Panda Basel: Dafne Cardinale Sánchez und Nic Plésel im Gespräch

Es ist anti-kommerziell, unkonventionell, es ist ein neuer Kulturinput – es ist ein interaktives Wohnzimmer, von der Drogenausgabe zum Kulturrausch. Im Panda Basel gibt es keine fancy Getränke, dafür Geschichten in der ein Arzt zum Rapper wird. Wir sprachen mit Dafne Cardinale Sánchez und Nic Plésel über die Zwischennutzung und über Basel als Kulturstadt. Na dann, machen wir es mal wie Frittenbude und sagen: Pandabär, Pandabär. Komm doch her, komm doch her.




Liebe Dafne, lieber Nic wer steckt hinter Panda Basel?
Das sind wir, Nic Plésel, Kulturschaffender seit eh und je, Musikproduzent und Veranstalter unter Flamingofarm.ch und Dafne Cardinale Sánchez, Kunst- & Kulturinteressierte, Gastrokind, vorher im administrativen Bereich gearbeitet und später in Paris die Kunstschule besucht.

Wie kam das Ganze zustande?
Es hat sich ergeben, dass wir zur selben Zeit für ein neues Projekt Kapazität hatten. Das ehemalige Gassenzimmer war in der Zeit für eine Zwischennutzung ausgeschrieben, für die wir uns nach der Besichtigung mit unserem Konzept beworben und auch Zuspruch erhalten haben. Das Ganze ging mit der Besichtigung im Januar 2015 los, der erste Pinselstrich geschah im März und dann kam eine intensive Zeit vom Umbau bis zur Abnahme – mit allen Bewilligungen konnten wir dann endlich im Mai 2016 mit dem ersten Ausschank starten.



Was war die grösste Herausforderung bisher?
Ganz klar die dunkle Vorgeschichte, denn du kannst durch den Umbau, dem Ganzen einen neuen Look verpassen, aber das alleine reicht bei dieser Umnutzung nicht aus. Es braucht Zeit und Geduld für neue Geschichten respektiv eine emotionale Umkonnotierung. Nicht nur bei den neuen Gästen, sondern auch bei den früheren Besuchern. So kam beim Umbau hie und da mal jemand vorbei, der total verblüfft war, jedoch sprach es sich schneller wie gedacht herum. Auch war es für uns eine Herausforderung dem Ort ein neues Leben, überhaupt Leben, einzuhauchen. Wir hätten es uns auch einfacher machen können, in dem wir das ganze in eine Attraktion umgestaltet und als Krönung die gute Stube mit «zum goldigen Schuss» benamset hätten. Doch es ist nicht unsere Art den Weg des geringsten Widerstands zu gehen!



Was sind die wichtigsten Merkmale in eurem Konzept?
Wir wollten mehr als nur eine hippe Bar sein. Das Panda ist ein Ort der Begegnung, denn fancy Longdrinks bekommst du in jeder Bar, aber die Gespräche, den Siebdruck und DJ-Workshops, Producer-Blinddates und eine Ausstellung nicht. Wir wollten einen soziokulturellen Ort generieren. Ein Melting Pot der kreativen Köpfe. Es gibt dazu eine schöne Anekdote: Wir hatten einen Open Mic-Anlass und verschiedene Rapper aus Basel und Umgebung waren anwesend. Als das Ganze am Laufen war, wollte noch ein Gast sein Glück versuchen. Wir wussten nichts von seinen Fähigkeiten, da er sich der Runde als Arzt und nicht als Rapper vorgestellt hatte. Ab dem Moment als er am Mic war, tobte das Publikum, dieser junge Mann war grandios und so kam es dazu, dass er ein paar Wochen später im Studio mit anderen Rappern einen Track aufnahm. Eine Plattform für solch’ fruchtbare Begegnung zu sein, das war unsere grösste Motivation.

Panda – weshalb dieser Name?
Wir suchten einen Namen, welcher ein Kontra zur Vorgeschichte des Gassenzimmers bot. Dieser wichtige Ort trägt viel Geschichte mit sich, ein Imagewechsel musste her.
Pandas sehen aus wie Anfänger, dass sind wir auch, aber man darf sie auch nicht unterschätzen, denn Pandavideos sind die neuen Katzenvideos. Auch muss an der Stelle genannt werde, dass Nic seinen Zoo erweitern wollte.




