«zur Wand» Basel: Im Gespräch mit Rahel Bär und Sebastián Andrés Silva Kühne
«zur Wand» ist ein Schauraum vom unabhängigen, gemeinnützigen Verein wiewaersmalmit.ch an der Andlauerstrasse 2 in 4057 Basel. Der Raum ist ein interdisziplinärer Safe Space für diverse Menschen und offenen Austausch. Wir sprachen mit Rahel Bär von einliteraturprojekt.ch und Sebastián Andrés Silva Kühne aka Dr. Salat, die im April 2021 den Raum mit einer audioliterarischen Performance bespielt haben.
Liebe beide, wer seid ihr und weshalb macht ihr bei «zur Wand» mit?
Wir sind Rahel Bär, einliteraturprojekt.ch und Sebastián Andrés Silva Kühne, Dr. Salat. Zusammen mischten wir unsere Passionen Literatur und Sound zu einem gemeinsamen Projekt, welches wir unter dem Namen [dd.mm.yyyy] bei «zur Wand» aufgeführt haben.
Rahel: Ich schrieb schon als Primarschülerin via Word auf dem PC, damals noch mit Clipart Bildern und Comic Sans Schrift auf Windows 95. Schreiben war und ist für mich Ausdrucksform, Ventil, Ästhetik, Kunst. Ich liebe es, aus Worten Welten zu kreieren und mit Sprache zu spielen. Im Moment verfasse ich Texte im Bereich experimentelle Lyrik/Prosa, Kurzprosa und Schilderungen und veröffentliche eine kleine Auswahl auf meiner Website einliteraturprojekt.ch. Nebst dem schreibe ich gelegentlich für Literaturmagazine. Mich interessiert das Phänomen der Synästhesie, also Sinneskoppelung. Meine neuesten Projekte drehen sich darum, wie es möglich ist, Texte durch mehrere Sinne wahrnehmbar und begehbar zu machen, also nicht nur auditiv, sondern auch visuell und haptisch.
Sebastián: Ich bin ein Liebhaber. Mache Sachen mit dem Herzen. Mag’s, wenn’s stimmig ist – und echt. In der Musik habe ich schon früh einen Rückzugsort gefunden. Ein Medium, welches erlaubt Emotionen zu teilen, Träume und Fantasien. Schon in der Jugend habe ich angefangen Musik zu sammeln. «1000 Lieder auf meinem iPod». Weil ich auflegen wollte, begann ich irgendwann selber Events zu organisieren. Dann kamen die Platten. Und jetzt warte ich sehnlichst darauf, dass wir wieder alle gemeinsam tanzen können!
Rahel: Wir haben via Instagram von dem Schauraum «zur Wand» erfahren, weil wir eine Plattform suchten, wo wir zusammen eine Performance oder Installation machen konnten. Ich finde Collaborations sehr bereichernd und habe Seba gefragt, ob er Lust habe, ein audioliterarisches Projekt zu starten. Wir haben ein sehr grobes Konzept eingereicht und bekamen dann einen Spot bei «zur Wand». Als das Datum gesetzt war, setzten wir uns zusammen und formierten unsere Ideen zu [dd.mm.yyyy], welches dann vor Ort stattfand und livegestream wurde. «zur Wand» finde ich deshalb so cool, weil es ein lokaler Ort ist, wo man die Möglichkeit hat, sich zu verwirklichen, etwas auszustellen, vorzutragen usw. – alles ist sehr frei und offen für jegliche Ideen und Konzepte.
Sebastián: Rahel hat ganz bescheiden in der wir-Form geschrieben (lacht). Eigentlich hat sie das Ganze angerissen: «Hättsch Lust mol öppis zämme z mache?» fragte sie, «Jo eh!» antwortete ich. Dann hiess es, wir hätten den Spot bei «zur Wand». Datum fixen und los geht’s! Ein paar Mails und Treffen später hatten wir beide das Gefühl, etwas ziemlich Cooles am Start zu haben. «zur Wand» bot uns eine Leinwand, die wir komplett frei gestalten konnten. Und so entstand schlussendlich [dd.mm.yyyy], im Flow von Anfang bis zum Ende.
Was inspiriert euch?
Rahel: Ich finde Inspiration oft im Alltagsleben, wenn ich beobachte. Indem ich z.B. im Café oder Zug gewissen Gesprächen folge bzw. mithöre, wenn mir Freunde etwas erzählen, wenn ich am Rhein entlang laufe und generell an alltägliche Situationen gelange. Auch: Bücher oder Podcasts über philosophische und sozialwissenschaftliche Themen, Spaziergänge, intensive Erlebnisse wie z.B. Langstreckenläufe, wo ich körperlich an meine Grenzen komme.
Sebastián: Mut. Zu sein, zu kreieren, auszuprobieren, zu scheitern, sich auszuleben, zu widersprechen, sich einzugestehen, zu fühlen, zu zeigen, durchzuhalten, sich zu stellen, zu geniessen, loszulassen, zu weinen, zu geben, zu nehmen. Mut anders zu sein, Mut sich anzupassen. Mut sich einzugestehen klein und unbedeutend zu sein. Mut sich seiner sicher zu sein. Mut sich zu sein. All dies erlebe und erstrebe ich tagtäglich. Es inspiriert mich zu sehen wie verschieden Menschen damit umgehen.
