Yves Loekito: Im Gespräch mit dem Basler DJ und Sänger

Was haben Claasilisque Sound, das Coruba Soundsystem und die Schwellheim Band gemeinsam? Sie machen alle gute Laune und versetzen uns mit ihrer Musik in einen exotisch tropischen Rausch wie bei Rum zu Reggae-Rhythmen. Und natürlich Yves Loekito! Er lud uns in seine neu bezogene Wohnung am Erasmusplatz zum Gespräch ein, um über die Liebe zur Musik, Freundschaften und Schicksalsschläge zu sprechen.


Lieber Yves, wer bist du und was machst du?
Mein Name ist Yves Loekito. Ich bin 32 Jahre alt und in Allschwil aufgewachsen. Ich arbeite in Basel hauptberuflich als Sozialarbeiter mit Jugendlichen. Ausserdem bin ich Sänger der Band Schwellheim, ein Mitglied vom Claasilisque Sound und dem Coruba Soundsystem. Ich mache schon seit mehr als 10 Jahren Musik – als Sänger mit der Band und auch als DJ.

Was verbirgt sich genau hinter dem Claasilisque Sound, dem Coruba Soundsystem und der Schwellheim Band?
Claasilique Sound ist ein DJ-Kollektiv, das nach jamaikanischem Vorbild - das heisst mit MC und DJ gleichzeitig – Reggae, Dancehall und zeitgenössische jamaikanische Musik auflegt und Partys oder andere Events veranstaltet, wie z.B. den «Sunday Jerk» bei dem wir sonntags ein BBQ machen und dazu Musik auflegen. Ausserdem nehmen wir auch mit unserem eigenen Truck an den zwei Musikparaden «Beat on the Street» und «Jungle Street Groove» teil, welche sich jedes Jahr abwechseln. Und sonst haben wir natürlich noch regelmässige Bookings in Basel, der restlichen Schweiz und im Ausland.
Das Coruba Soundsystem ist eine neue Partyreihe im Viertel Club, dem ehemaligen Hinterhof, die wir als Claasilique zusammen mit DJ Bazooka ins Leben gerufen haben. Beim Coruba Soundsystem legen wir den Fokus vor allem auf Afrobeat und Dancehall, was bisher super angelaufen ist.
Die Band Schwellheim Band ist eine elfköpfige Mundart Reggae Band, die es mittlerweile mehr als 10 Jahre gibt. Wir haben bereits drei Alben herausgebracht und touren grösstenteils in der Schweiz. In der Band bin ich einer von zwei Sängern.



Du bist also DJ, Sänger – und auch noch Bühnenbauer, kann das sein? Was macht dir am meisten Spass? Und worin liegen für dich die grössten Unterschiede zwischen der Arbeit am DJ-Pult und der Stimme?
(lacht) Ja, im Bauen bin ich nicht so gut. Den „Bühnenbauer” klammern wir lieber einmal aus. Für unsere Trucks haben wir zum Glück viele handwerklich talentierte Freunde die immer am Start sind und auf die jedes mal wieder Verlass ist.
Musik macht mir grundsätzlich sehr viel Spass. Alles was mit Musik zu tun hat. Wenn ich zwischen Singen oder Auflegen entscheiden müsste, wäre das für mich extrem schwer. Das Arbeiten am Pult oder mit der Stimme ist natürlich unterschiedlich und ganz anders. Beides gibt mir auf jeden Fall sehr viel zurück. Das Singen mit einer Band auf Konzerten ist – vom Gefühl und der Liveshow her – für alle Beteiligten noch einmal viel intensiver als das Auflegen. Worum es immer geht ist, den Leuten ein gutes Gefühl zu vermitteln, ihnen Freude zu bereiten und sie zum Tanzen zu bringen. Singen ist auch so intensiv, weil viel Persönliches reinspielt. Ich denke darum kommt beim Singen auch so viel zurück. Das Publikum spürt das und reagiert darauf.


Nun bist du ja meistens nicht alleine anzutreffen. Wann, wie und wo hast du denn deine musikalischen Mitstreiter kennengelernt?
Die Schwellheim Band wurde vor circa 14 Jahren von uns Jungs aus Allschwill gegründet. „Schwellheim” ist ein Übername für Allschwil. Begonnen haben wir in einem kleinen Keller. Kennen tun wir uns alle über die Schule und dann, über die Jahre, sind immer mehr und mehr Leute – auch nicht aus Allschwil – dazugekommen.
Claasilisque ist witziger Weise auch aus Allschwil bzw. von zwei Jungs aus Allschwil gegründet worden. Die Jungs kannte ich von früher und ich bin dann 2012 dazugestossen.



