizität, Funktionalität und Nachhaltigkeit in jedem Stück vereint. In einer Zeit, in der Massenproduktion oft die Norm ist, setzt «Studio à la cave» auf Qualität und Individualität. Chantal produziert viele Stücke auf Anfrage und stellt sie als Muster im Atelier aus. Ihre Kurse sind bewusst klein gehalten, um jedem Teilnehmer die bestmögliche Erfahrung zu bieten. Wie wär's mal mit einem Blick hinter die Kulissen dieses besonderen Ortes? «Studio à la cave» lädt uns.
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Hallo Chantal, wer bist du und wie lange gibt es das «Studio à la cave» schon?
Ich bin Chantal, Produktdesignerin und habe mein Studium dazu 2015 an der FHNW in Basel abgeschlossen. 2016 habe ich meinen ersten Töpferkurs in Basel besucht und 2017 ist dann «Studio à la cave», damals noch im Keller meiner WG in Zürich, entstanden. Seit 2021 bin ich nun offiziell mit meinem Label «Studio à la cave» selbstständig.
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Wie kamst du zur Selbstständigkeit?
Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, war ich Teilzeit angestellt und habe nebenbei an meinem Label gearbeitet. Für mich war immer klar, dass ich beruflich etwas machen möchte, was mich zu 100% erfüllt und irgendwann kam die Frage auf: «Wenn nicht jetzt, wann dann?» Mit etwas Mut, Glück und einer Idee in der Tasche habe ich mir dann im Sommer 2021 Studioräumlichkeiten angeschaut und zwei Tage später meinen Teilzeitjob gekündet.
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Was inspiriert dich bei der Gestaltung deiner Keramikarbeiten?
Das Leben und die Menschen um mich herum. Geschichten, Erinnerungen, Reisen und alltägliche Gewohnheiten.
Welche besonderen Techniken oder Materialien verwendest du in deinem Schaffensprozess?
Mich interessiert das Erforschen verschiedener Materialien an sich. Ich experimentiere gerne mit Glasuren, Farben und Tonsorten, aber habe keine besondere Technik, die ich in meinem Schaffensprozess verwende. Ich mag die immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit Formen, Farben und der Funktionalität.
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Wie beeinflusst die Umgebung in Biel deine Arbeit als Keramikerin?
An Biel mag ich vor allem den See, speziell die Dörfer rund um den See und die Landschaft Richtung Jura. Ich mag es, dass man schnell irgendwo ist, sei es für eine kurze Auszeit mit meinem Hund in Magglingen, auf dem Bözingenberg oder im Jura.
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An welchen aktuellen Projekten oder Ausstellungen arbeitest du gerade?Zurzeit arbeite ich an einer neuen Kollektion und an diversen Kommissionsbestellungen.
Wie gehst du mit den Herausforderungen eines kleinen Keramikstudios in der heutigen Zeit um?
Ich versuche, möglichst mit anderen Studios im Austausch zu sein. Ich glaube, miteinander ist immer besser als gegeneinander. Ein Vorteil von mir ist, dass ich gelernt habe, mich Herausforderungen zu stellen und immer wieder nach Ideen und Lösungen suche, keine grosse Angst vor Veränderungen habe und auf mein Bauchgefühl höre. Es kommt, wie es kommt und meistens ist es dann auch gut.
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Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in deiner Arbeit?
Nachhaltigkeit spielt eine grosse Rolle! Einige Produkte produziere ich erst auf Anfrage und sind bei mir im Atelier als Samples ausgestellt. Neben den materiellen Ressourcen versuche ich auch immer wieder meine Arbeitsweise zu hinterfragen, sprich was ich tue und wieso ich etwas tue. Aber auch mit den Kursen: Lieber kleinere Gruppen, dafür zufriedene Teilnehmer*innen, die dann auch gerne weitertöpfern zum Beispiel im «Open Atelier» bei mir.
Welches ist dein Lieblingsstück, das du bisher geschaffen hast, und warum?
Die Produkte, die ich verkaufe, mag ich eigentlich alle und sind auch bei mir zu Hause in Gebrauch. Ganz gerne mag ich im Moment meine «Camel» Kaffeetasse und sowieso alles, was ich mit dieser Glasur glasiert habe. Zu einigen Produkten habe ich einen grösseren emotionalen Bezug und da freue ich mich dann auch sehr, wenn mir die Umsetzung gelungen ist und das Produkt «funktioniert».
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Wie sieht ein ganz normaler Arbeitsalltag im «Studio à la cave» aus?