Wie würdet ihr unsere Gegenwart aktiv umgestalten?
Rahel: Ich arbeite neben dem Studium als Deutsch-Lehrperson. Dort ist mir vor allem aufgefallen, wie getaktet und vollgestopft der Alltag von Teenagern ist. Ich würde mich gerne aktiver einsetzen für weniger fixe Unterrichtseinheiten, dafür mehr freie Nachmittage und Stunden, wo Kreativität gefördert werden kann, weniger Leistungsdruck spürbar ist und es Spaces gibt, in denen man sich selber kennen lernen und erforschen kann – und zwar nicht unter dem neoliberalistischten Imperativ. Das gilt übrigens auch für Leute in meinem Alter und darüber hinaus: Mehr Ungeplantes wagen, weniger Selbstausbeutung betreiben. Sich selbst zur Arbeitsfähigkeit zu trimmen wird by the way oft mit Selbstliebe verwechselt.
Sebastián: Die Gegenwart umzugestalten – ich weiss nicht, ob ich dazu in der Lage bin. Das Wort Gegenwart birgt einen gewissen Teil Vergangenheit. Daran kann ich nichts ändern. Ein gutes Umfeld zu schaffen. Gewissenhaft zu sein. Versuchen stets zu lernen, aber auch zu wissen, wann es eine Pause einzulegen gilt. Inspirierend zu sein, aber dabei nicht aufhören sich selber inspirieren zu lassen. So durchs Leben zu gehen – stelle ich mir vor – könnte dazu beitragen die Zukunft positiv zu gestalten.
Welches Lied oder Playlist passt am besten zu euer Arbeit und weshalb?
Rahel: Ich würde sagen, spezifisch zu [dd.mm.yyyy] alle verwendeten Tracks in der Performance selber, für mich speziell aber «Sensation» von Daniel Avery (Rrose Remix). Das war für mich der Teil, der mich zusammen mit dem Text über den Autocrash am meisten geflasht hat.
Sebastián: Da schliesse ich mich Rahel an. Musik ist ein grundlegender Teil von unserem Projekt. Müsste ich einen Song wählen, so ist es «One Life» von Malibu. Eine geballte Ladung Emotionen, die kaum eine Person kalt lässt.
Wie wär’s mal mit...
Sebastián: ...’nem Dayrave?
Rahel (lacht): Ich würde sagen: ...’nem Dayrave und eme Prösi?
Liebe beide, wer seid ihr und weshalb macht ihr bei «zur Wand» mit?
Wir sind Rahel Bär, einliteraturprojekt.ch und Sebastián Andrés Silva Kühne, Dr. Salat. Zusammen mischten wir unsere Passionen Literatur und Sound zu einem gemeinsamen Projekt, welches wir unter dem Namen [dd.mm.yyyy] bei «zur Wand» aufgeführt haben.
Rahel: Ich schrieb schon als Primarschülerin via Word auf dem PC, damals noch mit Clipart Bildern und Comic Sans Schrift auf Windows 95. Schreiben war und ist für mich Ausdrucksform, Ventil, Ästhetik, Kunst. Ich liebe es, aus Worten Welten zu kreieren und mit Sprache zu spielen. Im Moment verfasse ich Texte im Bereich experimentelle Lyrik/Prosa, Kurzprosa und Schilderungen und veröffentliche eine kleine Auswahl auf meiner Website einliteraturprojekt.ch. Nebst dem schreibe ich gelegentlich für Literaturmagazine. Mich interessiert das Phänomen der Synästhesie, also Sinneskoppelung. Meine neuesten Projekte drehen sich darum, wie es möglich ist, Texte durch mehrere Sinne wahrnehmbar und begehbar zu machen, also nicht nur auditiv, sondern auch visuell und haptisch.
Sebastián: Ich bin ein Liebhaber. Mache Sachen mit dem Herzen. Mag’s, wenn’s stimmig ist – und echt. In der Musik habe ich schon früh einen Rückzugsort gefunden. Ein Medium, welches erlaubt Emotionen zu teilen, Träume und Fantasien. Schon in der Jugend habe ich angefangen Musik zu sammeln. «1000 Lieder auf meinem iPod». Weil ich auflegen wollte, begann ich irgendwann selber Events zu organisieren. Dann kamen die Platten. Und jetzt warte ich sehnlichst darauf, dass wir wieder alle gemeinsam tanzen können!