Wie entsteht daraus – über viele Jahre – eine so gute Zusammenarbeit? Hat es dafür viel Disziplin gebraucht?
Ja, es braucht sehr viel Disziplin. Bei allen Crews haben wir zudem untereinander ein sehr gutes Verhältnis. Diese Freundschaft ist die eigentliche Basis für die Projekte. Das ist sehr wichtig. Bei der Schwellheim Band sind wir elf Jungs. Da braucht es auf jeden Fall zudem Kompromissbereitschaft, aber auch Überzeugungskraft. Und manchmal stimmen wir auch ganz simpel und demokratisch ab. Dasselbe gilt für Claasilisque, da müssen wir uns allerdings nur zu dritt finden.

Wie denkst du selbst, ist es so mit dir zusammen zu arbeiten? Welche Punkte sind dir wichtig?
(grinst) Da musst du die Anderen fragen! Was mir wichtig ist oder was mir auch schon andere Leute gesagt haben ist, dass ich harmoniebedürftig bin. Ich achte sehr darauf, dass es allen gut geht, dass auch irgendwo ein guter Vibe herrscht. Sonst bin ich eher ein ruhiger Typ. Ich denke, dass die Anderen diese Ruhe noch an mir schätzen.


Wie hat das bei dir mit der Musik eigentlich angefangen?
Ich habe schon immer gerne unter der Dusche gesungen und auch als Kind schon immer Playback oder Karaoke. In der Schule habe ich auch gesungen. In der Diplommittelschule war ich in einem gemischten Chor. Da habe ich übrigens auch schon mit dem anderen Sänger von der Schwellheim Band angefangen zu singen. Unseren ersten Auftritt auf der Bühne hatten wir dann bei unserer Abschlussfeier. Und danach ging das eigentlich los mit der Schwellheim Band. In meiner Klasse war ich, glaube ich, der Erste mit einem CD-Player und CDs von meinem Vater.
Ein Stück weit habe ich das also auch von meinen Eltern. Meine Mutter spielt auch heute noch in einer Band Akkordeon und mein Dad hat immer schon viel Musik gesammelt. CDs und Platten. Dann ist da noch mein Bruder, der auch musikalisch unterwegs ist.


Gerade macht die Schwellheim Band ja eine Musikpause. Kannst du uns dazu was sagen? Wann kann man von der Band wieder etwas Neues erwarten?
Das ist leider eine tragische Geschichte. Im Mai ist unser zweiter Sänger Dani schwer an einem Infekt erkrankt, der sich im Gehirn ausgebreitet hatte. Daraufhin musste er ins Spital, um behandelt zu werden und braucht nun Zeit um sich wieder zu regenerieren. Das Ganze war ein einschneidendes Erlebnis für uns als Band und auch für mich persönlich. Es stand anfangs gar nicht gut um ihn. Ihm geht es zum Glück aber schon so langsam besser. Die restlichen Bandmitglieder und ich treffen uns nun zur Zeit einfach so zum Jammen, Komponieren und Proben. Livegigs spielen wir aber keine und können daher auch gerade deine Frage nach Neuem von der Band noch nicht beantworten. Wir werden erst einmal warten bis es Dani wieder gut geht und sehen dann wo wir stehen.


Wir von WWMM wünschen Dani auf jeden Fall weiterhin gute Besserung. Du bist nun seit diesem Jahr frisch gebackener Ehemann! Wie hat die Hochzeit dein Leben verändert? Welche Auswirkungen hat das Eheleben auf dich, deine Musik und dein Engagement für deine Projekte?
Jacqueline und ich haben uns eigentlich so kennengelernt, mit all der Musik und den Projekten, ganz in dem kreativen Schaffen, das wir eigentlich auch immer noch machen. So gesehen hatte die Hochzeit keine Auswirkung auf meine Projekte und auf mein Leben ganz grundsätzlich. Es war für mich auf jeden Fall aber ein grosser Schritt, der sich wiederum ganz natürlich angefühlt hat. Wir haben nun eine neue Wohnung. Das Ganze stimmt irgendwie. Aber mega gross geändert hat sich sonst nichts ausser, dass ich ein Ring an meinem Finger trage und einen neuen Nachnamen habe. Mein Geburtsname war für mich nicht so wichtig, was auch der Grund war, warum ich den Familiennamen von meiner Frau angenommen habe. Als Zeichen dafür, dass wir nun gemeinsam, als eine Familie, in dieselbe Richtung gehen. Ja, vielleicht ist alles ein bisschen ernster geworden!