Jeder Tag ist anders und trotzdem ist die Woche sehr durchstrukturiert. Am Morgen beantworte ich meist dringende Mails und versuche ruhig in den Tag zu starten, spaziere ins Atelier, mache mir als erstes einen Kaffee oder Tee und räume nach Bedarf den Ofen ein oder aus. Dann geht es in den Produktionsmodus, das heisst drehen oder trimmen an der Scheibe. Meistens bis etwa um 17:30 Uhr, dann übernimmt Miriam, eine langjährige «Open Atelier» Teilnehmerin mit viel Erfahrung. Das «Open Atelier» oder ich geben später am Abend noch einen Kurs. Ende Woche wird das «Open Atelier» dann von mir betreut. Da es dann etwas lebhafter zugeht und ich mich nicht so gut konzentrieren kann, nutze ich die Zeit für Glasuren oder Arbeiten, bei denen Ablenkung nicht stört.
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Was möchtest du unbedingt einmal ausprobieren?
Eine Reise nach Japan steht bei mir ganz oben auf der Liste. Gerne würde ich dort einen «Anagama» Brennofen sehen oder eigene Stücke darin brennen. Die Verfärbungen, die dabei an der Keramik entstehen, faszinieren mich sehr.
Bietest du Workshops oder Kurse für Interessierte an?
Ja, ich biete verschiedene Kurse für Anfänger*innen oder Fortgeschrittene an der Töpferscheibe an, aber auch im Handaufbau.
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Was wünschst du dir für die Zukunft des «Studio à la cave»?
Eigentlich bin ich sehr zufrieden, wie es läuft. Für die Zukunft wünsche ich mir, die internen Abläufe weiter zu optimieren, zum Beispiel durch mehr Automatisierung, Unterstützung durch Mitarbeiter*innen oder durch erweiterte Räumlichkeiten. Dadurch hätte ich mehr Zeit, um eigene Ideen und Entwürfe umzusetzen.
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Besucht das «Studio à la Cave», wenn…
...ihr Lust zum Töpfern habt oder meine Keramik kaufen möchtet.
Wie wär’s mal mit…
...einem handgemachten Tassli von mir oder mit einem Kurs bei mir im Atelier und du töpferst dir gleich dein eigenes?
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«Studio à la cave» ist mehr als ein Keramikstudio – es ist ein Ort, an dem Leidenschaft und Handwerk verschmelzen. Chantal Brogini zeigt, dass der Weg vom Keller zum erfolgreichen Label mit der richtigen Vision möglich ist. Ihre Philosophie der Nachhaltigkeit und des kontinuierlichen Lernens macht «Studio à la cave» zu einem Vorbild. Wer weiss, vielleicht inspiriert dieses Interview den nächsten kreativen Geist, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen – mit Ton an den Händen und Visionen im Kopf.
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von Leila Ruru Ogbon
am 17.03.2025
Fotos
© Leila Ruru Ogbon für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.
Hallo Chantal, wer bist du und wie lange gibt es das «Studio à la cave» schon?
Ich bin Chantal, Produktdesignerin und habe mein Studium dazu 2015 an der FHNW in Basel abgeschlossen. 2016 habe ich meinen ersten Töpferkurs in Basel besucht und 2017 ist dann «Studio à la cave», damals noch im Keller meiner WG in Zürich, entstanden. Seit 2021 bin ich nun offiziell mit meinem Label «Studio à la cave» selbstständig.
Wie kamst du zur Selbstständigkeit?
Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, war ich Teilzeit angestellt und habe nebenbei an meinem Label gearbeitet. Für mich war immer klar, dass ich beruflich etwas machen möchte, was mich zu 100% erfüllt und irgendwann kam die Frage auf: «Wenn nicht jetzt, wann dann?» Mit etwas Mut, Glück und einer Idee in der Tasche habe ich mir dann im Sommer 2021 Studioräumlichkeiten angeschaut und zwei Tage später meinen Teilzeitjob gekündet.
Was inspiriert dich bei der Gestaltung deiner Keramikarbeiten?
Das Leben und die Menschen um mich herum. Geschichten, Erinnerungen, Reisen und alltägliche Gewohnheiten.
Welche besonderen Techniken oder Materialien verwendest du in deinem Schaffensprozess?
Mich interessiert das Erforschen verschiedener Materialien an sich. Ich experimentiere gerne mit Glasuren, Farben und Tonsorten, aber habe keine besondere Technik, die ich in meinem Schaffensprozess verwende. Ich mag die immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit Formen, Farben und der Funktionalität.
Wie beeinflusst die Umgebung in Biel deine Arbeit als Keramikerin?
An Biel mag ich vor allem den See, speziell die Dörfer rund um den See und die Landschaft Richtung Jura. Ich mag es, dass man schnell irgendwo ist, sei es für eine kurze Auszeit mit meinem Hund in Magglingen, auf dem Bözingenberg oder im Jura.
An welchen aktuellen Projekten oder Ausstellungen arbeitest du gerade?Zurzeit arbeite ich an einer neuen Kollektion und an diversen Kommissionsbestellungen.
