YAYA: Im Gespräch mit der Basler Band

Wir treffen die fünf YAYA Bandmitglieder Jeroen, Sanjiv, Richard, Dimitri und Dominik in ihrem gemeinsamen Heim – dem ehemaligen Siechenhaus St. Jakob an der Birs. Dort gibt es viel Platz zum Wohnen, zum proben, um kreativ zu sein und das ein oder andere Fest zu feiern. Eins ist klar, «dahinsiechende» Kranke lassen sich hier nicht mehr finden. Was es stattdessen bei YAYA zu entdecken gibt, erfahrt ihr im Interview. 


Liebe Yayas wie kam eure Band zustande und wer seid ihr?
Jeroen: YAYA besteht heute aus 5 Mitgliedern: Mir, Richard, Dimitri, Sanjiv und Dominik. Bis 2015 waren wir allerdings nur zu dritt, ohne Sanjiv und Dominik, mit dem Namen Scarves but no Shoes unterwegs. Scarves wurde 2011 gegründet und hatte einen anderen musikalischen Schwerpunkt als es YAYA jetzt hat. Damals war unsere Musik sehr melodiös, mehrstimmiges Singen stand im Vordergrund. Seit Sanjiv am Schlagzeug und Dominik am Bass dabei sind haben wir eine klassische Bandbesetzung und damit vollzog sich eine Veränderung im Sound und in den musikalischen Arrangements. Wir wollten mit dieser Besetzung unter einem neuen Deckmantel und mit einem neuen Namen auftreten, ein Name, welcher nichts Bestimmtes bedeutet und darum viel Platz für Weiterentwicklung lässt. Im 2017 haben wir unsere Band YAYA am Bscene getauft.

Sanjiv: Uns verbindet nicht nur die Musik, sondern auch eine langjährige Freundschaft. Dadurch kam unsere Band auch zustande. Keine wahnsinnig aufregende Geschichte also, eher eine klassische Lovestory.



Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Jeroen: Das ist nicht leicht zu beantworten. Wir bewegen uns wohl im Genre von Elektro, Rock und Soul. Künstler die uns inspirieren sind Arctic Monkeys, X Ambassadors, Jack Garrett, Radiohead oder Chet Faker. Wir vermitteln mit unserer Musik eher schwerere Emotionen als leichte, weswegen farblich gut violett oder grau zu uns passen würde. Eigentlich eignet sich unser neues Album «Lost Heaven» gut, um unsere Musik zu umschreiben: Die Grundidee basiert darauf, dass wir als Menschen oft einen Punkt der vollständigen Erfüllung anstreben, einen Punkt, an dem alles gut ist. Sobald man diesen Punkt jedoch erreicht, passiert entweder etwas was dem angestrebten Glück im Wege steht oder aber man ist nicht zufrieden. Das Album besteht aus vielen Songs, welche einen harten Aufbau haben und dann musikalisch wieder weicher und kleiner werden, sozusagen in sich zusammenfallen. Solche Lost Heaven Momente findet man gleichzeitig als Stilmittel in der Musik, aber auch im Text.


Was steckt hinter dem neuen Album «Lost Heaven»?
Jeroen: Auf dem Album sind zwölf Tracks, die in Ebligen am Brienzersee geschrieben worden sind. Ebligen verkörpert für uns als kleiner, verträumter Ort mit gefühlten zehn Einwohnern ein Tor zum Lost Heaven. Aufgenommen wurde das Album in Bern im Pimp-Records Studios, direkt an der schönen Aare.

Sanjiv: Wie man merkt, haben wir eine Schwäche für tiefe Gewässer und verlorene Himmel.


Habt ihr klare Rollenverteilungen in der Band?
Jeroen: Ich mache die musikalische Vorproduktion, schreibe also die Songs an, bringe meine Ideen in die Band ein oder schreibe die Songs mit den Ideen der anderen fertig. Sanjiv könnte man wohl als unseren Manager betiteln, er hat oft das letzte Wort und bestimmt ob etwas gut ist oder nicht. Richy ist vor allem für das Literarische zuständig. Dimitri ist unser Kassiers und verwaltet in erster Linie die Finanzen. Ausserdem übernimmt er die Aufgabe unseres Fahrers und chauffiert uns von Konzert zu Konzert. Dominik ist unser Querdenker. Er ist oft derjenige, der eine andere Perspektive hat und diese in die Band einbringt. Wenn er gerade nicht querdenkt, kommt er zu den Bandproben und Konzerten, liefert ab und geht wieder.