Wer war für das Einrichtungskonzept zuständig?
Wir gemeinsam mit null Budget. Daher steckt viel Selbstgebautes, Upcycling und Secondhand im Interieur. Vieles hat sich im Prozess des Entstehens entwickelt – was nicht passte, wurde passend gemacht. Die Aufgabenteilung war sehr pragmatisch, jeder hat sich mit seinen Stärken eingebracht. Der Eine von uns hat Baustellenerfahrung, ein gutes Händchen fürs Werken und das Mechanische und der Andere hat sich um Malerarbeiten sowie den Feinschliff gekümmert. Auch wäre das Ganze ohne unser Netzwerk ziemlich karg, denn unsere Familien und Freunde haben uns sehr aktiv unterstützt, sei es von der Benachrichtigung einer Mulde bis zu Materialspenden.



Teamspirit: Wieviele Leute arbeiten im Panda, was sind deren Hintergründe und was hält sie als Team zusammen?
Zurzeit sind wir ein Team von insgesamt sieben Leuten inklusive Aushilfen. Jeder wirkt mit seinem Beitrag mit und hilft ein bisschen überall. Alle haben entweder mit Kunst, Kultur oder Musik was am Hut und sind dazu Gastronomieenthusiasten, das verbindet. Eine grosse Panda-Familie!

Beschreibt eure Gäste mit 3 Getränken, die bei euch auf der Karte stehen.
Bier, Sours und Migros ICE TEA. Die Menschen schätzen das Einfache und brauchen keine speziellen Drinks, bei uns bekommt man Easydrinks, dafür einzigartige Bekanntschaften und interessante Gespräche. Es ist wie eine WG-Party nur strukturierter, was aber kein Abstrich in der Einfachheit und der lockeren Atmosphäre bedeutet.



Empfehlungen von euch an die Gäste:
Bester Panda Cocktail
Ingwer Rum Sour mit unserem selbstgemachten Ingwer-Sirup
Bestes Panda Essen
Dafnes legendärer Schoggikuchen: Suchtpotenzial, alte Spirits sind also doch noch vorhanden.

Wo sonst in Basel (Bars, Restaurants, Clubs...) geht ihr privat aus?
VITO, Hucki, Heimat, Hinterhof, Hirschi und im Sommer Buvette Dreirosen, weil wir mit der Buvette Dreirosen uns das Personal teilen und uns gegenseitig unterstützen.


Zur Debatte “Basel als Kulturstadt”: Habt ihr Hoffnung für die Stadtkultur?
Langweiliges Thema, in Basel besteht – im Verhältnis zur Einwohnerzahl – beinahe ein Überangebot an Kultur, Nightlife und Gastronomie. Doch wird Basel nie eine Metropole noch die Vielseitigkeit einer solchen tragen können, auch wenn sich dies viele Kulturinteressierte wünschen. Take it easy, Basel hat fast alles. Es liegt hauptsächlich an der Einstellung und am Vibe der Bevölkerung. Vor lauter Bäumen sehen, schätzen, geniessen diese den Wald nicht.

Welche Eigenschaft sollte die Basler Bevölkerung sich noch aneignen?
Lockerer werden. Augen und Ohren aufmachen. Mutig sein. Mal neue Orte besuchen, anstatt nur die Stammbeizen heimsuchen oder einem Hype nach zu Eifern. Es geht darum, die Offenheit einer Grossstadt anzueignen, denn kulturell sind wir schon lange mit dabei. Nur unser Verhalten ist noch sehr dorfig.



Welchen Song mögt ihr zur Zeit am liebsten?
Dafne:

Nic:


Wem würdet ihr gerne ein paar Drinks ausgeben & weshalb?
All unseren Freunden und Supporters. Es sind viele, die uns auf dem Weg hierher begleitet und in verschiedensten Arten mitgeholfen haben. Deren Geduld und Verständnis ist nicht selbstverständlich, ohne diese Menschen hätten wir es nicht geschafft. Danke!




Wie wär’s mal mit...
...einem Streetfighter-Duell an unserer Arcade?



Wir danken Dafne und Nic für ihre Zeit und das Interview. Bevor das Panda Basel in die Sommerpause geht, können wir euch einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Vielleicht entdeckt die Eine oder der Andere das eine oder andere versteckte Talent.


_
von Derya Cukadar
am 01.05.2017

Fotos
von Derya Cukadar mit Unterstützung von Oliver Hochstrasser
© Oliver Hochstrasser für Wie wär's mal mit

Wer die Bilder weiterverwenden möchte, muss sich die Rechte bei Wie wär's mal mit einholen.
Über uns ︎

Menschen
Alltag
Kultur
Schweiz

Impressum

Wie wär’s mal mit
c/o Ana Brankovic
Giessliweg 81
4057 Basel
Schweiz
wiewaersmalmit@gmail.com

Unterstützen ︎

Vereinskonto
CH50 0029 2292 1353 60M1 L