Wie gehst du mit den Herausforderungen eines kleinen Keramikstudios in der heutigen Zeit um?
Ich versuche, möglichst mit anderen Studios im Austausch zu sein. Ich glaube, miteinander ist immer besser als gegeneinander. Ein Vorteil von mir ist, dass ich gelernt habe, mich Herausforderungen zu stellen und immer wieder nach Ideen und Lösungen suche, keine grosse Angst vor Veränderungen habe und auf mein Bauchgefühl höre. Es kommt, wie es kommt und meistens ist es dann auch gut.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in deiner Arbeit?
Nachhaltigkeit spielt eine grosse Rolle! Einige Produkte produziere ich erst auf Anfrage und sind bei mir im Atelier als Samples ausgestellt. Neben den materiellen Ressourcen versuche ich auch immer wieder meine Arbeitsweise zu hinterfragen, sprich was ich tue und wieso ich etwas tue. Aber auch mit den Kursen: Lieber kleinere Gruppen, dafür zufriedene Teilnehmer*innen, die dann auch gerne weitertöpfern zum Beispiel im «Open Atelier» bei mir.
Welches ist dein Lieblingsstück, das du bisher geschaffen hast, und warum?
Die Produkte, die ich verkaufe, mag ich eigentlich alle und sind auch bei mir zu Hause in Gebrauch. Ganz gerne mag ich im Moment meine «Camel» Kaffeetasse und sowieso alles, was ich mit dieser Glasur glasiert habe. Zu einigen Produkten habe ich einen grösseren emotionalen Bezug und da freue ich mich dann auch sehr, wenn mir die Umsetzung gelungen ist und das Produkt «funktioniert».
Wie sieht ein ganz normaler Arbeitsalltag im «Studio à la cave» aus?
Jeder Tag ist anders und trotzdem ist die Woche sehr durchstrukturiert. Am Morgen beantworte ich meist dringende Mails und versuche ruhig in den Tag zu starten, spaziere ins Atelier, mache mir als erstes einen Kaffee oder Tee und räume nach Bedarf den Ofen ein oder aus. Dann geht es in den Produktionsmodus, das heisst drehen oder trimmen an der Scheibe. Meistens bis etwa um 17:30 Uhr, dann übernimmt Miriam, eine langjährige «Open Atelier» Teilnehmerin mit viel Erfahrung. Das «Open Atelier» oder ich geben später am Abend noch einen Kurs. Ende Woche wird das «Open Atelier» dann von mir betreut. Da es dann etwas lebhafter zugeht und ich mich nicht so gut konzentrieren kann, nutze ich die Zeit für Glasuren oder Arbeiten, bei denen Ablenkung nicht stört.
Was möchtest du unbedingt einmal ausprobieren?
Eine Reise nach Japan steht bei mir ganz oben auf der Liste. Gerne würde ich dort einen «Anagama» Brennofen sehen oder eigene Stücke darin brennen. Die Verfärbungen, die dabei an der Keramik entstehen, faszinieren mich sehr.
Bietest du Workshops oder Kurse für Interessierte an?
Ja, ich biete verschiedene Kurse für Anfänger*innen oder Fortgeschrittene an der Töpferscheibe an, aber auch im Handaufbau.
Was wünschst du dir für die Zukunft des «Studio à la cave»?
Eigentlich bin ich sehr zufrieden, wie es läuft. Für die Zukunft wünsche ich mir, die internen Abläufe weiter zu optimieren, zum Beispiel durch mehr Automatisierung, Unterstützung durch Mitarbeiter*innen oder durch erweiterte Räumlichkeiten. Dadurch hätte ich mehr Zeit, um eigene Ideen und Entwürfe umzusetzen.
Besucht das «Studio à la Cave», wenn…
...ihr Lust zum Töpfern habt oder meine Keramik kaufen möchtet.
Wie wär’s mal mit…
...einem handgemachten Tassli von mir oder mit einem Kurs bei mir im Atelier und du töpferst dir gleich dein eigenes?
«Studio à la cave» ist mehr als ein Keramikstudio – es ist ein Ort, an dem Leidenschaft und Handwerk verschmelzen. Chantal Brogini zeigt, dass der Weg vom Keller zum erfolgreichen Label mit der richtigen Vision möglich ist. Ihre Philosophie der Nachhaltigkeit und des kontinuierlichen Lernens macht «Studio à la cave» zu einem Vorbild. Wer weiss, vielleicht inspiriert dieses Interview den nächsten kreativen Geist, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen – mit Ton an den Händen und Visionen im Kopf.
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von Leila Ruru Ogbon
am 17.03.2025
Fotos
© Leila Ruru Ogbon für Wie wär's mal mit
Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär’s mal mit einholen.