Sanjiv: Wenn man sich unsere Konstellation bei einem Banküberfall vorstellt, wird das Ganze vielleicht noch etwas klarer. Jeroen übernimmt die Planung und hockt während des Überfalls draussen im Van, um alles zu überwachen. Ich bin derjenige, der den Van fährt. Richy schreit herum und bedroht die Angestellten und Dimitri hat eindeutig die Aufgabe, das Geld einzupacken. Dominik fungiert entweder als Ablenkungsmanöver oder aber er ist derjenige, der das Ganze versaut und dafür sorgt, dass wir statt sieben Millionen nur fünf Millionen abstauben.



Ihr müsstet jedem Bandmitglied typische Boybandcharaktere vergeben, wer bekommt welche Eigenschaft zugeteilt?
Jeroen: Sanjiv ist unser Badboy. Er hat früher als Teenie die Töffli auf 100 frisiert und ist mit diesen dann ohne Prüfung rumgefahren.

Sanjiv: Jeroen ist der Besserwisser. Aber ganz ehrlich, er weiss es oft einfach auch besser. Ausserdem repräsentiert er oft die gesamte Intelligenz unserer Band und ist der Einzige, der wirklich weiss was in den Plattenverträgen steht.


Dominik nur einen Boybandcharakter zuzuordnen ist schwierig, es passen zwei relativ gut zu ihm. Einerseits der Hyperaktive, also der, der sich oft die Songtexte nicht merken kann, darum nur jeweils eine Strophe singen darf und bei Konzerten tanzähnliche Bewegungen nachahmt. Oder der Klassenclown. Einer von denen, der sich gerne farbig anzieht und viele gute Witze reisst. So einen hätte man zum Beispiel früher gerne in einem langweiligen Unterricht dabeigehabt, um dem Ganzen etwas mehr Leben einzuhauchen.


Jeroen: Richy ist wohl der «hotter than hellfire». Er ist einfach nur sexy und sieht super aus. Ausserdem verbringt er teilweise wirklich mehr Zeit mit seinen Haaren als mit seiner Freundin.

Zu Dimitri passt kein typischer Bobybandcharakter. Der Ausdruck «Kaschte» passt wohl am besten zu ihm. Er hat den höchsten Testosteron Spiegel von uns allen und sieht wirklich aus wie ein «Kaschte». Das kommt vielleicht vom Rudergerät, welches er zuhause hat.


Ihr macht nicht nur gemeinsam Musik sondern lebt auch alle teils unter einem Dach, ist das manchmal nicht zu viel YAYA?
Jeroen: Nein, es ist nicht zu viel. Wir sind ja nicht nonstop zusammen und machen Musik. Dies bedarf einer extremen Planung. Jeder hat seinen eigenen Alltag und es kommt selten vor, dass wirklich alle per Zufall gemeinsam zuhause sind. Die Zeit als Band ist also beschränkt. YAYA ist nicht unser Leben, jeder von uns hat auch noch seine eigenen, individuellen Projekte. Aus dem gemeinsamen Wohnen ergibt sich aber die Tatsache, dass immer alle Emotionen, seien es die positiven oder auch die negativen, in alle Bereiche mit einfliessen. Vom Wohnen über die Band bis zur Bühne und auch in die Freundschaft.


Wenn also aus irgendwelchen Gründen unter uns Mitbewohnern eine schlechte Stimmung herrscht, spiegelt sich das auch in den Proben und schlussendlich auf der Bühne wieder. Das gemeinsame Wohnen ist ja auch nicht für die Ewigkeit und irgendwann kommt vielleicht der Punkt, an dem wir weiterziehen. Bei Dimitri kam dieser Punkt beispielsweise, als er hier ausgezogen ist.

Sanjiv: Unsere Vision ist es aber eigentlich, unsere Siedlung einzunehmen und zu erweitern, so dass dann auch unser Zuwachs Platz hat. Eine «Lost Heaven Kommune».


Was würdet ihr nie gemeinsam machen?
Jeroen: Eigentlich machen wir alles zusammen und es ist schwierig etwas zu finden, was wir nicht gemeinsam machen würden.

Richy: Naja, ich würde meine Freundin nicht mit der Band teilen. Das würde wohl auch bereits daran scheitern, dass wir nicht den gleichen Geschmack haben.

Sanjiv: Wir möchten auch nicht in ein gemeinsames Grab, wenn wir tot sind. Dort brauchen wir unsere Ruhe. Irgendwann ist dann genug.



Wie ist es, Musiker in Basel zu sein?
Jeroen: Von der Musikcommunity ist Basel wahrscheinlich etwas Einzigartiges in der Schweiz, vor allem wegen der ausgeprägten Vernetzung. Die Leute kennen sich alle untereinander, was es einer Band wie unserer natürlich vereinfacht, Fuss zu fassen. Die Stadt ist offen und bietet viele Spielmöglichkeiten und Plattformen, wie das JKF, Imagine und das Bscene. Von dem her ist Basel schon ein privilegiertes Pflaster. Das Radicalis Label, eine Musikagentur mit Sitz in Basel, hat zurzeit mit vielen Künstlerinnen und Künstlern grossen Erfolg. Dadurch erhalten auch andere Bands, welche nicht bei ihnen unter Vertrag sind, einen gewissen Rückenwind. Gleichzeitig steht man auch immer im Schatten von denen, die professionellen Erfolg haben. Das ist die Realität als Newcomer Band.