Gibt es etwas, was du mit Schwellheim, alleine oder in einem anderen Kollektiv mit der Musik noch erreichen möchtest?
Grundsätzlich einmal soll es immer weiter gehen. Dass die Kollektive nicht auseinanderbrechen ist mir wichtig. Mit Schwellheim haben wir zudem das Ziel einmal an grossen Open-Airs in der Schweiz aufzutreten. Das steht zumindest auf meiner persönlichen Bucketlist. Und als DJ noch mehr zu touren, wär auch eine coole Sache.


Inspiriert dich die Arbeit als Sozialarbeiter auch zum Musik machen und umgekehrt?
Die Musik ist ein wunderbarer Ausgleich zur Arbeit. Gleichzeitig inspiriert mich aber auch die Arbeit, weil ich ja viel mit Menschen zu tun habe und dabei die Geschichten erlebe, die nur das Leben schreiben kann. Die unterschiedlichen Schicksale, aber auch das Leben allgemein, liefern mir die Inspiration für meine Songtexte. Die Balance zwischen Arbeiten und der Musik sind wie Ying und Yang in meinem Leben.

Was sagst du zur internationalen oder regionalen Musik- und Ausgeh-Szene?
Die regionale Musikszene finde ich extrem spannend. Wir haben viele junge Leute die mit einfachsten Mitteln Musik machen und kreativ sind. Da bin ich dann auch gerne unter den Zuschauern immer in der vordersten Reihe mit dabei. Dabei fällt mir auch oft auf, dass immer mehr Leute nicht bereit sind für Konzerttickets und Kulturangebote im Allgemeinen viel zu zahlen. Das ist sicher eine Diskrepanz, für die es eine Lösung braucht. Das kulturell wahnsinnig breite, zum Teil auch kostenlose, Angebote an Veranstaltungen in Basel ist sicher toll, man darf allerdings auch nicht vergessen, dass oft neben viel Herzblut auch sehr viel Zeit und auch Geld in den Events steckt, was refinanziert werden muss. Viele gute, aber auch sehr kleine Initiativen, die dennoch von jungen Leuten gut besucht sind, fahren daher oft finanziell am unteren Limit.

Singen auf Englisch oder Schweizerdeutsch? Und warum?
Schweizerdeutsch natürlich! Das ist meine Muttersprache, so fühle ich und so kann ich mich am Besten ausdrücken.

Wenn deine Musik ein Cocktail wäre, dann welcher?
Ich glaube, die wäre dann ein Mai Tai. Mit ganz viel Rum und einem kleinen
Schirmchen – stilecht serviert in einer Kokosnuss.



Wenn du eine Band mit international bekannten Musiker aus aller Welt gründen könntest, wie würde die Band heissen, welches Musikgenre würde sie bedienen und vor allem, welche Musiker würdest du wählen?
(lacht) Das ist echt eine schwere Frage! Es muss auf jeden Fall einen Schlagzeuger und einen Bassisten haben. Das wären dann Sly Dunbar und Robert Shakespeare vom Reggae-Duo «Sly & Robbie», die in den 70ern und 80ern massgeblich die Reggae-Rhythmen geprägt haben. Dann bräuchte es noch einen Gitarristen und ein bisschen Rock 'n' Roll, diese Position besetzt dann „the one and only“ Keith Richards. Mikey Board von den «Dubby Conquerors», ein wunderbarer Keyboarder, den ich kennengelernt habe und mit dem ich auch schon mehrmals performen durfte, würde dann das Quintett voll machen. Bandname: «The Legends Playing One Night with Yves».

Hast du zur Zeit einen Ohrwurm? Was machst du dagegen?
Im Moment «Monica Bellucci» von RIN. Haha, ja nichts mache ich dagegen. Ich höre mir den Song jeden Tag sehr oft an. Ich finde das super. Ich kann einen Song, den ich mag, ständig hören!


Wo kann man dich in Basel antreffen?
Die Feldbergstrasse rauf und runter und danach bei einem Cocktail im Smuk. Ansonsten für ein Konzert in der Kaschemme, an der Classique Night in der Heimat und mit unserer neuen Reihe natürlich im Viertel.

Wie wär’s mal mit…
…einer Brockitour im Kleinbasel, mit anschliessendem feinen Essen im Restaurant Boo an der Klybeckstrasse.



Wir danken Yves Loekito für das Interview und wünschen ihm auch weiterhin viel Freude, Erfolg und alles Gute für seine Projekte. Wir sind schon gespannt, was er als nächstes ausheckt. Für alle die nicht bis zum nächsten Live-Event warten wollen gibt es auf SoundCloud eine Kostprobe. Reinhören lohnt sich – ein bisschen Sommer im Herbst ist garantiert!