Rahel: Wir haben via Instagram von dem Schauraum «zur Wand» erfahren, weil wir eine Plattform suchten, wo wir zusammen eine Performance oder Installation machen konnten. Ich finde Collaborations sehr bereichernd und habe Seba gefragt, ob er Lust habe, ein audioliterarisches Projekt zu starten. Wir haben ein sehr grobes Konzept eingereicht und bekamen dann einen Spot bei «zur Wand». Als das Datum gesetzt war, setzten wir uns zusammen und formierten unsere Ideen zu [dd.mm.yyyy], welches dann vor Ort stattfand und livegestream wurde. «zur Wand» finde ich deshalb so cool, weil es ein lokaler Ort ist, wo man die Möglichkeit hat, sich zu verwirklichen, etwas auszustellen, vorzutragen usw. – alles ist sehr frei und offen für jegliche Ideen und Konzepte.
Sebastián: Rahel hat ganz bescheiden in der wir-Form geschrieben (lacht). Eigentlich hat sie das Ganze angerissen: «Hättsch Lust mol öppis zämme z mache?» fragte sie, «Jo eh!» antwortete ich. Dann hiess es, wir hätten den Spot bei «zur Wand». Datum fixen und los geht’s! Ein paar Mails und Treffen später hatten wir beide das Gefühl, etwas ziemlich Cooles am Start zu haben. «zur Wand» bot uns eine Leinwand, die wir komplett frei gestalten konnten. Und so entstand schlussendlich [dd.mm.yyyy], im Flow von Anfang bis zum Ende.
Was inspiriert euch?
Rahel: Ich finde Inspiration oft im Alltagsleben, wenn ich beobachte. Indem ich z.B. im Café oder Zug gewissen Gesprächen folge bzw. mithöre, wenn mir Freunde etwas erzählen, wenn ich am Rhein entlang laufe und generell an alltägliche Situationen gelange. Auch: Bücher oder Podcasts über philosophische und sozialwissenschaftliche Themen, Spaziergänge, intensive Erlebnisse wie z.B. Langstreckenläufe, wo ich körperlich an meine Grenzen komme.
Sebastián: Mut. Zu sein, zu kreieren, auszuprobieren, zu scheitern, sich auszuleben, zu widersprechen, sich einzugestehen, zu fühlen, zu zeigen, durchzuhalten, sich zu stellen, zu geniessen, loszulassen, zu weinen, zu geben, zu nehmen. Mut anders zu sein, Mut sich anzupassen. Mut sich einzugestehen klein und unbedeutend zu sein. Mut sich seiner sicher zu sein. Mut sich zu sein. All dies erlebe und erstrebe ich tagtäglich. Es inspiriert mich zu sehen wie verschieden Menschen damit umgehen.
Wie würdet ihr unsere Gegenwart aktiv umgestalten?
Rahel: Ich arbeite neben dem Studium als Deutsch-Lehrperson. Dort ist mir vor allem aufgefallen, wie getaktet und vollgestopft der Alltag von Teenagern ist. Ich würde mich gerne aktiver einsetzen für weniger fixe Unterrichtseinheiten, dafür mehr freie Nachmittage und Stunden, wo Kreativität gefördert werden kann, weniger Leistungsdruck spürbar ist und es Spaces gibt, in denen man sich selber kennen lernen und erforschen kann – und zwar nicht unter dem neoliberalistischten Imperativ. Das gilt übrigens auch für Leute in meinem Alter und darüber hinaus: Mehr Ungeplantes wagen, weniger Selbstausbeutung betreiben. Sich selbst zur Arbeitsfähigkeit zu trimmen wird by the way oft mit Selbstliebe verwechselt.
Sebastián: Die Gegenwart umzugestalten – ich weiss nicht, ob ich dazu in der Lage bin. Das Wort Gegenwart birgt einen gewissen Teil Vergangenheit. Daran kann ich nichts ändern. Ein gutes Umfeld zu schaffen. Gewissenhaft zu sein. Versuchen stets zu lernen, aber auch zu wissen, wann es eine Pause einzulegen gilt. Inspirierend zu sein, aber dabei nicht aufhören sich selber inspirieren zu lassen. So durchs Leben zu gehen – stelle ich mir vor – könnte dazu beitragen die Zukunft positiv zu gestalten.
Welches Lied oder Playlist passt am besten zu euer Arbeit und weshalb?
Rahel: Ich würde sagen, spezifisch zu [dd.mm.yyyy] alle verwendeten Tracks in der Performance selber, für mich speziell aber «Sensation» von Daniel Avery (Rrose Remix). Das war für mich der Teil, der mich zusammen mit dem Text über den Autocrash am meisten geflasht hat.
Sebastián: Da schliesse ich mich Rahel an. Musik ist ein grundlegender Teil von unserem Projekt. Müsste ich einen Song wählen, so ist es «One Life» von Malibu. Eine geballte Ladung Emotionen, die kaum eine Person kalt lässt.
Wie wär’s mal mit...
Sebastián: ...’nem Dayrave?
Rahel (lacht): Ich würde sagen: ...’nem Dayrave und eme Prösi?
Location «zur Wand» Andlauerstrasse 2 4057 Basel Öffnungszeiten Samstag 12–16 Uhr Mehr erfahren → _ Fotos / Video © Ana Brankovic für Wie wär's mal mit Sound Einliteraturprojekt.ch und Dr. Salat |