Sanjiv: Wirklich einzigartig in Basel sind aber in erster Linie die vielen grossen Banken, welche es sich auszurauben lohnen würde.


Wenn ihr einen Wunsch frei hättet als Band, welcher wäre das?
Richy: Irgendwann in einem Hallenstadion spielen zu können.

Jeroen: Game Over- Ziel erreicht. Dann würde ich mich wohl in den indischen Tempel legen und aufhören, Musik zu machen.

Sanjiv: Natürlich nicht. Klar, ein Hallenstadion Auftritt wäre nicht schlecht, aber eigentlich ist es vor allem ein grosser Wunsch, eine Tour in der Schweiz und den umliegenden Ländern zu machen oder an einem Festivalsommer zu spielen. Ausserdem würden wir uns auch über sieben Millionen auf dem Konto freuen.


An welchem Festival würdet ihr gerne spielen?
Jeoren: Am Bilbao in Spanien und dem Sziget Festival in Budapest. Diese Festivals haben wir selber schon besucht und wir wissen, dass dort super Bands spielen. Wir denken, dass wir dort gut reinpassen würden.

Sanjiv: Eigentlich passen wir überall rein.

Richy: Vor allem ins Hallenstadion. Aber dann springt Jeroen ab, was wirklich blöd wäre. Auch auf dem Gurten würden wir gerne mal spielen. Wir haben uns dort für das diesjährige Festival beworben und den Waldbühnenkontest leider nicht gewonnen. Wie man weiss, will man immer das was man nicht bekommt.


Welchen Song würdet ihr gerne Cover und mit welchem Sänger oder Sängerin ein feature wollen?
Jeroen: Die interessantesten Cover sind unserer Meinung nach immer die, die überhaupt nicht zu uns passen und uns auch nicht gefallen. Da sind wir gefordert was daraus zu machen, was uns dann gefällt. z.B. hatten wir mal PSYs «Opa Gangnam Style» gecovered, das war ganz lustig. Heute würden wir uns vielleicht an ein Cover wie z.B. Ariana Grande oder Jason Derulo wagen. Anderson Paak, James Blake, Benjamin Clementine oder Paul Van Haver (Stromae) wären definitiv Künstler, mit denen wir sehr gerne die Bühne mal teilen oder ein Song-Feature produzieren würden.



Wenn eure Musik eine Reise wäre, was für eine wäre dies?
Jeroen: Stell dir vor, eine Wüstenreise. Du hast extremen Durst. Kurz vor dem Verdursten gelangst du an eine Oase, fällst rein und findest dich in einer wunderschönen Unterwasserwelt wieder.  Du tauchst mit vielen, wunderschönen, farbigen Fischen und fühlst dich unsterblich. Plötzlich gibt es einen Sog, welcher dich in ein Schwarzes Loch runterzieht. Dein Gefühl von Unsterblichkeit wandelt sich in Angst und Hilflosigkeit. Da fällst du wieder aus einem Dolendeckel hinaus und landest in einer Grossstadt. Eine menschenleere Grossstadt. In der Ferne hörst du Bombenschläge, das Rattern von Kriegsflugzeugmotoren und einen Schrei. Bloss weg hier!


Du kommst an eine Treppe, deren Ende nicht im geringsten absehbar ist. Du nimmst dich der unendlichen Treppe an. Du fühlst dich glücklich, weil du denkst, dass die Reise bald ein Ende hat, weil du denkst dass du an einen Ort kommst, wo Einhörner über die Wiese hüpfen, Züge pünktlich sind, Hallen mit Gold geschmückt sind, blinde elektrisierende Liebe herrscht. Die Treppe führt an eine alte Holztür. Dein Herz schlägt schneller und du kannst es kaum erwarten durch die Tür zu gehen. Du tätigst den Türgriff und gehst durch die Tür. Sand. Lost Heaven.


Wie wär's mal mit…?
...Lucy. Eine Stimme, die auf unserem Album mitgesungen hat. Wenn man sie kennenlernen will, soll man in unser Album reinhören.


Wir danken YAYA herzlich für den persönlichen Einblick in ihr Zuhause, ihre Bandgeschichte und für’s Mitnehmen auf die Reise zu ihrem Lost Heaven.


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von Laura Ruch
am 15.10.2018

Fotos
© Derya Cukadar für Wie wär's mal mit

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