_
von Agnes Leclaire
am 23.10.2017

Fotos
Shirin Zaid für Wie wär's mal mit

Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär's mal mit einholen.




Inspiriert dich die Arbeit als Sozialarbeiter auch zum Musik machen und umgekehrt?
Die Musik ist ein wunderbarer Ausgleich zur Arbeit. Gleichzeitig inspiriert mich aber auch die Arbeit, weil ich ja viel mit Menschen zu tun habe und dabei die Geschichten erlebe, die nur das Leben schreiben kann. Die unterschiedlichen Schicksale, aber auch das Leben allgemein, liefern mir die Inspiration für meine Songtexte. Die Balance zwischen Arbeiten und der Musik sind wie Ying und Yang in meinem Leben.

Was sagst du zur internationalen oder regionalen Musik- und Ausgeh-Szene?
Die regionale Musikszene finde ich extrem spannend. Wir haben viele junge Leute die mit einfachsten Mitteln Musik machen und kreativ sind. Da bin ich dann auch gerne unter den Zuschauern immer in der vordersten Reihe mit dabei. Dabei fällt mir auch oft auf, dass immer mehr Leute nicht bereit sind für Konzerttickets und Kulturangebote im Allgemeinen viel zu zahlen. Das ist sicher eine Diskrepanz, für die es eine Lösung braucht. Das kulturell wahnsinnig breite, zum Teil auch kostenlose, Angebote an Veranstaltungen in Basel ist sicher toll, man darf allerdings auch nicht vergessen, dass oft neben viel Herzblut auch sehr viel Zeit und auch Geld in den Events steckt, was refinanziert werden muss. Viele gute, aber auch sehr kleine Initiativen, die dennoch von jungen Leuten gut besucht sind, fahren daher oft finanziell am unteren Limit.

Singen auf Englisch oder Schweizerdeutsch? Und warum?
Schweizerdeutsch natürlich! Das ist meine Muttersprache, so fühle ich und so kann ich mich am Besten ausdrücken.

Wenn deine Musik ein Cocktail wäre, dann welcher?
Ich glaube, die wäre dann ein Mai Tai. Mit ganz viel Rum und einem kleinen
Schirmchen – stilecht serviert in einer Kokosnuss.




Wenn du eine Band mit international bekannten Musiker aus aller Welt gründen könntest, wie würde die Band heissen, welches Musikgenre würde sie bedienen und vor allem, welche Musiker würdest du wählen?
(lacht) Das ist echt eine schwere Frage! Es muss auf jeden Fall einen Schlagzeuger und einen Bassisten haben. Das wären dann Sly Dunbar und Robert Shakespeare vom Reggae-Duo «Sly & Robbie», die in den 70ern und 80ern massgeblich die Reggae-Rhythmen geprägt haben. Dann bräuchte es noch einen Gitarristen und ein bisschen Rock 'n' Roll, diese Position besetzt dann „the one and only“ Keith Richards. Mikey Board von den «Dubby Conquerors», ein wunderbarer Keyboarder, den ich kennengelernt habe und mit dem ich auch schon mehrmals performen durfte, würde dann das Quintett voll machen. Bandname: «The Legends Playing One Night with Yves».

Hast du zur Zeit einen Ohrwurm? Was machst du dagegen?
Im Moment «Monica Bellucci» von RIN. Haha, ja nichts mache ich dagegen. Ich höre mir den Song jeden Tag sehr oft an. Ich finde das super. Ich kann einen Song, den ich mag, ständig hören!



Wo kann man dich in Basel antreffen?
Die Feldbergstrasse rauf und runter und danach bei einem Cocktail im Smuk. Ansonsten für ein Konzert in der Kaschemme, an der Classique Night in der Heimat und mit unserer neuen Reihe natürlich im Viertel.

Wie wär’s mal mit…
…einer Brockitour im Kleinbasel, mit anschliessendem feinen Essen im Restaurant Boo an der Klybeckstrasse.



Wir danken Yves Loekito für das Interview und wünschen ihm auch weiterhin viel Freude, Erfolg und alles Gute für seine Projekte. Wir sind schon gespannt, was er als nächstes ausheckt. Für alle die nicht bis zum nächsten Live-Event warten wollen gibt es auf SoundCloud eine Kostprobe. Reinhören lohnt sich – ein bisschen Sommer im Herbst ist garantiert!


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von Agnes Leclaire
am 23.10.2017

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